Freitag, 20. September 2024

Panikmodus und Kletterpranken


Aufgewacht um halb sechs - es war noch dunkel vor dem Fenster, ich prangere das an! Bis kurz nach sechs habe ich versucht, nochmal einzuschlafen, aber ich war einfach wach. Dann soll man ja auch nicht dagegen ankämpfen, nech? Also aufgestanden und den Tag eben gemeinsam mit dem Prinzen begonnen, der heute zur ersten Stunde ran musste. 

Der Tag war für die Vorbereitung einer Präsentation in der Erwerbsarbeit reserviert, für den ich noch einiges durchdenken und vorbereiten wollte. Und was macht ein normaler Mensch in so einer Situation? Richtig, prokrastinieren. Also zuerst las ich mich mal (nochmal) intensiv in das Thema ein. Dann schmiss ich eine Maschine Wäsche an. Dann machte ich einen Friseurtermin aus. Dann hätte ich fast wieder Yoga bei den Urlaubskatzen gemacht, aber ich musste zu einer bestimmten Zeit zuhause sein und auf ein Paket warten, also ging das mit dem Yoga in der Nachbarswohnung nicht. Dann kam auch schon der Prinz wieder nach Hause, ich konnte also das Haus verlassen, um die Katzen zumindest zu füttern (wenn schon nicht mit ihnen zu turnen), und dann brachen der Prinz und ich zur gemeinsamen Stadtrunde auf. 

Überraschung in der Stadtmitte: Der Markt ist bereits in Vorbereitung auf die Kirchweih abgebaut. Die Kirchweih ist hier ein Riesending, vergleichbar Oktoberfest in München, immerhin haben wir das Glück, dass nur Menschen aus dem näheren Umkreis kommen, um sich zu besaufen, und nicht auch noch Massen aus dem Rest des Landes und der Welt. Ist eh schon genug, dass diese Kirchweih der Grund ist, der immer dafür angeführt wird, dass der zentrale Platz in der Stadtmitte ein zubetonierter Parkplatz sein muss, anstatt eine schön gestaltete Grün- und Begegnungsfläche: Im! Herbst! muss! ja! die! Kirchweih! dort! aufgebaut! werden! Vielleicht merkt man es: Ich bin keine große Kirchweih-Freundin und froh, dass wir gerade weit genug weg vom Zentrum wohnen, dass uns zwar die Anwohner-Parkplätze weggeparkt, aber die Einfahrten nur wenig zugespien werden. 

Bei dem alternativen Gemüsemann mit festem Ladenlokal, bei dem ich ersatzweise einkaufte, bekam ich direkt eine Gurke und eine halbe Honigmelone geschenkt. Oha! Das nenne ich mal Kundenbindung. 

Im Unverpackt-Laden gab es überraschenderweise schon die neuen "Guten Pläne" fürs nächste Jahr. Entweder sind die heuer besonders früh dran, oder ich habe meine übliche Jahresend-Kribbeligkeit dieses Jahr weiter nach hinten verlegt. Ich kann mich nämlich aus den letzten Jahren nur daran erinnern, dass ich wochenlang ungeduldig die facebook-Posts des Unverpackt-Ladens durchkontrollierte, bis die LIeferung der Terminkalender endlich angekündigt war. Habe aber auch selbst über den Lauf des Jahres bemerkt, dass mir der Gute Plan sehr viel wichtiger war, als ich noch nicht bloggte. Schließlich kann ich nur eine begrenzte Anzahl an Selbstreflektionen durchführen, und die scheinen hier im Blog wohl fast ausgereizt zu sein.

Okay, also zurück zu Hause endlich an die Pflicht gemacht und zurück an den Schreibtisch. Und es kam, wie es kommen musste: Nach zwei Stunden Arbeiten an der Präsentation kickte die Panik rein: Ich kann nichts! Ich weiß nichts! Ich werde mich rettungslos blamieren! 

Noch eine weitere Stunde, und die Panik wandelte sich zu: Oha, das lief ja jetzt schon ganz gut. (Nina an Hirn: Warum nicht gleich so?). Als die Präsentation einigermaßen stand, war genau der richtige Moment, um in die Boulderhalle aufzubrechen, wo ich mit der S. verabredet war. Mir blutete das Herz, dass wir in die Halle gingen und ich nicht mit dem Prinzen rausgefahren war - ich hatte geplant, am Donnerstag mit der A. rauszugehen und es deswegen bei den Absprachen akzeptabel gefunden, mit der S. am Folgetag in der Halle zu sein. Das Wetter war sowohl am Donnerstag wie auch heute am Freitag so herrlich wie angekündigt, sonnig, mit einer ordentlichen Brise, ideales Kletterwetter. Nun hatte die A. aber ja gestern keine Zeit gehabt, um rauszugehen, und mit der S. war ich so spät verabredet, dass rausgehen ebenfalls keinen Sinn ergab.

In der Schlange an der Kasse der Klatterhalle standen vor mir vier Frauen. Die alle einen Milchkaffee bestellten, aber keinen Eintritt. Ähm? Ach so, das klärt sich dann drinnen auf: Da wurde ein Kindergeburtstag gefeiert, schlauerweise gibt es dafür einen Extra-Raum. 

Die S. war genauso aus dem Bouldern raus wie ich und wir ließen es langsam angehen. Ich bin eh mit Bouldern nie so ganz warm geworden, und das kann fast wörtlich verstanden werden, denn einen Großteil meiner Verletzungen habe ich mir beim Bouldern zugezogen - Zerrungen, weil ich für bestimmte Bewegungen nicht warm genug war oder sie zu oft probiert habe. Ich finde es nicht leicht, den Grad zu finden zwischen "genug anstrengen" und "den Körper nicht überfordern". Heute ging das ganz gut, weil wir zwischen den einzelnen Bouldern viele Pausen machten. Trotzdem spürte ich gegen Ende die Finger sehr, und vor allem: die Füße, aua! Wenn ich in Zukunft öfter bouldern gehe, dann brauche ich bequeme Hallenschuhe. Und öfter bouldern gehen möchte ich, weil das bekanntermaßen gut für die Kletterkompetenz ist und in meinem Kletterkurs, den ich gerade online mache, wieder betont wurde.

Die S. verköstigte mich mit Hummus und Karotten, ihrem signature food. Ich hätte mich gern mit einer Breze revanchieren, es gab aber keinen Bedarf.

Als sie sich auf die Weltreise zurück in ihr Dorf machte, klingelte mein Handy und dran war die Nachbarin von ganz unten: ich hatte unsere Verabredung versemmelt, beziehungsweise die Uhrzeit, denn ich war nicht etwa kurz nach sechs, wie ich gedacht hatte, sondern ersr kurz nach sieben aus der Halle gekommen und um sieben waren wir verabredet gewesen. Also flitzte ich heim, holte mir Sladko-Katerchen-Content ab (ihm geht es jetzt richtig gut) und wäre dann eigentlich bettreif gewesen. Wenn da nicht das mit dem Kochen und Essen noch gewesen wäre.

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