Donnerstag, 19. Oktober 2023

Mehr Sport

Eine unruhige Nacht mit spät eingesetzten Impfarmschmerzen und wilden, unangenehmen Träumen. Dazu hat es während der Nacht viele Stunden geregnet, auch morgens noch beim Aufstehen, alles war duster-grau. 

Die A., mit der ich vormittags zum Sportmachen verabredet war, kam trotzdem mit dem Fahrrad. Und wurde vom Wetter belohnt: Als sie nämlich unterwegs war, zog es auf und wurde hell und wie frisch gewaschen draußen, schönstes Fahrradwetter. Die A. kam zu mir ins Tobezimmer, um dort die Foltergeräte auszuprobieren, sprich: Hangelbrett, Turnringe und Beast Maker. Weil wir ja normalerweise donnerstagvormittags klettern gehen, ich aber meinen Arm schonen will, hatten wir als Alternative Laufen überlegt oder eben Krafttraining bei mir. Sie hat eines der Sets meines Klimmzugtrainings durchtrainiert, während ich ihr neidisch dabei zusah und Sit-ups und Gewichtheben mit dem linken, guten (aber Impf-)Arm machte. Vorher und nachher war lang genug Zeit, um über wichtige Dinge des Lebens zu quatschen, Kaffee zu trinken und die süßen Träubchen aus ihrem Garten zu naschen. Bestimmte Themen bespreche ich ja durchaus bewusst mit ganz bestimmten Menschen, und es ist schon so, dass ich meist eine bestimmte Meinung dazu hören will, die mich in meinem eigentlich schon gefassten Beschluss bestärkt. Manchmal möchte ich eben genau keinen objektiven Blick auf die Dinge von außen haben, sondern einen subjektiven Blick von jemandem, die mich in dem bestärkt, was ich tun will und für gut halte. (Außer wenn das jetzt etwas ganz total Bescheuertes wäre, dann würden es mir hoffentlich selbst diese Menschen sagen). Meine Freund:innen eben, keine objektiven Berater:innen. Klar, wenn man diesen Mechanismus mal durchschaut hat, läuft man Gefahr, sich überhaupt keine gegenteiligen Meinungen mehr einzuholen. Aber es macht das Leben leichter, wenn man sich nicht in jede Entscheidung von allen reinquatschen lässt, sondern in bestimmte Dinge halt nur von denen, die mit mir auf einer Linie sind.

Zwischendrin sind die bestellten Jalousien für Schlafzimmer und mein Arbeitszimmer geliefert worden, mit Spedition, das war schon irgendwie ernsthafter als die Päckchen von DPD wie sonst. Ausstattung für die Wohnung zu kaufen macht mir echt Spaß, es ist mein guilty pleasure, wo ich doch Konsum so gut es geht zu vermeiden versuche - aber Sport und Wohnung sind die beiden offiziellen Ausnahmen, und, du liebes bisschen, da kann man aber auch viel Geld für ausgeben. Auf die Jalousien fürs Schlafzimmer bin ich gespannt, denn durch die schrägen Dachfenster kommt viel Licht vom gegenüberliegenden Hochhaus rein, und auch wenn das Hochhaus mit seinen vielen abends erleuchteten Fenstern romantisch aussieht, stört es beim Schlafen. Wir haben ausgerechnet in dem sehr kleinen Schlafzimmer vier Fensterflächen, und als Kompromiss haben wir erstmal nur zwei Jalousien besorgt, auf die zwei restlichen wird angespart, bevor wir sie kaufen. Nun müssen wir noch warten, bis das Dach wieder trocken ist, und dann können sie  montiert werden (wie wir sie montieren und ob man dafür aufs Dach raussteigen muss - immerhin im 5. Stock - und wie wir uns dabei von innen nach draußen sichern können, das war übrigens eines der großen Themen meiner unruhigen Nach-Impf-Nacht; im Halbschlaf habe ich Ideen entwickelt, von denen ich gespannt bin, ob sie auch im Wachzustand noch der Logik und Realität standhalten).

Als die A. und ich uns ausgesportelt hatten, bin ich zurück an den Schreibtisch und habe weiter an meiner To-do-Liste gearbeitet. Unglaublich, diese Woche ist sie fast leer geworden! Ich konnte sogar noch vor meinem Wochenende ein paar dicke Brocken anschieben, weil ich wach und konzentriert war. Währenddessen kamen mir ganz viele Ideen und Einfälle, was ich am Abend noch alles machen wollte - aber als der Feierabend kam, war die Energie dahin. Ich radelte noch durch den Nieselregen zum Supermarkt, um Hefe für Hefeschnecken nach dem Rezept der S. zu kaufen und halt bei der Gelegenheit auch alles andere, was auf der Anylist stand, machte Apfelmus und stand J. im Weg herum, als er die Küche aufräumte, und dann war die Luft raus. Nicht mal mehr zum Klavierspielen hat es noch gereicht.

Beim Physio-Nachbarn war ich auch noch gewesen. Der knackte und zog mich einmal von oben bis unten durch, es war wahnsinnig angenehm, er erzählte mir schlaue Dinge über Armmuskeln und Nerven und wo die verlaufen und wie sie sich gegenseitig einzwicken, die ich sofort wieder vergaß, und dann war erstmal alles gut mit dem Bizeps (und dem Unterarm, in den der Schmerz seit einigen Tagen weitergewandert ist). Zaubern kann er aber halt auch nicht, der Physio, jetzt tut es wieder latent weh, er hat mir dazu geraten, mindestens bis übers Wochenende nicht zu belasten, das wollte ich ja sowieso so machen und drücke mir die Daumen, dass dieser dumme Schmerz bald endlich weggeht. Allmählich tue ich mir schon sehr, sehr leid deswegen.

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