Donnerstag, 12. Oktober 2023

Lack für Norbert

Dass ich vor der Erwerbsarbeit schon 40 Minuten mit dem Auto statt mit dem Fahrrad unterwegs bin, kam schon lange nicht mehr vor. Heute war es so, denn der Van Norbert bekam einen passgenauen Lack, in einem hübschen Nagellackfläschchen, und wenn wir ihn bald zum ersten Mal waschen, dann können wir ihm danach auch die Nägel machen, respektive die kleine Macke, mit der er zu uns kam, ausbessern. Frühes Aufstehen hat einen schönen Blick aus dem Badfenster auf den Sonnenaufgang zur Folge, und der war spektakulär. Ich weiß gar nicht, warum die Kamera versucht, da noch einen Filter drüberzulegen, die Wirklichkeit war farbig genug.

Die Lackiererei ist ein (gar nicht so kleiner) Spezialbetrieb, wie ich sie liebe, der Kundenbetreuer* nahm mich mit ins Labor, wo der Lack für mich angemischt wurde und alles voller Farbkarten, verschiedener Spritzpistolen, Lackdöschen und -dosen und viel Laborgerät stand. Ich kramte lange in meinem Kopf, bis mir die Farbe vom Van Norbert wieder einfiel - Artensegrau, nämlich -, aber wurde darüber aufgeklärt, dass die "Marketing"-Namen für die Autofarben gar nichts mit dem Klassifikationssystem in der Produktion zu tun haben, sondern die Farben dort unsexy, aber dafür spezifischere, Namen haben wie "lX20". Jedenfalls bat mich der Oberfarbmischer* darum, mal die Motorhaube aufzumachen, denn dort ist auf einem Aufkleber die Lackfarbe vermerkt, und das brachte mich erstmal zum Lachen, denn fast wäre ich schon daran gescheitert. Die Motorhaube habe ich nämlich beim Van Norbert noch nie geöffnet und mir auch noch keine Gedanken gemacht, wie man das macht, der Hebel war aber dann da, wo ich ihn suchte, nämlich fast an derselben Stelle wie beim VW-Bus, Glück gehabt. Dann schickten sie mich mit meinem Van für 20 Minuten zum Baumarkt, damit ich nicht auf dem Parkplatz herumstand und störte, wo in den nächsten Minuten 20 Autos abgeladen werden sollten, und als ich zurückkam, bekam ich meinen Lack und kam noch so rechtzeitig wieder nach Hause, dass ich mir vor Arbeitsbeginn am heimischen Schreibtisch noch einen zweiten Kaffee machen konnte.

Es gibt schon wieder Wespenstories, die hören bei mir dieses Jahr anscheinend gar nicht auf. Das Wespennest auf unserer Terrasse gibt es ja IMMER noch, obwohl wir darauf gehofft hatten, dass die Wespen gegen Ende September von selber sterben. Sie sind zwar noch da, werden aber tatsächlich weniger und sind weniger aktiv, dafür lockt sie jetzt morgens das Licht in der Wohnung extrem an, und zwar so sehr, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste wie Hagelkörner an die Scheibe knallen, solange es draußen dunkel ist. Wenn man beim ersten Kaffee morgens am Tisch sitzt, hört es sich zurzeit so an, als ginge draußen ein prasselndes Gewitter nieder. Die Flecken im Vordergrund des Fotos sind die Schmierflecken, die sie bei ihren suizidalen Anflügen an der Scheibe hinterlassen, das muss alles Wespenblut sein. Bäh. 

Zum Mittagessen gab es das gestern Abend vorbereitete Focaccia frisch aus dem Ofen, zum Nachtisch einen Espresso aus der Siebträgermaschine mit einem Schluck Sahne.

Für das Ende meiner Arbeitswoche hatte ich mir ein Wissensschmankerl aufgehoben, mit dem ich den Arbeitstag abschloss und einiges dazulernte. Und dann war ich aber auch froh, dass ich einfach chillen konnte und J. und ich legten uns zu einem Nachmittagsschläfchen hin. Vorher hatten wir beide dieselbe Idee gehabt, nämlich später die Sauna anzumachen und der I. von ganz unten kam eine Stunde später rauf, machte uns einen Aufguss und saunierte mit. Es gab unter anderem Zeder, hmm, lecker.

Apropos lecker: Weil von dem Focacciateig noch Hefe übrig geblieben war, musste noch weiteres Hefegebäck gebacken werden und nach einigem Blättern in Kochbüchern kam mir die Idee, mich endlich mal wieder an die Kardamomschnecken heranzuwagen, die das Signature-Gebäck der S. aus dem 2. Stock sind. Immer, wenn sie die mitbringt, kann man nicht aufhören zu schnabulieren, bis alle weg sind, und weil sie J. und mir so unglaublich gut schmecken, hat sie uns das Rezept dazu zu unserer Hochzeit geschenkt. Die Messlatte hängt hoch, denn alle, die diese Schnecken mal probiert haben, wissen, wie sie schmecken sollen, und mein erster Nachback-Versuch war so weit vom Original entfernt, dass man nur bei jedem Bissen wehmütig an die S. denken konnte. Diesmal sind sie viel, viel besser geworden! Der Hefeteig durfte heute aber auch in der noch nachwärmenden Sauna gehen und hat dort wahrscheinlich die gute Atmosphäre aufgesogen (und eine leichte Zeder-Note?). Allmählich überwinde ich mein jahrelanges Hefeteig-Trauma, inzwischen habe ich dermaßen viele Rezepte ausprobiert und immer wieder die für mich passenden Varianten optimiert, bis ich jetzt ein deftiges Rezept habe, das fast immer gelingt - und dieses Rezept könnte die süße Variante werden. Das bekommen dann auch nur die ganz guten Freund:innen zur Hochzeit.

*absichtlich ungegendert, ich kam mir als Frau dort richtiggehend exotisch vor.

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