Die Wohnung für den Putzroboter aufzuräumen habe ich nicht mehr geschafft, denn um zehn war ich bereits mit der A. in der Kletterhalle verabredet und hatte vorher noch eine wichtige Aufgabe: Die leere Kaffeedose zum Kaffeedealer bringen, der sie im Laufe des Tages befüllte, damit wir nicht am Wochenende ohne Kaffee dastehen. Was für eine Katastrophe wäre das denn! Gerade noch abgewendet. Weil der Putzroboter aber so oder so am Donnerstag um 10:10 losläuft, legte ich ihn rein und machte einfach alle Türen zu, sodass er nach einer erfolglosen kleinen Runde durch den Flur entnervt wieder an seine Station zurückkehren musste, weil er nirgendwo sonst hinkam.
Beim Radfahren hatte ich gleich nochmal viele kreative Ideen, das geht mir oft so beim Ausdauersport; ich nahm mir fest vor, sie beim Ankommen an der Halle direkt aufzuschreiben. Ich kam an, die A. war auch schon da, zack, das Palavern angefangen und Ideen vergessen. Ich erinnere mich immerhin noch, dass ich mich auf dem Weg über eine Ampel ärgerte, die direkt vor mir auf Rot schaltete, und dann in die Sonne blinzelte und mir dachte: Warum ärgerst du dich eigentlich, du sitzt auf dem Fahrrad, an einem Werktag vormittags bei bestem Wetter, bist auf dem Weg in die Kletterhalle, gibts was Besseres? Und schon war der Ärger vorbei. Ich habe jetzt meine "It'll pass"-Tattoos ziemlich genau ein Jahr und denke immer öfter auch in den schönen Momenten daran, diese intensiv zu genießen, weil sie eben nur jetzt da sind und danach vorbeigehen. In schlechten Momenten kommt mir der Gedanke, dass es auch wieder besser wird, fast schon automatisch daran. Ich bin immer noch sehr glücklich mit den Tattoos und der Idee, die dahintersteht.
Was mir auf der Fahrt auch durch den Kopf gegangen war, war ein Gedanke, den ich morgens gelesen hatte, nämlich von jemandem, die sich zunehmend unwohl fühlt, wenn Helden ihre Heldengeschichten erzählen. Denn wer hat ihnen ihre Energieriegel gekauft, damit sie beim Abenteuern nicht verhungern? Wer hat ihre Kinder betreut, als sie weg waren? Wer hat sich für die Heldenmutter ein Geschenk überlegt und es besorgt, damit sie nicht ganz so enttäuscht ist, wenn der Held mal wieder zu ihrem Geburtstag nicht da ist? Denselben Reflex habe ich seit einigen Jahren auch bei der begeisterten Vorfreude von Freunden (ohne :innen), die ihre Elternzeit für eine gemeinsame lange Reise nutzen. Geil, endlich zwei Monate Urlaub am Stück! Und wer schält sich im klammen VW-Bus aus dem Schlafsack, wenn das Baby hungrig ist? Wer besorgt im Ausland Babynahrung, die bio, regional und möglichst auch noch ohne Plastik verpackt ist? Wer stellt eine Notfallapotheke für ein Baby zusammen? Wer kümmert sich nach der Rückkehr um alles, was in zwei Monaten aufgelaufen ist - Kitaplatzbewerbung, Änderung der Personenstandsanzeige, was weiß ich? Eine Freundin, die zwei Jahre mit Mann im VW-Bus in der Welt unterwegs war und einige junge Familien auf solchen Reisen getroffen hat, hat mir erzählt, dass die Mütter das meistens nicht gerade als Urlaub empfanden.
Klar ist das nur die eine Seite. Natürlich wollen Frauen auch reisen, Sport machen, viel gemeinsame Familienzeit miteinander verbringen. Und trotzdem empfinde ich diese Reisen in den "Vatermonaten" als ungerecht, weil die Elternzeit dafür da sein sollte, dass jede:r mal den Alltag mit dem Baby verbringt, die Routinen, die Langeweile erlebt, aber auch die Bindung mit dem eigenen Kind intensiv von Anfang an aufbaut. Und das geht eben am besten durch gemeinsame Zeit, gemeinsamen Alltag. Schließt ja nicht aus, dass auch einmal gemeinsam gereist wird. Aber dass auch die Väter von Anfang an Ganztags-Babybetreuung machen, fände ich wichtig.
Die A. hat auf ihrem Weg in die Kletterhalle heute den einen Kletterhallenbetreiber getroffen, der es nur durch waghalsige Manöver schaffte, vor ihr anzukommen, um uns die Halle aufzuschließen. Der wohnt anscheinend irgendwo bei der A., während der andere recht nah bei mir wohnt. Dabei liegt die Halle sowohl für die A. als auch für mich ziemlich weit entfernt, und zwar nicht in der Mitte zwischen uns, sondern wir fahren sozusagen V-förmig auf sie zu. Ist aber halt die einzige Kletterhalle, die Donnerstagsvormittags offen hat. Und das im Kletterparadies Frankenjura!
In der Halle habe ich wieder genauso abgesahnt wie letztes Mal, zwei steile 7er geklettert und noch drei leichtere Routen. Das nächste Mal muss in eine 7+ eingestiegen werden. Als ich dann der A. von meinem schon spürbaren Rückenmuskelkater erzählte, riet sie mir, am nächsten Tag was Entspannendes zum Ausgleich zu machen. Bauchmuskeltraining zum Beispiel. Ha! Das hat sie echt gesagt.
Obwohl wir heute nicht herumgetrödelt haben, kam ich doch erst um 13:55 wieder zu Hause an, hatte nur Zeit, mir ein Stück Focaccia zu schnappen und mich damit an den Laptop zu setzen, bevor ich losarbeiten musste. Das Erwerbsarbeiten am Nachmittag wurde mir lang... und als ich Feierabend machte, wurde mir langweilig. Der Prinz war nicht da, der hätte mich sicher unterhalten, die Mediatheken dagegen gaben gar nichts her, was mich interessierte. Ich überlegte kurz, mir die Sauna anzuschalten, aber hey - aus Langeweile? Kein guter Grund. Da spielte ich doch lieber ausgiebig Klavier, machte ich mir einen (koffeinfreien) Abendkaffee und kümmerte mich endlich mal um meine angekauten Finger (3). An den anderen Abenden dieser Woche hatte ich nämlich einfach keine Energie mehr, da mal Bepanthen draufzuschmieren. Mit Aussicht aufs Ausschlafen morgen konnte ich mich da schon eher zu aufraffen.
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