Ich wache erst um zehn im durch die Jalousien verdunkelten Schlafzimmer auf und freue mich als erstes, dass wir es geschafft haben, die ganze Strecke vom Kletterurlaub in Ligurien bis nach Hause noch in der Nacht zu fahren. Das war so viel angenehmer als tagsüber, einfach Tempomat rein und ohne Verkehr über die Autobahnen düsen. Dafür waren der Prinz und ich eben auch erst um 4 im Bett.
Die Heizung ist die ganze Nacht gelaufen, aber hat die Wohnung erst auf 17° hochgebracht, von den 13°, die sie am Vorabend noch hatte. Es fühlt sich trotzdem kuschelig warm an. Der T. von unten hat uns unseren Anteil der Gemüsekiste in die Küche gelegt und noch Lebkuchen dazu, ich fühle mich wunderbar willkommen zurück daheim.
Es gibt einen Kaffee im Bett, während dem ich mich von den Jahresreiseplänen der Schwester dazu inspirieren lasse, auch selbst Ideen für die Faschingsferien zu durchdenken. Die vergangene Woche Urlaub in Finale hat dem Prinzen und mir richtig gutgetan, wir konnten entspannen, klettern, lesen, die Gedanken schweifen lassen, so wünsche ich mir das für die Faschingsferien auch. Kurzerhand schauen wir uns nach Flügen nach Barcelona um, und siehe da: Es gibt Direktflüge, und die sind noch dazu preislich im Rahmen. Also fragen wir bei der Pension an, in der der Prinz in einer anderen Zeit Kletterurlaube verbracht hat, von denen er heute noch schwärmt und die Antwort kommt umgehend: Ja, ein Zimmer ist noch frei. Zack, wir buchen das Zimmer und die Flüge gleich hinterher, die Faschingsferien im Klettergebiet Margalef sind also fix geplant. Das war spontan und ist ganz, ganz toll!
An meiner sofortigen Vorfreude auf den Urlaub merke ich, dass das eine gute Entscheidung war. Meist mischt sich in meine Vorfreude nämlich der Gedanke, ich könnte ja auch mal die Ferien zu Hause verbringen und "Dinge erledigen". Oder ich mache mir vorsorglich Gedanken darüber, dass ich zu Ferienbeginn vielleicht zu erschöpft für eine Reise sein könnte und lieber nichts tun würde. Im Nachhinein habe ich immer festgestellt, dass mich Reisen mehr erfüllt und entspannt als Nichtreisen.
Das Ganze passiert nicht mehr im Bett. Mittlerweile bin ich an den Esstisch umgezogen, habe mir ein Müsli gemacht und war dafür bereits zweimal unten im Van Norbert, um erst Joghurt und Zeug und danach meine Brille und Zeug in die Wohnung im fünften Stock zu holen. Ach ja, und ich habe die Sauna angeschaltet.
Unerwartet steht der T. von unten vor der Tür und hat eine ganze Auflaufform voll überbacken Gemüses dabei. Er hat sich gedacht, dass wir am ersten Tag nach dem Urlaub vielleicht noch nichts zu essen daheim haben und wollte uns durchfüttern. Wie lieb ist das denn! Ich wollte sowieso zu ihm runter, um uns wegen unseres gemeinsamen Gemüseanteils abzusprechen, so besprechen wir alles beim Essen und klönen außerdem über unsere Feiertags- und Bahnerfahrungen aus den letzten Tagen. (Besonders über zwei überraschend pünktliche Zugverbindungen, meine von Wien bis ins Rheinland und seine von Leipzig bis nach Hause). Als der T. sich wieder in seine Gemächer verabschiedet, ist gerade die Sauna heiß, heute fügt sich wirklich eines ins andere.
Ich mache einen ersten Saunagang, auf den ich mich seit Tagen schon freue; absichtlich ohne Podcast im Hintergrund, weil ich die vielen Eindrücke vom Heimkommen in Ruhe durchdenken will. Dabei genieße ich sehr das Gefühl des Zuhause-Seins.
Dann verliere ich mich in den Tiefen einer Mietwagensuche. Mit Billigvermietungen in Spanien, von Deutschland aus gebucht, habe ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht, und die heutige lässt kaum auf Verbesserung hoffen: Bei einem Anbieter mit verdächtig gutem Preis muss ich für die Preisvorschau eine Telefonnummer und eMail-Adresse angeben, und nur 10 Minuten, nachdem ich die Seite besucht habe, erhalte ich einen automatisierten Anruf, in dem mir eine Computerstimme auf Englisch die Vorteile der Autovermietung herunterleiert, gleichzeitig kommt eine eMail in meinem Postfach an, die mich auffordert, SOFORT ZU BUCHEN DA SONST DER PREIS VERFÄLLT! Eine Vollkaskoversicherung abzuschließen ist aber für Kund:innen ohne spanische Meldeadresse nicht möglich. Na, weiß ich immerhin, bei welchem Anbieter ich unter Garantie nicht buchen werde.
Für den zweiten Saunagang kommt der Nachbar von ganz unten herauf und bringt Grapefruit- und Zedernduft mit. Auch mit ihm fröhlicher Austausch von Neujahrswünschen, ich staune über seine Berichte über ausschweifende Partys bis in die Morgenstunden. Kaum traue ich mich zu erzählen, dass wir an Silvester immerhin bis nach Mitternacht wach geblieben sind und auch noch stolz darauf waren! Ausgerechnet als wir nach dem Aufguss am Feuer zusammensitzen, überkommt mich ein Tätigkeitsdrang. Ich habe mich den ganzen Tag schon gewundert, dass ich den Van Norbert so stoisch unausgepackt unten auf seinem Parkplatz stehen lassen konnte, aber jetzt hole ich den nächsten Schub Dinge herauf, verräume erste Urlaubsüberbleibsel, bereite ein Kartoffelgratin fürs Abendessen vor und räume die Spülmaschine aus und ein. Der Prinz, der Nachbar von ganz unten und ich essen das Kartoffelgratin beim weiteren Plaudern, das von der Nachricht unterbrochen wird, dass die Lebensmittelretter:innen im Haus etwas gerettet haben. Das nimmt der Nachbar von ganz unten zum Anlass, sich nach unten zu verabschieden, ich begleite ihn bis zum Tauschregal und ergattere einige leckere Dinge. Kommt mir ganz gelegen, denn morgen ist Feiertag, ich hatte aber keine Lust mehr zu überlegen, ob wir noch Lebensmittel brauchen; so kommen wir auf jeden Fall über das Wochenende ohne zu verhungern.
Die Sauna hat mich müde gemacht. Gerade noch bevor ich zu müde bin, um mich aufzuraffen, verziehe ich mich zu einer Einheit Yoga ins Tobezimmer. Ich habe fest vor, wieder häufiger gleich nach dem Aufstehen Yoga zu machen, und das, ähem, habe ich damit heute erledigt. Neun Stunden nach dem Aufstehen ist immer noch "nach dem Aufstehen". Ich kann ja wohl Vorsätze nicht gleich am ersten Ausführungstag wieder fallenlassen (die ersten Tage des Jahres zählen nicht mit, weil Yoga im Urlaub mit dem Van Norbert zwar möglich, aber doch recht unkomfortabel ist).
Der Tag ist wie im Flug vergangen und war dabei ein richtig schöner letzter Ferientag, vor allem, da es ein geschenkter Tag war. Weder der Prinz noch ich hatten damit gerechnet, dass wir die Rückfahrt in einer Nacht schaffen und den Tag danach noch dazu ausgeruht genug sind, um ihn zu genießen. Es ist einfach schön, wieder daheim zu sein.
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