Dienstag, 23. Januar 2024

Auge, aua


Die A. hat mir zum Trainingstag einen Blumenstrauß geschenkt, der seitdem mit mir umzieht: vom Esstisch in die Kuschelecke, von dort an den Schreibtisch. Er ist nicht nur ausgesprochen hübsch, sondern er duftet noch dazu herrlich. Nicht nur von dem Blumenstrauß, sondern von dem ganzen Tag fühle ich mich immer noch reich beschenkt und bin ganz erfüllt von den Eindrücken und Erfahrungen am Sonntag. Es hat mich richtiggehend euphorisch gemacht, dieses Training zu halten und wenn ich daran denke, dass ich diese Euphorie vielleicht in meine Erwerbsarbeit einbauen kann - hey, das wäre richtig toll. Mach' dein Hobby zum Beruf und so, bla-bla-Instagram-Weisheit.

Ich hatte für heute einen Termin in der Akutsprechstunde meiner Augenärztin bekommen, und wie es meistens ist: Einige Stunden vor dem Termin ging es dem Auge schon wieder besser. Ich glaube ja, dass das weniger der psychologische Effekt des "Stell dich nicht so an, du brauchst wegen so einer Bagatelle nun wirklich nicht zum Arzt gehen" ist, sondern dass ich meistens so lange mit einem Arzttermin warte, bis ich schon den Peak des jeweiligen Syndroms erreicht habe, das dann im Normalfall auch von selber wieder besser werden würde. Es war aber gut, dass ich dort war, denn im Laufe des Tages begann das Auge wieder schrecklich zu jucken und am liebsten hätte ich es den ganzen Tag geschlossen gehalten.

Ich hatte mit Regen und Wind auf dem Weg in die Praxis gerechnet, aber es schien die Sonne hinter blitzblanken Wolken. Der Weg verläuft die ersten paar Kilometer genauso wie mein Arbeitsweg, geht dann aber geradeaus weiter statt abzubiegen. Deswegen fuhr ich von Beginn an mit dem Mantra "Geradeaus - nicht abbiegen - geradeaus - nicht abbiegen" im Kopf. Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass ich im Büro gelandet wäre, obwohl ich ganz woanders hin wollte. Fast wäre ich dann aber direkt vor der entscheidenden Kreuzung doch noch abgelenkt worden, weil sich ein so schönes Bild vor mir auftat, dass ich es unbedingt fotografieren wollte. Obschon ich mir unsicher bin, ob mir diese neuen silbernen Rohre (Fernwärme?) im Landschaftsbild nun gefallen oder nicht. Heute blitzend im Sonnenschein: Ja.

Ich saß recht lange im Wartezimmer, aber ich war ja auch in der Akutsprechstunde. Überhaupt bin ich sehr froh, dass ich endlich eine Augenärztin gefunden habe, die mir zuverlässig vorkommt. Die sich Zeit nimmt und bei allem Stress noch freundlich bleibt. Ach ja, das Auge: Wohl Hautkeime, auf die manchmal die Augen quasi allergisch reagieren. Überreagieren, würde ich persönlich sogar sagen. Neben einem Antibiotikum bekam ich Cortison, das soll gegen das unerträgliche Jucken helfen. Später am Nachmittag hatte ich eine Videokonferenz, da musste ich jedenfalls einige komische Zuckungen machen, weil das Jucken noch nicht vorbei war. Wahrscheinlich habe ich bei der Dienstleisterin, die mich auf diesem Weg heute kennenlernte, einen sonderbaren Eindruck hinterlassen.
 
Insgesamt war das ein weiterer Stresstag heute, zwischen Erwerbsarbeit, mehr Erwerbsarbeit, Augenärztin und noch mehr Erwerbsarbeit blieb kaum Zeit zum Essen und noch weniger, um mit dem Prinzen eine lang erwartete finanziell sehr gute Nachricht zu feiern. Denn direkt, nachdem ich Feierabend gemacht hatte, zog ich mich umgehend um und setzte mich aufs Rad in Richtung heiliges Dienstagstraining, der Prinz fuhr mit mir in dieselbe Richtung, bog dann aber ab zur Boulderhalle.
 
Nun bin ich ja seit dem Jahreswechsel nicht mehr im Sportverein, und der momentane Zustand ist wirklich keiner, den ich länger beibehalten möchte. Vor allem nicht bei Dunkelheit und Kälte. Zum Treffpunkt muss ich dreieinhalb Kilometer mit dem Rad fahren, parke das Rad dann dort auf dem (unbeleuchteten) Parkplatz. Und dann geht's los: Im Dunkeln aus den Thermo-Radhosen friemeln, Windjacke und Daunenjacke ausziehen, im Dunkeln in die schwarze Tasche stecken, darin das winzige schwarze Lauf-Stirnband finden und die winzigen schwarzen dünnen Handschuhe. Die blau-schwarze Stirnlampe auch. Und das alles, ohne dass meine anderen schwarzen Sachen unbemerkt aus der Tasche herausfallen und im Dunkeln liegenbleiben. Die Laufbrille, das Stirnband und die Stirnlampe im Dunklen in der richtigen Anordnung auf den Kopf zu bekommen ist ebenfalls nicht ohne. Beim Zurückkommen vom Lauftraining dann das Ganze in umgekehrter Reihenfolge, und muss ich noch dreieinhalb Kilometer frieren, weil ich ja verschwitzt auf dem Rad wieder nach Hause fahre, und noch dazu fühlen sich Jacke etc. über den nassgeschwitzten Laufklamotten ganz schön eklig an. Ach ja: Keine Möglichkeit zu dehnen. Wegen all dieser Unannehmlichkeiten bin ich heute nicht für die Wirtschaft geblieben, obwohl wir eine nette Vierergruppe waren. 

Meine Uhr hat mir heute schon wieder einen "persönlichen Rekord" ausgegeben, und zwar für die längste Strecke Laufen, 13,3 km. Meine Güte. Laufe ich wirklich nur noch so kurze Strecken, dass das schon ein Rekord ist? Andererseits: Die Uhr habe ich erst seit September, die weiß noch nicht viel von mir. Und nochmal andererseits: Doch, kann schon sein, dass ich seit dem Unfall überhaupt noch nicht wieder solche Strecken am Stück gelaufen bin. Hm. Immerhin war heute das Tempo endlich mal wieder ein gurkentruppenübliches, nämlich deutlich unter 6m/km, und der Wunderfuß fand alles gut. Bald möchte ich mal ca. 16 km ausprobieren, und wenn das geht, dann ist ein Halbmarathon auf jeden Fall auch wieder drin.

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