Die Prinzenmutter war schon unterwegs, als der Prinz und ich endlich aus dem Bett kamen, sie ließ sich die Haare schön machen, hatte aber für uns alle den Frühstückstisch gedeckt, bevor sie das Haus verließ. Wir konnten uns einfach hinsetzen und den Kaffee einschenken, Dankeschön! Während des Frühstücks habe ich die Chefin angerufen und zum Geburtstag gratuliert und von ihr gute und zumindest befriedigende Nachrichten erhalten. Der Chefinnengeburtstag ist gleichzeitig mein Starttag in diesem Job gewesen, und nächstes Jahr feiere ich schon ein rundes Jubiläum dort, Rekordzeit jemals im selben Unternehmen für mich.
In meinem guten Plan gibt es für jeden Monat einen Rückblick und Ausblick in den nächsten, die ich seit Jahren ausfülle, es war Zeit für den Oktober-Rückblick und November-Ausblick. Normalerweise hinterlässt das Ausfüllen ein sehr gutes Gefühl, die vielen Erinnerungen an alles Schöne, was in nur einem Monat passiert ist, der Stolz auf das, was ich geschafft habe, die Planung der nächsten Wochen mit Fokus auf die Vorhaben, auf die ich mich freue, machen glücklich. Nur heute mischte sich eine unterschwellige Nervosität dazu, die mir zuflüsterte, dass ganz schön viel ansteht, ich mir ziemlich viel vorgenommen habe, zu wenig tue gerade, um meinen Zielen näherzukommen. Blöde Nervositäts-Stimme, sie sorgt nicht dafür, dass ich mehr tue, sondern nur dafür, dass ich bei dem, was ich eh schon tue, noch ein schlechtes Gewissen habe.
Die Prinzenmutter kam mit sehr schönen Haaren nach Hause und verschwand wieder mit dem Prinzenvater, der Prinz sattelte sein Mountainbike und ritt in das Abenteuer (aka MTB-Trails im Stadtpark) und ich blieb alleine im Prinzenelternhaus zurück, mal eine ganz neue Erfahrung in dieser Woche.
Da ich meine Nervosität nicht loswurde, wendete ich mein bewährtes Mittel dagegen an: Eine Einheit Meditieren. Die Sonne schien intensiv, warm angezogen mit Daunenjacke und Strickstirnband war mir auf dem Balkon warm genug dabei. Dass das Meditieren ja ein Mittel gegen Nervositätsgefühle ist, fiel mir erst danach ein, als es bereits funktioniert hatte.
Mittags trafen wir uns alle bei Schwester 1 und buken Quiches für das Mittagessen, es reichte wieder für die ganze hungrige Horde, allmählich gewöhne ich mich an die Mengen 😊Dann war es plötzlich spät. Schwester 1 wollte mit dem Prinzenvater, dem Prinzenneffen und mir in die Pilze gehen, aber fühlte sich unvermittelt so unwohl, dass sie stattdessen ausruhen musste. Also übernahm der 11-jährige Prinzenneffe das Kommando und führte uns an die geheimen Pilzplätze. Er redete wie ein Wasserfall, Hauptthemen: Pilzesammeln
und das Haus der Sinne in Bonn, das ganz toll sein muss. Leider fanden wir fast keine Pilze, das kann aber nicht an ihm gelegen haben, sondern am Prinzenvater und mir: Wir sind keine guten Pilzfinder:innen. Fast hätten wir vier Parasole gefunden, die wir zu Hause von Schwester 1 begutachten ließen und es waren dann doch keine. Immerhin brachten wir fünf Pfifferlinge mit, die auch welche waren. Schwester 1 war alles in allem ziemlich unterwältigt von unserem Erfolg, denn üblicherweise sammelt sie bei einem Ausflug in die Pilze genug Futter für vier Personen. Trotzdem fühle ich mich sehr geehrt, dass ich zum Pilzesuchen mitgenommen wurde, denn Pilzplätze verrät man ja niemandem. Außer vielleicht der Familie, und nur, wenn man sie mag, und dann bedeutet der Tag heute schließlich was 😉
Als wir aus dem Wald herauskamen, war es schon dunkel geworden, und so brachen wir auch bald auf in Richtung Prinzenelternhaus. Und da fielen mir auf einmal fast die Augen zu, und ich dachte mir: Wann, wenn nicht in den Ferien, kann man sich einfach ins Bett legen, wenn man müde ist? und tat das dann auch. Und obwohl ich zu unser aller Überraschung - inklusive meiner eigenen - noch einmal aufgewacht und sogar aufgestanden bin, ist an dem Abend nicht mehr allzu viel passiert.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen