Das Tantchen begleitete mich auf dem Weg zur S-Bahn, wir nahmen dafür den Bus und gerieten prompt in eine Fahrkartenkontrolle. Wo sie mir gerade gestern erzählt hatte, sie sei seit Ewigkeiten nicht mehr kontrolliert worden. Ich: Falscher Fahrschein, aber immerhin hatte ich einen und durfte problemlos nachlösen. In Berlin waren der Prinz und ich auch schon kontrolliert worden - zwei Mal innerhalb einer Woche ist wirklich ungewöhnlich viel.
Gestern im ICE war mir das Husten und Schniefen unangenehm nahe gewesen. Ich nutzte deswegen die Pufferzeit am S-Bahnhof und kaufte eine Packung Masken und trug auf der Reise nach längerer Zeit mal wieder durchgängig Maske. Und dann war ich endlich am Gate für den Abflug nach Madriz ("Madrid" nur echt mit gelispeltem "th" am Ende). In der Chatgruppe mit den Madrid-Mädels war bereits seit drei Tagen heller Vorbereitungs-Aufruhr, wir sind alle drei so aufgeregt wie verzückt ob des bevorstehenden Treffens und entsprechend flatterte mir der Magen vor Vorfreude.
Beobachtungen einer Flugreisenden aus der Steinzeit: Früher (TM) wurden die Personalausweise kontrolliert, inzwischen offensichtlich nicht mehr. Dies ist bereits der dritte Flug, in den ich komplett ohne Ausweiskontrolle einsteige. Geschweige denn, dass irgendwo mein Implantatsausweis verlangt würde, den ich wegen der langen Schrauben in meinem Fuß nach der OP bekommen habe, die eigentlich im Sicherheitsscanner piepsen müssten.
Und: Heutzutage reist anscheinend fast jede:r nur noch mit Handgepäck. In den Nullerjahren war ich meist die einzige, die ohne Koffer unterwegs war, heute schien die größte Herausfordeung der Flugbegleiter:innen beim Boarding, die Anzahl maximal großer Handgepäcksstücke irgendwie im Flugzeug unterzubringen, inklusive Zwangs-Gepäckaufgabe für einige Passagiere.
Spanien von oben beim Anflug: Herzrasen ❤️. Drängelnde Menschenmassen am Flughafen, Chaos vor den Renfe-Ticketschaltern: Nostalgische Gefühle. Der Fußmarsch von Chamartin bis nach Estrecho zu meiner letzten Madrider Wohnung: Pure Wiedersehensfreude, vor allem, als ich sie wirklich wiederfand - die Adresse war mir entfallen gewesen.
Ich trank einen Cortado in der Bar im Erdgeschoß, nutzte die zufällig offene Tür, um einen Blick auf meine ehemalige Wohnung im obersten Stock des Innenhofes zu werfen. Und dann machte ich mich erschöpft mit den Öffis auf den Weg zur M., ich hatte vergessen, wie groß die Stadt und wie weit die Fußweg sind. Diese Stadt, in all ihrer Hässlichkeit und ihrer pompösen Grandezza: Wenn ich hier bin, geht mir einfach das Herz auf.
War gut, dass ich den Fußmarsch abgebrochen hatte, denn beim Aussteigen aus dem Bus bei der M. merkte ich: Autsch, die Ferse tat weh. Sehr weh! Die Entenschuhe haben mir eine riesige Blase gemacht. Bis zur M. kam ich humpelnd noch, dort bekam ich von ihr direkt Turnschuhe geschenkt, die ihr zu groß waren. Sie ist eine echte Freundin! Und so sind meine großen Kängurulatschen doch auch mal für was gut.
Der "M. ihr Mann" J. buk eine Tortilla, der M. ihr Sohn Klein-M. kannte mich noch vom Sommer und der andere Sohn Klein-J. taute hinter seiner Spiderman-Maske allmählich auf, das war alles sehr schön. Ich wurde direkt in das Familienritual mit einbezogen, am Abendbrottisch reihum etwas Schönes vom Tag zu erzählen, und eigentlich war genau das für mich das Schöne vom Tag: das heimelige Abendessen und das Ankommen hier.
Für Klein-M. und -J. war es nach dem Abendessen höchste Zeit ins Bett zu gehen, was laute Empörung auslöste, und ich fühlte sehr mit ihnen: War ich doch selbst sehr, sehr müde, wollte aber unbedingt noch wachbleiben und mit Groß-M. und -J. weiterreden. Eine Weile, die für einen Happen Cheesecake ausreichte, schafften wie es sogar noch wachzubleiben, aber die beiden müssen morgen früh die Arbeit aufstehen, so dass wir bald der Bettschwere nachgaben und das Gespräch morgen wieder aufnehmen werden.
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