Den Prinzen am Schreibtisch begrüßt und erst einmal ein wenig gefröstelt. Es war ziemlich kalt in der Wohnung, ich stellte die Heizung an und überlegte, mich doch auch einmal wieder am Feueranzünden im Kamin zu versuchen, gab den Plan aber schnell wieder auf, da sich ein Scheitern auf ganzer Linie abzeichnete. Im Bereich "Feuermachen" fehlt mir jeglicher Ehrgeiz, deswegen lerne ich´s wohl auch nicht. Immerhin holte ich später eine Kiste Holz aus dem Keller, das ist mein Beitrag zum brennenden Kaminfeuer im Hause Innen & Draußen.
Es musste also ein Alternativplan zur schnellen Wärmegewinnung her, ich hatte eh Yoga machen wollen und entschloss mich zu einer ungewöhnlich langen Einheit von 45 Minuten. Dass die dann nicht nur lang, sondern noch dazu auch ziemlich athletisch war, überraschte mich. Ich hielt durch und, ja: Danach war mir warm, ich endete nur im T-Shirt; Hoodie und Jacke hatte ich zwischendrin ausgezogen.
Noch ein wenig herumhaushalten, und schon war es Zeit für ein berufliches Telefonat, das mir den Freitag ein wenig zerschoss. Auch wenn es nur ein kurzer Termin war (der einen kurzen beruflichen Termin am Nachmittag nach sich zog), nahm er dem Tag doch das "Freiheits"-Gefühl. Immerhin: Es war ein angenehmes Gespräch mit vielversprechendem Ergebnis.
Es ist schon fast Routine, dass ich mich am Freitag mit der Nachbarin S. auf einen Kaffeeplausch treffe. Wir haben eine Mission: Ein Stammcafé finden. Dort soll uns beim Reinkommen schon der richtige Kaffee bereitet werden, ohne dass wir bestellen müssen (was mir erst jetzt einfällt: Ich bestelle gerne verschiedene Getränke, also wird das wohl doch nichts mit dem fertigen Kaffee beim Hinsetzen). Das Wetter war uneinladend grau und kalt, trotzdem beschlossen wir rauszugehen, um an die frische Luft zu kommen und wegen Mission, natürlich. Als Ziel schlug ich den Asiamarkt vor, die S. war sofort dabei und packte in weiser Voraussicht einen Einkaufsbeutel ein, man weiß ja nie. So war es auch: Aus "man weiß ja nie" wurde jeweils ein prall gefüllter Einkaufsbeutel, und nach einem äußerst wohlschmeckenden Kaffee im Café Dreizehn - dem zweiten Anwärter auf unser Stammcafé - brachten wir unsere Beute zufrieden nach Hause.
Heute wurde der vegane Mandarinenkuchen verteilt und gegessen, und ich bin höchst begeistert. Die S. hat ihr Stück noch nicht probiert, ihr Urteil ist besonders aussagekräftig, da sie schon ewig vegan bäckt, noch vor dem ersten Bissen hat sie mir einen Verbesserungsvorschlag geschenkt. Dem T. von unten habe ich auch ein Stück runtergebracht, den Rest teilten uns der Prinz, ich und der H., der später zur Urlabusplanung zu uns kam. Die gestaltete sich schwieriger als gedacht - vier Personen, vier Rennräder und eine Rückfahrgelegenheit vom Comer See nach Hause unter einen Hut zu bringen ist nicht einfach. Mal ganz abgesehen von passenden Daten und freien Unterkünften, um die wir uns noch gar nicht gekümmert haben. Die Planungstreffen erschöpfte mich, als der H. gegangen war, musste ich mich erst mal ans Feuer setzen. Das, natürlich, der Prinz angezündet hatte.
Abends waren wir mit der C. und dem I. zum Essengehen verabredet. Weil wir viel zu früh fertig angezogen und gestylt waren, standen wir noch eine Weile in der Wohnung herum, bevor wir uns in die Eiseskälte hinauswagten, um die beiden abzuholen. Wir wollten schließlich nicht zu früh kommen, wie unhöflich wäre das denn! Aber als wir bei ihnen ankamen, waren wir plötzlich 10 Minuten zu spät, ich kann mir das nur mit einer Verschiebung im Raum-Zeit-Kontinuum erklären. Die C. stand bereits vor der Tür, ohne Mütze und trotzdem gut gelaunt, der I. hatte sich in der warmen Wohnung versteckt, hätte ich an seiner Stelle auch getan. Ich konnte zwar gar nicht fassen, dass die C. wirklich ohne Mütze unterwegs war, hatte aber selber einen Mantel an, der in Madrid mein Wintermantel gewesen war. Ein Übergangsmäntelchen, würde ich es jetzt mal bezeichnen, ich kann im Rückblick nicht verstehen, wie ich in Madrid, wo's durchaus auch kalt wird im Winter, mit solchen Fähnchen durch den Winter gekommen bin. Wahrscheinlich war ich einfach leidensfähiger. Damals habe ich ja auch noch Stilettos getragen.
Die C. und der I. führten uns in ein ausgesprochen reizendes italienisches Lokal, das leider, leider Ende Februar aus den Räumen ausziehen muss und wahrscheinlich in eine andere Stadt zieht. So schade! Es bot einen wunderbaren Rahmen für einen richtig schönen Abend. Wir hatten viel, viel zu reden, ich aß heimlich vegan, nur sehr kurzfristig entschieden wir uns gegen Cocktails in der nahen Bar, sondern für den Heimweg. Stellte sich als gute Idee heraus, denn die Straßen waren verblitzeist und das Gehen war auch ohne schwindlige Köpfe eine echte Herausforderung. Wir rutschten mehr nach Hause als dass wir gingen.
Die C. und der I. luden uns zu einem Absacker mit Apfelkuchen zu sich ein, ein Zwischenstopp, den wir gerne einlegten, habe ich schon erwähnt, wie kalt es war? Nicht nur deswegen natürlich, sondern auch, weil es bei den beiden immer gemütlich und interessant ist.
Irgendwann kamen der Prinz und ich nicht mehr um den Entschluss herum, die restlichen Meter nach Hause zu schlittern, eh ein Wunder, dass die C. uns nicht hinausgeworfen hat, sie musste am nächsten Tag um 6:30 Uhr aufstehen. Im Gegenteil, sie lud uns sogar zum Übernachten ein. Das Angebot schlugen wir aber aus, am Ende hätte sie dem Prinzen und mir noch eine gemeinsame Decke zum Schlafen angeboten und wir hätten uns deswegen trennen müssen, das war uns zu heikel. Wir haben den Heimweg denn auch gut hinter uns gebracht und konnten uns in die jeweils eigene Bettdecke einkuscheln und zusammenbleiben. Nochmal Glück gehabt.
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