Den Morgen ließ ich noch einmal ganz ruhig angehen. Der Prinz hatte Feuer gemacht und Kaffee, ich setzte mich mit meinem Buch davor und startete in den Tag. Heute habe ich die Yoga-Einheit nicht so lange hinausgezögert wie gestern, sondern als ersten Tagespunkt gemacht. Ich habe die Einheit von gestern wiederholt und mich gefreut, wie viel stabiler sie heute schon ging - ich bin kein einziges Mal umgefallen. Beim Yoga ergeben sich ganz neue Perspektiven, und das meine ich ganz un-metaphorisch. Abgesehen davon, dass ich jedes Mal neue Staubnester unter den Möbeln entdecke, habe ich diesmal überraschend gelbe Blätter an den unteren Ästen des Gummibaums gefunden und den Blick schräg von unten aus den Dachfenstern im Flur genossen.
Danach war auch mal Aufgeschobenes abzuarbeiten. Vor der Hauptaufgabe, die mit der Erwerbsarbeit zusammenhängt, drücke ich mich noch und prokrastiniere lieber mit anderen, auch wichtigen Dingen. Ein Kontowechsel, der noch einige Nacharbeit nach sich zieht, liegengebliebene Reservierungen abrufen, die sich über die Urlaubstage angesammelt haben, so was. Zeitfresser gleichwohl.
Unterbrechen ließ ich mich vom Abarbeiten der Pflichtaufgaben von einer halben Stunde Krafttraining, zu der der Prinz einlud. Zum Aufwärmen legte er eine sehr laute, sehr fröhliche Playlist ein und wir tanzten durchs Tobezimmer. Ich habe eh gerade große Lust auf Tanzen und plane konkret einen baldigen Abend für einen Ecstatic Dance ein - in meinem Fall wesentlich wahrscheinlicher, dass ich das schaffe, als eine Nacht in einer Disko.
Zum ersten Mal seit der Bizepszerrung machte ich wieder ein normales Krafttraining, und klar, die Kraft hat deutlich nachgelassen, aber gefährliche Schmerzen hatte ich auch keine, nur ein Ziepen in der Ellenbogenbeuge, wo der Nerv durch die Engstelle läuft. Es macht mich unendlich froh, in das neue Jahr ohne ernsthafte Verletzungen starten zu können!
Am Nachmittag war ich mit der S. zum Hochwassergucken verabredet und das war gut so, denn sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht aus dem Haus gekommen, und die frische kalte Luft tat enorm gut. Hochwasser gab es dann gar nicht viel, dafür eine große Herde Rehe, die in aller Ruhe im Wiesengrund spielte, und Fortschritte an einer der ewigen Baustellen in der Gegend, dem ehemaligen Möbelhaus, das inzwischen ein dritter Bauträger in ein Mehrfamilienhaus zu verwandeln versucht. Der Spaziergang wurde länger und länger, wir hatten beide Lust, immer noch eine Kurve weiter gemeinsam zu laufen und uns die vergangenen Wochen zu erzählen. Ich bekam einige Antworten und Ideen auf Fragen, die ich zum veganen Kochen hatte, denn ich möchte einen Veganuary machen und die S. lebt schon ewig vegan und ist eine der besten Köchinnen, die ich kenne. Wir haben uns, anläßlich meiner Urlaubsplanung für Margalef, lange übers Fliegen unterhalten, ohne einen klar vertretbaren Standpunkt dazu zu finden... bei mir macht sich ein gewisser Fatalismus breit, im Grunde bin ich immer noch bei meinen sehr strengen Nachhaltigkeits-Werten, gestehe mir aber mehr Flexibilität zu, davon auch abzuweichen, ohne mich deswegen zu zermartern.
Kurz vor daheim machten wir einen Stopp im Café Portier, das dankenswerterweise auch an Heiligdreikönig offen hatte, und verwöhnten uns mit einem Kakao+Espresso. Das Portier hat großes Potenzial, ein Stammcafé zu werden, und ich wünsche mir schon lange eines. Hoffentlich kann es die neuen, längeren Öffnungszeiten beibehalten, denn zuvor war es einfach zu selten offen, um dort regelmäßig einzukehren.
Zu Hause empfing mich ein warmes Kaminfeuer und sättigende Pasta, die der Prinz zubereitet hatte. Mich hatte die frische Luft angenehm müde gemacht und ich döste und daddelte vor dem Feuer ein wenig vor mich hin, bevor der Prinz wieder aus der Sauna vom Nachbarn von ganz unten kam und wir noch eine Folge Serie schauten, aus der dann am Ende drei wurden.
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