Mittwoch, 24. Januar 2024

Wenn schon, denn schon

Heute Morgen habe ich mir bewusst Zeit für Yoga genommen, auch wenn ich gar keine hatte, egal, ich fand das Yoga wichtiger als die zehn Minuten Verspätung im Büro. Mir ist erst heute aufgegangen, dass das Wort "energetisierend" in der Einleitung meiner Übungs-Videos ein Synonym für "anstrengend" ist. Wieder was gelernt.

Beim Gang durchs Treppenhaus habe ich das Nachbarspaar schreien und mit Gegenständen werfen hören, von deren heftigen Streits mir schon andere Nachbar:innen erzählt haben. Ratlos gewesen. Wenn ich sie treffe, scheinen sie immer ganz harmonisch miteinander.

Es wird warm, der Winter scheint keine Lust mehr zu haben. Über den Tag war es zuerst grau, dann regnerisch, dann sonnen-windig, dann sehr, sehr stürmisch. Aprilwetter im Januar.

Je länger ich auf den Bildschirm sah, desto mehr schmerzten meine Augen. Durch die Cortisonsalbe juckten sie zwar nicht mehr ganz so arg (das rechte Auge ist inzwischen auch betroffen), aber ich hätte sie am liebsten ständig zugemacht. Mit meinem Mittagessen stellte ich mich vor die Terrassentür und war in ständigem inneren Widerstreit, ob ich dem Wind draußen beim Wüten in der Natur zusehen oder doch lieber einfach eine halbe Stunde die Augen schließen wollte.

Ich denke zurzeit viel über die Vermischung von Privatem und Beruflichem nach, ausgehend davon, dass das in meiner geplanten beruflichen Zukunft ein Thema werden wird. Als ich mit dem Erwerbsarbeiten begann, war ich mit Feuereifer dabei, mein Job war auch mein Leben, ich hatte Pläne für eine steile Karriere: mehr Verantwortung, viel Geld. Ich erinnere mich an eine Situation, in der ich spätnachmittags noch mit meinem Chef per eMail Excel-Tabellen hin und herschickte, prüfte und korrigierte. An Heiligabend. Mit einem Modem, das in die Telefonbuchse gesteckt wurde. Mit einer Ladegeschwindigkeit von gefühlt 1 Bit/Minute. 

Mit der Zeit änderte sich meine Einstellung, weil ich immer mehr feststellte, dass es Unternehmen und Arbeitgeber:innen ziemlich egal ist, wie viel Leidenschaft eine Mitarbeiterin in ihren Job steckt. Letztendlich werden die Entscheidungen aufgrund politisch-taktischer Gründe und für den eigenen Machterhalt getroffen. Klar, das Hemd ist dann doch jeder näher als der Rock, und je größer ein Unternehmen ist, desto mehr solcher Hemdchen flattern da herum. i-Tüpfelchen war eine unkluge persönliche Verquickung von privat und Beruf, was mich alles in allem dazu brachte, jahrelang sehr genau auf eine scharfe Trennung zwischen Erwerbsarbeit und Freizeit zu achten. 

Gerade ändert sich das wieder. Immer mehr Menschen aus dem beruflichen Umfeld haben und nutzen meine private Handynummer; wenn's nötig ist, checke ich auch mal am freien Freitag oder am Wochenende meine Mails und schicke eine Antwort raus. Andererseits plane ich meine Erwerbsarbeitszeit um meine Klettervormittage oder Arzttermine herum - meine Freizeit ist mir definitiv wichtiger als meine Erwerbsarbeitszeit. Die Flexibilität bedingt sich natürlich gegenseitig. Noch bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich diese zunehmend fließenden Übergänge finde. Es gibt da schon noch einen großen Widerstand dagegen, dass die Erwerbsarbeit zu dominant in meinen privaten Bereich drängt. 

Zurück zum Wetter. Den ganzen Tag hatte ich Angst gehabt, dass der stürmische Wind mein Fahrrad wegfegen würde, und beim Heimfahren fühlte es sich an, als würde ich gegen Kaugummi treten. Fast nur Gegenwind! Teilweise musste ich echt aufstehen und mein ganzes Gewicht in die Pedale wuchten, um vorwärts zu kommen. Und zu Hause schloss ich es fest an eine Metallstrebe an, anstatt es neben den Van Norbert zu stellen, damit es nicht auf ihn draufgeweht würde. In den Keller brachte ich das Rad nicht, denn eine halbe Stunde später war ich schon wieder unterwegs zu einer Verabredung mit der E. Die Verabredung hatten wir in weiser Voraussicht bereits vor Wochen ausgemacht, denn wenn wir versuchen, uns spontan zu treffen, sind wir beide im Regelfall zu müde dazu. Wären wir nicht verabredet gewesen, wäre ich heute definitiv zu müde für ein Treffen gewesen.

Ich sollte mich viel öfter mit der E. treffen, sie tut mir immer gut mit ihrer ruhigen Art. Und sie kann gut zuhören. Und hat mir den koffeinfreien Mochaccino zubereitet, den ich den ganzen Tag schon im Kopf hatte und mir beim Ankommen von ihr gewünscht habe. 

Wieder zu Hause gab es gleich nochmal Wunschkonzert, der Prinz und ich hatten nämlich beide große Lust auf Pfannkuchen und so wurden Pfannkuchen gemacht. (Mit Schokocreme und Sahne. Wenn schon, denn schon.)

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