Sonntag, 14. Januar 2024

Tag 2 unverplant

Ich bin schon kurz vor sieben erfrischt aufgewacht, kein Wunder, schließlich war ich gestern Abend noch vor neun ins Bett gefallen. Gute neun Stunden Schlaf, da darf selbst ich dann mal ausgeschlafen sein.

Ich schlich mich aus dem Schlafzimmer und setzte mich mit Kaffee und Buch ins noch dustere Wohnzimmer, las eine kurze Weile und begann dann mit meiner Trainingsvorbereitung. Das Gestrüpp aus Zeitplanung, vorzubereitenden Materialien und Vergegenwärtigen der Themen lichtete sich. Als es wirklich für alle Zeit wurde, aufzuwachen, brachte ich dem Prinzen einen Kaffee und lockte ihn damit aus dem Bett. Und weil ich zu dem Zeitpunkt eine gute Pause einlegen konnte, turnte ich eine Yoga-Einheit und bereitete das Mittagessen vor, bevor ich weiter an meinem Training arbeitete.

Nach dem Essen hatten wir beide Lust auf einen Espresso und so trank ich schon meinen dritten Kaffee am Tag. Da sag mal jemand, ich wüsste nicht mehr, was Party ist! 

Für den frühen Nachmittag hatten der Prinz und ich uns eine Laufrunde vorgenommen. Am Vortag war mein Haupttagespunkt ja die Trainingsvorbereitung gewesen, die ich so lange vor mir herschob, bis ich alle anderen unangenehmen Dinge wegprokrastiniert hatte. Der Haupttagespunkt heute war diese Laufrunde, und siehe da - ich habe viel mehr an meiner Trainingsvorbereitung gearbeitet als gestern, um das Laufen so lange wie möglich rauszuschieben. Vielleicht wäre das ein guter Mental-Trick - die Sachen, die ich wirklich erledigen will, als Nebenpunkte einordnen und sie dann wegprokrastinieren. Neben dem Laufen und der Trainingsvorbereitung habe ich natürlich auch noch andere Nebenher-Tätigkeiten getan, zum Beispiel alle Bücher zusammengesammelt, die auf meinen "Zu lesen"-Stapel gehören und - es sind viele.

Jedenfalls hatte ich nur so mittel Lust, in die Kälte zum Laufen rauszugehen und der Prinz noch viel, viel weniger, aber. Und so fanden wir uns um drei Uhr im Wiesengrund wieder, wo haufenweise Spaziergänger:innen und Familien unterwegs waren, und die Luft war wunderbar und es kam sogar die Sonne raus und erhellte die fahlen Wolken und ich war glücklich, dass wir uns aufgerafft hatten. Letztendlich wäre ich gerne noch ein wenig mehr gelaufen als die 10 Kilometer, die es wurden, das Laufen mit dem Prinzen war ungemein kurzweilig. Ich war heute mit den Straßen-Laufschuhen unterwegs und fühlte mich damit wohler als letztes Mal mit den Trailschuhen, auf einer Strecke mit ähnlicher Aufteilung von Asphalt und Trampelpfaden. Wenn der Boden mal nicht mehr gefroren, sondern matschig oder rutschig ist, wird das anders sein. 

Ich war sehr zufrieden, als wir nach dem Laufen wieder zu Hause ankamen, setzte mich vors Feuer, beschäftigte mich mit Fahrraddingen - Zubehör kaufen und Touren planen - und fühlte mich wohl. Als der Prinz zum Nachbarn von ganz unten in dessen Sauna aufbrach, arbeitete ich noch eine Weile an meinem Training und dann war es auch schon Zeit, das Abendessen vorzubereiten. (Kleines Déjà-vu vom Vormittag). Es gab ein Blech voller Ofengemüse, ein zweites Blech voller Ofenkürbis und dazu eine Pfanne gebratenen Tofu und Tempeh, und obwohl ich bei der Menge dachte, dass bestimmt etwas für mein Mittagessen morgen abfallen würde, war in kürzester Zeit alles verputzt. Vorher und zwischendrin ein Telefonat mit der N., das mir schön ins Bewusstsein rief, wie toll auch ich ein neues, unbeschriebenes Jahr finde und mit wie viel Vorhaben und Vorfreuden ich in dieses gestartet bin. Und wie schön, dass es bei ihr eben auch so ist.

Klavierspielen "sollte" ich auch noch. Ich jammerte ein bisschen vor mich hin, wurde aber streng ans Klavier geschickt und das gab mir den letzten Schubs, einfach mit dem Spielen anzufangen. Sobald ich begonnen hatte, machte es ja dann Spaß. Und hätte ich nicht geübt, hätte ich nie bemerkt, dass die Stellen vom Vortag schon viel besser liefen. Übrigens lerne ich zurzeit so viel, und damit meine ich nicht mal Dvorak: Erst beim letzten Quintett-Termin fragte mich die erste Geigerin, warum ich denn nicht an den Stellen, die schwierig umzublättern sind, die Folgeseite als Kopie anklebe. Inzwischen üben wir dieses Klavierquintett seit zwei Jahren, und ich bin nicht von selbst auf diese Idee gekommen! Ein Augenöffner. Genauso wie die Information der Nachbars-S., dass Ingwer nicht geschält werden muss, sondern einfach im Ganzen gerieben oder kleingeschnitten werden kann. Wie viel vergeudete Lebenszeit mit dem mühsamen Abfieseln der Schale von den unförmigen Ingwerknollen! Seitdem ist Ingwer auf meiner Beliebtheitsskala um fünf Punkte noch oben geklettert. Und die schwierigen Angststellen an den Blatträndern im Notenheft haben ihren Schrecken verloren. 
 
Ich hatte so halb überlegt, nach dem Klavierspielen (am späten Abend! Nach acht Uhr!) noch einen kleinen Teil des Trainings weiter vorzubereiten. Aber: nein, das verschieben wir auf morgen. Schließlich ist es später Abend, nach acht Uhr, und ich freue mich sehr aufs Bett. Außerdem habe ich ja noch einiges zu lesen vor mir, siehe Foto, da muss ja auch mal mit angefangen werden.

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