Der Blick ins Tal war weit und herrlich, ich konnte so richtig tief durchatmen dabei. Noch schöner war er von ganz oben am Umlenker meiner Route - der Weg dahin aber war hart. Es war eh schon die leichteste Route an diesem schweren Sektor, aber beim ersten Versuch im Toprope fühlte sie sich verdammt schwer an. Ich war mir ganz sicher, dass ich das nie-mals im Vorstieg würde machen können.
Im zweiten Toprope-Versuch musste ich mich schon nur noch an der Crux reinsetzen, und das dritte Mal bin ich sie vorgestiegen. Von Haken zu Haken zwar, aber: Die ist machbar. Habe ich also ein neues Projekt in Oltre Finale - an meinem letzten, der Let's Play, habe ich drei Jahre gearbeitet, bis ich sie gerotpunktet habe. Die Donna Sabina hat alles für ein lohnenswertes neues Projekt: eine knifflige und starke Crux, Ausdauerklettern, zwei weite Hakenabstände für den Kopf, gute Ruhestellen.
Lustig, es war so ein Tag gewesen, an dem ich mir nach dem ersten Felskontakt gedacht hatte, dass ich auch zufrieden wäre, wenn ich den Prinzen sichern und zwischendurch bei dem wunderbaren Wetter faul in der Sonne herumsitzen würde. Dann ergab sich aber doch alles so gut, das zweite Toprope ließ mir eine andere Seilschaft drin (mit der der Prinz sich dann auch noch seine Route teilte); im dritten Go holte ich einer anderen Seilschaft die Exen raus, die sie bis zur Hälfte der Route eingehangen hatte. Und beides machte mir den nötigen Druck (Motivation?), eben nochmal und nochmal einzusteigen. Und am Ende war es mein stärkster Tag bisher. Meine Fingerkuppen pumpten bis in den späten Abend.
Beide Seilschaften wirkten auf den ersten Eindruck eher abweisend. Stellte sich heraus, dass sie alle total nett waren, jedoch wenig bis gar kein Englisch sprachen und eben nicht mit diesen Tedesci kommunizieren konnten. Wir radebrechten uns dann aber zueinander.
Überhaupt haben wir heute viele nette Leute kennengelernt, schon beim Zustieg eine Gruppe Französisch-Schweizer:innen, unter ihnen einer aus Argentinien, mit dem ich begeistert ein wenig spanisch plaudern konnte. Und der mir schlagartig unseren Altersunterschied bewusst machte, als er mich fragte, wie lang ich denn schon aus Madrid weg sei - Antwort: 11 Jahre - und daraufhin verblüfft sage, "...das sei ja in einem anderen Leben gewesen!". Für ihn auf jeden Fall, er war vielleicht 22 Jahre alt. Aber recht hat er: Allmählich ist es wirklich ein anderes Leben, mein in Madrid gelebtes.
Am Stellplatz dann plauderten wir mit den neuen Freiburger Nachbarn, konnten mit Infos zu Supermärkten und Pizzeria aushelfen. Veravo gehört nach den vielen Wintern und Ostern, die wir schon hier waren, inzwischen zu den Orten, die wir kennen wie unser eigenes Viertel. Ist ja auch ähnlich überschaubar, wahrscheinlich sogar kleiner. Und trotzdem gibt es immer wieder auch Neues zu entdecken, und wir haben ja noch nicht mal alle Felsen gesehen, geschweige denn angefasst.
Nachdem die beiden mit Fahrtinfos versorgt waren und zum Alimentari aufbrachen, kochten der Prinz und ich uns eine Gemüselinsenpfanne. Hach, Herd im Van! Standheizung! Hach, Sitze so gemütlich wie Sessel! Was geht's uns gut.
Danach drückte mir schon die Erschöpfung die Augen zu.
Interessantes Projekt:
Oltre Finale, Rocce della Garda, Sektor Scudo: Donna Sabina (6c)
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