Sonntag, 8. Oktober 2023

Reif für die Acht

Schon Mist, wenn man nicht gut schläft, ich bin echt froh, dass mir das nur sehr selten passiert. Diese Nacht war leider eine unterbrochene, mit zweimal Aufstehenmüssen, ich wachte viel zu früh auf und war sehr müde. Erst nach zwei Kaffee im Bett ging es besser. Und nach einer Dusche - zum einen wegen des Haarsprays für die Rockabilly-Tolle gestern und zum anderen bewusst, um wachzuwerden - nochmal ein bisschen besser.

Der Tag heute war schon seit einer Woche für einen erneuten Ausflug an die Schellneckwand reserviert, die Landtagswahl kam uns ein wenig in die Quere, denn hätten wir nicht vor Ort wählen müssen, wären wir schon am Vorabend gefahren, 1,5 Stunden an einem Tag hin und zurück ist doch ziemlich weit. Naja, Briefwahl hatten wir nicht vorbereitet; also so früh wie wir es eben aus dem Haus schafften zum Wahllokal gefahren und dort vier Kreuze für die Grünen gesetzt.

Auf dem Weg zur Schellneckwand habe ich im Auto tief gedöst, passend dazu lief der Podcast "Über Schlafen", der echt interessante Themen zu Schlaf bespricht. Das dumme Google wusste immer noch nicht, dass die Straße zwischen Dörndorf und Pondorf gesperrt ist und versuchte beharrlich, uns immer wieder dorthin zu leiten. Zum Glück sind wir zu zweit im Auto und können neben Artificial auch Human Intelligence nutzen, so dass wir mit nur einem kleineren Umweg an unser Ziel kamen.

Dort machten wir uns noch einen weiteren Kaffee im Van Norbert und uns mit den Rädern auf zur Wand. Der Kaffee war keine gute Idee gewesen, denn ich war mit dem Vorsatz an die Schellneckwand gefahren, mein Projekt ernsthaft anzugehen und wusste die erste Stunde lang nicht, ob das Flattern im Magen vom Kaffee oder vom Respekt vor der Route kam. Auch wenn ich mir versuchte einzureden, es sei der Kaffee - verbessert hat das meinen Gesamtzustand bestimmt nicht. 
 
Ich war müde, ich hatte keinen guten Kopf, und trotzdem bin ich stolz auf und zufrieden mit dem Tag, denn ich war bei jedem Schritt mutiger als ich mir zuvor zugetraut hätte. Zuerst hängte ich den Renterinnenweg ohne Clipstick hoch, obwohl ich vorher daran gedacht hatte, ihn hochzusticken; dann stieg ich nur mit der ersten eingehängten Exe ein, obwohl ich vorher zwei hatte drinlassen wollen und zum Schluss kämpfte ich mich völlig platt nochmal bis oben hoch, obwohl ich zwischendurch mit dem Gedanken spielte, J. die Exen rausholen zu lassen. Heute habe ich extrem bemerkt, dass der Kopfzustand genauso viel Energie zog wie die körperliche Anstrengung. Aber mit dem Kopf zu arbeiten ist genauso wertvoll wie mit den Muskeln. Die Route gefällt mir sehr, und es ist gut möglich, dass das meine erste Acht wird... irgendwann, hoffentlich irgendwann bald. Die ist machbar. An einem Tag mit besserem Körper.

Als wir dann die Räder zum Zurückfahren packten, hatte meines ganz plötzlich einen Platten. Neiiiin! Ausgerechnet hier, wo ich mein Reifen-Flickzeug nicht dabei hatte. Überall schleppe ich es mit mir herum, aber nicht auch noch im eh schon schweren Kletterrucksack. Den Rückweg zum Van Norbert mussten wir also schieben, dauerte zwar länger, andererseits hatten wie so mehr Muße für den schönen Spätnachmittagshimmel und die angeherbstelte grün-bunte Landschaft.

Den ganzen Tag konnte ich es verdrängen, aber jetzt am Abend ist die Wahl omnipräsent und der Tag überschattet sich im Nachhinein durch das Wahlergebnis, das traurigerweise viel zu hoch für die AfD ausfällt. Ich hatte so sehr auf ein Wunder gehofft, das die Grünen erneut hochputscht oder zumindest den demokratischen Parteien insgesamt bessere Ergebnisse beschert. Immerhin schaut es in unserer Stadt besser, grüner, aus, aber auch hier: viel zu viel rechts. Viel zu viel.


Rumgebouldert: Schellneckwand, Renter:innenweg (8)

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