In der Fußgängerzone ist seit heute Weihnachten. Die Bäume sind geschmückt, die Buden des Weihnachtsmarktes werden bereits aufgestellt. Das weiß ich, weil ich abends heute eine weitere Stadtrunde unternommen habe, um die angefangenen Erledigungen der gestrigen zu vollenden: Meinen platten Fahrradreifen auswechseln, das Paket an Mini-T. losschicken - diesmal gibt es keine launige Packstation-Geschichte, denn ich konnte die Paketmarke in der App kaufen und das Paket ohne ausgedruckte Marke einfach in die Packstation einlegen, die Station erkannte per Bluetooth, wohin es adressiert war -, im Drogeriemarkt vorbeifahren, um unsere Hafermilchvorräte aufzufüllen und einen kurzen Stopp im Supermarkt machen, um die fehlenden Zutaten für Pommes zu kaufen. Nämlich Ketchup und Mayo.
Man mag sich fragen, wie ich das alles am heiligen Trainingsdienstag untergebracht habe, an dem ich normalerweise direkt von der Arbeit ins Lauftraining flitze und vielleicht gerade noch einen Kurzabstecher in den Supermarkt schaffe. Ganz einfach: Ich habe das Lauftraining heute ausfallen lassen. Und das ist vielleicht eines der deutlichsten Anzeichen dafür, dass ich wirklich noch erschöpft bin, denn ich lasse es sehr, sehr ungern ausfallen. Ich wachte zudem morgens mit einem matschigen Kopf und Kopfschmerzen auf, ich hoffe noch, dass ich mich nicht doch beim Prinzen angesteckt habe, und mit dieser Kombination aus müde und kränklich hielt ich es für die bessere Idee, mich auszuruhen.
In der Erwerbsarbeit kam ich endlich zu einer Aufgabe, auf die ich mich schon länger freue; aus Gründen schreibe ich einen Artikel übers Schreiben. Vorsicht Metaebene! Jedenfalls machte das Spaß, ich habe zum ersten Mal ein wenig mit ChatGPT herumexperimentiert und bin gut vorangekommen.
Das Ausruhen sah dann so aus, dass ich mir den Podcast "Ehrenwort" anstellte, den ich gerade begeistert höre. Ich bin eine dieser creepy True-Crime-Fans, die sich zur Entspannung Geschichten von Mord und Betrug anhören, und "Ehrenwort" ist ein True-Crime-Podcast ohne Crime, eine Empfehlung der J., die kein Blut hören kann (wenn man das so sagen kann. Jedenfalls bekommt sie von gewalttätigen Geschichten Albträume). Während des Hörens hängte ich den Vorhang zwischen Wohnbereich und Flur auf, der die Wärme so gut drinnen behält; endlich habe ich herausgefunden, dass die frickeligen Inbus-Löcher hinten an der Stange, die man nicht sieht, sondern nur erfühlen kann, innenliegend nochmal ein kleineres Loch haben und deswegen doch der ganz kleine Inbusschlüssel passt. War immerhin schon der dritte Versuch, bei denen ich Schlüssel aller Größen ausprobiert hatte!
Danach legte ich mich in die Hängematte, spürte der Wärme nach, die sich vor dem Vorhang freundlicherweise anstaute und machte die Augen zu.
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