Jedes Mal, wenn ich den Schmutzbehälter des Putzroboters ausleere, und das ist fast jede Woche, frage ich mich übrigens, was die Designer:innen dieses Behälters wohl gedacht haben, wenn sie überhaupt was gedacht haben. Denn jede Woche wieder ziehe und drücke ich mindestens an zwei falschen Stellen, bevor ich das Ding zum Leeren aufbekomme. Manche Funktionsgegenstände sind erstaunlich wenig userfreundlich designt.
Ich meldete mich, noch mit dem Kaffee in der Hand, kurzentschlossen zu einer Mini-Weiterbildung mit dem Thema "Gruppenprozesse" im Dezember an - in den letzten Wochen habe ich dazu viel recherchiert, aber das Seminar, das wahrscheinlich am besten passen würde, findet leider erst wieder Ende 2024 statt.
Am späten Morgen kam die Nachricht der A., dass ihre Kinder krank sind und sie deswegen unsere Kletterhallenverabredung ausfallen lassen muss. Ganz ehrlich: Wahrscheinlich war das für mich eh besser. Denn ich hatte durchaus Sorge, dass ich meinen Arm trotz Zurückhaltung zu sehr belasten würde, außerdem bin ich ja gerade nicht so ganz fit - heute sogar so unfit, dass ich mich mit einer Ibuprofen dopte, um den Kopf einigermaßen klar zu kriegen. Statt Kletterhallendate besuchte ich also die A. in ihrer neuen Wohnung, bekam Kaffee, Brezen und selbstgemachtes Pflaumenmus und wie üblich ganz viel Energie und Lachmomente mit der A., die ein echter Wirbelwind ist.
Dann fuhr ich gen Süden und sammelte die Chefin ein, um im Liegendtransport Richtung Österreich aufzubrechen. Also sie liegt, ich transportieren. Die Fahrt ließ sich zuerst gut an, bei sonnig-kaltem Wetter durchs malerische Voralpenland, aber dann plötzlich: Autobahnvollsperrung. Und ab da quälten wir uns erst durch einen ewigen Stau bis zur einzigen Ausfahrt für alle, danach ging es bergauf, bergab über abenteuerliche Straßen, zweieinhalb weitere Stunden durch die Pampa. Ich hatte zur Unterhaltung ein Hörbuch an, anfangs zumindest; das Autoconnect des Van Norbert ist nämlich ein Macho und schmeißt mein Handy immer wieder aus dem System, weil es des Prinzen Handy bevorzugt. Auch wenn der gar nicht da ist. Männerklüngel! Wenn der Van Norbert das während der Fahrt macht, ist das Hörbuch aus und ich fummele natürlich nicht während des Fahrens am Handy rum, um es wieder einzuschalten, also gab es einen lustigen Mix aus Hörbuch (von der Bibliotheks-App), Radio und Spotify. Letzteres kann ich nämlich anschalten ohne das Handy bedienen zu müssen. Seitdem geht in meinem Kopf die junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid eine sonderbare Beziehung mit Taylor Swift und Kanye West ein.
Als wir eineinhalb Stunden später als geplant am Landhotel ankamen, hatte ich keine Lust mehr, bei Dunkelheit und Kälte einen einsamen Stellplatz zu suchen. Der Parkplatz hinter dem Hotel muss es auch tun. Die Chefin und ich speisten noch das einzige vegetarische Geticht, das es zudem auch erst auf ausdrückliche Nachfrage gab, zu Abend, erzählten uns Schwänke aus unserer Jugend und begaben uns recht früh zu Bett. Ich habe die Standheizung anschalten können, bin im Polarschlafsack eingemummelt und guter Dinge, dass ich die erste Nacht alleine im Van Norbert gut überstehen werde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen