Donnerstag, 30. November 2023

Arm-Hoffnung

Ich war erst gegen 11 mit der A. in der Kletterhalle verabredet und hatte vorher einen langen, gemütlichen Morgen zuhause. Der Prinz holte mich mit einem Kaffee aus dem Bett, er war der Meinung, um 7:15 reiche es jetzt auch mal mit Schlafen. Ich gab dem T. von unten Bescheid, dass er seinen Teil der Gemüsekiste bei mir abholen konnte und wir schacherten die Verteilung aus. Grünkohl=er, Mangold=ich, ein Lauch wurde halbiert, alles andere war in großer Menge vorhanden, seit Anfang November gibt es mehr Gemüse als je zuvor. Danach machte ich die Essensplanung fertig, die ich gestern begonnen hatte und dachte dabei über die "definition of done" nach. Das habe ich zum ersten Mal beim Nuf gelesen und ich finde es absolut grundlegend, dass die dod stehen muss, bevor man Aufgaben teilt, aber in den seltensten Fällen wird sie wirklich durchdiskutiert. Gerade im Haushalt fällt mir ein unterschiedlicher Blickwinkel auf, erst vor etwa einem Jahr habe ich beispielsweise festgestellt, dass ich bei nicht-ganz-alltäglichen Erledigungen gerne irgendetwas als "Zeugnis" stehenlasse zum Beweis, dass ich's getan habe und als Anstoß für Wertschätzung. Den vollen Wassereimer nach dem Badbodenputzen zum Beispiel. Wenn jedoch der Prinz etwas Außergewöhnliches erledigt und danach zum Beispiel die Sägespäne nicht wegsaugt, hat er's in meinen Augen noch nicht komplett erledigt (definition: not yet done). Daran beispielsweise arbeite ich gerade.

Die philosophische Denkrunde setzte ich auf dem Fahrrad auf dem Weg in die Kletterhalle fort. Wie schön war das, durch die eiskalte Winterluft unter hellblau-diesigem Himmel zu fahren, selbst diese an sich recht unattraktive Strecke! Ich war eine halbe Stunde vor der A. da, so dass ich Zeit für einen Schnack mit dem Kletterhallenbesitzer hatte vor der Feuerprobe für den verletzten Arm: Erst 6 Minuten intensiv warmmachen, dann Einklettern an der Selbstsicherung und erst dann Vorstieg mit der A. Bisher bin ich guter Hoffnung, dass ich mich diesmal nicht überlastet habe. Und es hat so viel Spaß gemacht, mal wieder Klettergriffe anzufassen! Ich bin stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, nur fünf ganz leichte Routen und dafür viel Technik zu klettern. Bin sogar noch unter meinem selbst gesetzten Limit von 5- geblieben... Auf die A. bin ich auch stolz, denn die hat außer mir gar keine Kletter-Community und ist trotzdem jedes Mal wieder mit Spaß und Feuereifer dabei. Vielleicht ist es ja nicht nur das Klettern, das ihr Spaß macht, Kaffee, Schokolebkuchen und offene Ohren für alle zwischenmenschlichen Belange gab es natürlich auch.

Seit meiner Rückkehr in die Erwerbsarbeit war heute das erste Mal, dass der Donnerstag wie ursprünglich mit der Chefin abgesprochen klappte: Vormittags Kletterhalle, mittags Wechsel ins Büro. Der Nachmittag verging mit einem ausgiebigen Strategiemeeting, nach dem alle Fäden für das nächste Vierteljahr festgezurrt sind. Gut.

Auf dem Heimweg kaufte ich Brezen und Aufstrich für einen schnellen Snack beim Quintett, wohlweislich gleich auch welche für den Prinzen, der sich über Brezen und übrige Lebkuchen sehr freute, die ich nach Hause mitbrachte. Ich musste mehr oder weniger gleich wieder los zur S-Bahn, immerhin nur mit Rucksack und ohne Instrument, seit ich im Quintett nicht mehr das Cello bin, sondern das Klavier, ist die Reise einfacher. Den kurz angedachten Plan, mit dem Gravelbike zu fahren, verwarf ich angesichts Dunkelheit und Kälte schnell.

Es gab trotz vorheriger Beteuerung, dass wir uns diesmal aber wirklich zum Spielen und nicht zum Essen treffen würden, reichlich Essen. Und reichlich Gesprächsstoff, zum Musizieren mussten wir uns alle fünf erst aufraffen, der Jahresendspurt steckt uns allen schon in den Knochen. Diesmal habe ich ja quasi das genaue Gegenteil von meiner Strategie von vor dem letzten Übungstreffen durchgeführt, nämlich statt wochenlang jeden Tag - wochenlang gar nicht geübt. Habe ich dann beim Spielen auch gemerkt, allerdings war der größere Teil der Verspieler mehr der fehlenden Konzentration geschuldet. Ich merkte da erst, wie müde ich im Kopf war. Die anderen aber auch, und so passte die allgemeine Stimmung wieder zusammen und das gemeinsame Musizieren fühlte sich trotz geringer musikalischer Leistung harmonisch und schön an. 

Dann gab's nochmal Essen, dann musste ich den Abend leider sprengen, weil ich als einzige eine S-Bahn erwischen musste, aber von zwei anderen im Auto zum Bahnhof gefahren wurde, dann kam die S-Bahn pünktlich und dann fuhr ich ereignislos nach Hause und freute mich sehr aufs Ausschlafen morgen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen