Sonntag, 28. Januar 2024

An der Brückenwand

Weiter geht's im Wochenende der Schreibtisch-Erledigungen, an dem nichts erledigt wurde. Das Wetter hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht - auch am Sonntag war es so herrlich, dass ich einfach nicht drinnen bleiben wollte. Der Plan des Prinzen, an den ich mich einfach anschloss, stand eh schon: Die Klettersaison im Fränkischen eröffnen, am Student, wo sonst. 

Wo sonst: Fragten sich wohl auch die anderen 20 Seilschaften, die schon am Fels Schlange standen, als der Prinz, ich und der G., mit dem wir dort verabredet waren, ankamen. War trotz der Menschenmenge gute Stimmung am Fels, aber aus verschiedenen Gründen war er für keine:n von uns dreien so richtig einladend. In der Sonne sitzen und über andere Wände fachsimpeln war da schon viel angenehmer, und nach einigem Brainstorming kamen wir auf eine Idee für eine Alternative, und zwar die Brückenwand.

Da war niemand. Einerseits erstaunlich, weil es ein wunderschöner Platz war, sonnig bis zur letzten möglichen Minute, mit ein paar gar nicht so schlechten Routen. Andererseits waren die aber so richtig klassisch mit himmelweiten Hakenabständen abgesichert, und die Wand ist halt schon auch klein. Die leichteste Tour am Fels war eine 8+, mal abgesehen von der 6-, in der ich mich warmmachte, die aber im Grunde nur eine mentale Aufwärmroute war (Hakenabstände, sag ich da nur).
Die 8+ bekam ich vom Fels-Service Prinz & G. hochgehängt, vielen Dank: alles bestens, gerne wieder. Und obwohl ich im Vorhinein davon ausgegangen war, dass ich da höchstens ein wenig im Seil hängen und herumbouldern könnte, kam ich im zweiten Versuch im Toprope fast hoch und war ziemlich angefixt von dem kurzen Ding. Das könnte ich können. Noch dazu ist es so kurz, dass ich mir vielleicht sogar alle Züge merken kann und dann nicht herausfalle, weil ich mir wie sonst üblich beim dritten Zug schon überlegen muss, ob es denn jetzt mit links oder mit rechts weiterging.
 
Die Kälte und die viele Kopfarbeit zusammen sorgten dafür, dass mir drei Einstiege reichten. Wäre es noch länger hell gewesen, wäre ich noch ein weiteres Mal reingegangen, aber ein Wintertag ist früh zu Ende und sobald die Sonne weg war, wurde es ziemlich kühl. Überall, wo die Sonne tagsüber nicht hingekommen war, lag auch den ganzen Tag ein dicker Raureifmantel, die Tümpel waren noch immer gefroren. Trotzdem fühlte sich der Tag nach Frühling an, erst recht, als ich einen Marienkäfer an der Wand krabbeln sah. 

Zuhause wartete schon der I. mit einem Aufguss im Saunazelt auf uns, und zwar wartete er wirklich: Der Aufguss war für 17:10 Uhr angesagt, als er aber erfuhr, dass wir - laut Navi - erst um 17:22 ankommen würden, wurde er extra für den Prinzen und mich auf 17:25 Uhr verschoben. Später ging wirklich nicht mehr, denn gleich im Anschluss begann die Übertragung des nächsten Spiels der Handball-EM, die der I. leidenschaftlich und gewissenhaft verfolgt. 
 
Und dann geschah Erstaunliches, nämlich war die S., mit der ich lose einen Exit-Spieleabend verabredet hatte, zu müde, um sich später am Abend noch zu treffen. Huch! Normalerweise bin doch ich die Schlafmütze in diesem Freundesgespann? Ich nutzte sofort die Gelegenheit, Stereotype aufzuweichen und informierte den I., dass wir uns nicht mehr treffen würden, weil "es der S. zu spät wird". Ich sehe da Muster aufbrechen... und um diese neue Bild von mir selbst als Partymaus, das da in meinem Kopf entstand, aber nicht überhand nehmen zu lassen, setzte ich mich sofort mit einer Wolldecke in den gemütlichen Sessel ans Feuer und tat sehr gesetzte Dinge: Nämlich lesen und fernsehen. 

Interessantes Projekt: Brückenwand, Ceincaled (8+)

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