Montag, 1. Januar 2024

Neujahr 2024


Silvester hat sich angefühlt wie viele lang erwartete Ereignisse: kaum war es vorbei, stolperte ich in eine Kuhle der "Und das war jetzt alles?"-Enttäuschung, mit der ich erst mal klarkommen musste. Also nicht, dass Silvester selbst enttäuschend gewesen wäre, das war es ganz und gar nicht, aber dass nach dem großen Knall doch nicht alles von Glitzer überzogen war und ich ähnlich müde wie noch 2023 in den Tag startete, das prangere ich an.

Morgens mischten der Prinz und ich uns unters Volk, das hatten wir am Vorabend hin und wieder überlegt, aber wieder verworfen: Es war im Van Norbert einfach zu gemütlich und kuschelig gewesen. Ist durchaus ein kleiner Nachteil dieses Luxusmobils: vorher saßen wir oft vor dem Bus, weil es drinnen auch nicht bequemer war als draußen, und kamen dadurch automatisch mehr mit Anderen ins Gespräch. Jetzt, wo wir uns zu zweit im Van aufhalten und ausbreiten können, muss der Entschluss hinauszugehen sehr viel bewusster getroffen werden. Beim Morgenkaffee in der Sonne lernten wir ein paar nette Freiburger:innen kennen, hatten die üblichen Felsthemen und Autofachsimpeleien und konnten ein paar regionale Tipps weitergeben. Und dabei die Kletter:innenströme beobachten - Galera und Sagarmatha schienen heute sehr beliebt, ein guter Grund, einen weniger bevölkerten Felsen anzusteuern.

Weil ich zwischen guter und eher mittlerer Laune schwankte, machten wir langsam, bis wir uns für einen Fels entschieden - wieder die Rocca Rossa - und aufbrachen, mit den Fahrrädern diesmal. Das Wetter gab alles, um mir den Tag zu versüßen: Sonne, klare frische Luft, ideale Temperatur. Sobald wir die ersten Meter in den Wald gefahren waren, kippte die Laune denn auch endgültig ins Positive. 

Am Fels fühlte ich mich nicht übermäßig leistungsbereit. Dummerweise ist mein Gefühl beim Klettern aber gar keine Orientierungshilfe, Bauchschmerzen können auch Angst sein, Müdigkeit kann auch Schweinehund sein, Muskelziepen verschwindet oft gänzlich, sobald ich mich dazu überwunden habe, in die Wand zu gehen. Alles in allem gesehen war das auch heute so, mein Wunschprojekt ließ sich im zweiten Go ganz entspannt vorsteigen, gegen Ende des Tages hatte ich noch immer Lust und Kraft, in eine andere Route einzusteigen. Und trotzdem: die letzten beiden eher schlechten Nächte merke ich, und wohl auch, dass ich nun schon einige Tage nacheinander Sport mache.

Ein wiederkehrendes Thema dieses Urlaubs: Hunde. Es waren außer dem Prinzen und mir nur noch zwei weitere Seilschaften am Fels, eine davon mit "Bracco". Bracco war an sich ein sympathischer und aufgeweckter Kerl, aber immer wieder befand er, dass der Prinz und ich ihm im Weg stünden und verbellte und beknurrte uns ausdauernd. Und zwar so, dass wir nicht einfach an ihm vorbeigehen wollten, noch dazu mit der Erinnerung an den Berliner Wadenbeisser zwei Tage vorher. Sobald wir aber unsere Brote auspackten, saß Bracco mir fast auf dem Schoß, schwanzwedelnd wie die Unschuld selbst. Da hast du etwas falsch verstanden, Bracco - entweder Freundin oder Feindin. Das entscheidet sich nicht temporär nach Käsebesitzverhältnissen!

Als wir nach dem ersten Stück steilen Abstiegs wieder bei unseren Rädern für die Rückfahrt ankamen, war es fast fünf und schon etwas duster. Welch Genuss, die 2,5 km mit den schweren Kletterrucksäcken nicht zurückgehen zu müssen, sondern einfach den Forstweg hinunterrollen zu können! Angemessen platt nach dem Klettertag kochten wir uns sofort eine große Pfanne Zucchini mit Nudeln, schalteten die Standheizung an und ließen uns vom neuen Tatort unterhalten. Und auch heute gilt wieder: Vor 21 Uhr darf nicht geschlafen werden.

Rotpunkt:
Oltre Finale, Rocca Rossa, Operazione Papero L1 (6b)
Herumgebouldert: Rocca Rossa, Ombre Rosse (6b)

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