Rechtschaffene Müdigkeit, Erschlagenheit und verhaltene Kopfschmerzen am Morgen. Sollte ein Kater gar nicht durch den Alkohol am Vorabend ausgelöst werden, sondern einfach durch langes Wachbleiben? Vielleicht bin ich da etwas auf der Spur.
Die Jungs der M. waren gnädig und ließen uns alle ausschlafen, bevor sie mit voller Energie loslegten. Das Madridmädels-Hauptprojekt (zumindest aus meiner Sicht) heute war ein Fotoshooting, das der J. von uns dreien machte - nicht, daß wir uns auf gemeinsamen Fotos bald nicht mehr wiedererkennen, die meisten sind nämlich bereits über 10 Jahre alt. Seitdem ich alle meine Fotos von 2023 beim großen Computercrash verloren habe, sind mir Fotos tatsächlich sehr wichtig geworden. Zumindest von der zweiten Jahreshälfte möchte ich genug Bilder haben, um ein Album bestücken zu können.
Der J. nahm seinen Job erfreulich ernst, prüfte Sonne und Schatten und mögliche Szenerien, die I. versuchte, uns das Posieren beizubringen, aber im Gegensatz zu ihr sind die M. und ich keine Naturals. Der J. bearbeitet die Bilder sogar noch für uns, hoffentlich retuschiert er nicht alle Fältchen weg, denn sonst sehen wir doch wieder aus wie vor 10 Jahren. Viel hat sich nämlich eh nicht geändert. Gut gealtert, wenn auch mittlerweile hier und da Mängel auftreten!
Danach jagten die Jungs der M. mich durch den Garten, bis wir alle von oben bis unten mit Madroño-Matsche beschmiert waren, naja, madrilenischer kann man sich kaum beschmutzen, ich bin zufrieden. Klein-M. darf übrigens nicht "Ibiota" sagen ( ich schätze aber, er hat für dieses Wort eh nicht viel Verwendung). Musste darüber sehr lachen.
Die liebe M. brachte die I. und mich im Auto zum Flughafen, und es wurde nochmal aufregend bis zum Abflug wegen unerwarteten Staus, meines fehlenden Boardingpasses und unverständlichen Flugangaben für der I.s Flug. Letztlich saß ich aber doch rechtzeitig im richtigen Flugzeug. Ich hatte großes Glück mit meinem Fensterplatz, anfangs sah ich aus dem wolkenlosen Himmel die ockerfarbene Weite Spaniens und der Pyrenäen, dann beim Landeanflug unter einem strahlenden Mond die leuchtenden Lichterinseln im tintenschwarzen Deutschland. Sehr schön war das.
Ich bin sehr glücklich, dass wir vier (eigentlich sind wir vier, aber die E. fehlte dieses Mal) es seit Ewigkeiten schaffen, uns regelmäßig zu treffen, obwohl wir in alle Winde zerstreut leben. Und diese Treffen uns allen wichtig genug sind, sich dafür jedes Mal ein ganzes Wochenende Zeit freizunehmen. Auch in den letzten drei Tagen haben wir so intensiv Geschichten, Bestärkungen und Ratschläge ausgetauscht, dass die Gespräche mich nähren werden, bis wir uns wiedersehen.
Die restliche Heimfahrt zog sich. Zwar ließ mich ein netter Schaffner mit meinem ICE-Ticket im eine Stunde früher abfahrenden RE mitfahren, der blieb aber auf halber Strecke wegen einer Störung liegen, ich sah "meinen" ICE vorbeirauschen und kam letztlich sogar 10 Minuten später als ursprünglich geplant zuhause an. Leider konnte ich dort nicht mal den Prinzen in die Arme schließen, wie ich es so gern getan gätte. Der hatte nämlich, während ich in Madrid war, Corona bekommen und war immer noch malade. Schade.
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Gelesen:
Sally Rooney: Gespräche mit Freunden. Das zweite Buch, das ich von Rooney lese, unterscheidet sich im Grunde wenig vom ersten (Normale Leute). Auch hier wird wieder aus sehr naher Perspektive eine junge Frau geschildert, die alle, die sie liebt, wegstößt, weil sie deren Liebe nicht annehmen kann. Die Protagonistin ist bisexuell, lebt in enger Symbiose mit ihrer Exfreundin und großen Liebe Bobbi, während sie ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann einer gemeinsamen Freundin beginnt. Das Buch liest sich gut, auch wenn ich die politisch-soziologischen Diskurse der Hauptpersonen ein wenig ermüdend fand. Der Selbsthass der Protagonistin und ihre zerstörerischen Reaktionen auf jede Zuneigung, die ihr entgegengebracht wird, sind für mich jedoch nicht gänzlich nachvollziehbar, wodurch sich das Buch gegen Ende hin in die Länge zog.
Ich lese hier seit ein paar Wochen sehr gerne mit und wollte einfach einmal danke für den Blog sagen. Ich war zur selben Zeit mit meiner Schwester in Barcelona und zehre auch noch von den schönen Herbsttagen dort. Lisa
AntwortenLöschenHallo Lisa, vielen lieben Dank, dein Kommentar freut mich ehrlich sehr :-) Das Schreiben passiert immer ein wenig "im luftleeren Raum" und es ist total schön, dass du ihm noch einen weiteren Sinn neben dem persönlichen Tagebuchbloggen gibst. Und zufällig auch dieses herrliche Herbstwochenende in Spanien genießen konntest. Muchos saludos!
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