Sonntag, 1. September 2024

Geburtstag im Zug nach Venedig

Die Nacht war kurz gewesen, denn ungeplant war ich um Mitternacht noch wach gewesen und vom Prinzen und der M.eistgeliebten Nichte umgehend befeiert worden. Am Morgen war ich trotzdem schon um sieben aufgestanden, weil selbige Nichte und ich heute mit dem Zug nach Venedig fuhren. Ich hatte das endgültige Packen bis zum heutigen Morgen hinausgeschoben, hoffte, trotzdem alles dabei zu haben, tauschte im letzten Moment noch die geplanten Schuhe und machte mir am allermeisten Gedanken über das Verpflegungspaket, das wir in den Zug würden mitnehmen können.

Da ich der Bahn seit einigen Monaten höchst misstraue, nahmen wir zuerst einen sehr frühen Zubringerzug in die Stadt und dort eine frühere Verbindung nach München als die, die auf dem Ticket stand. Ein Schaffner war damit einverstanden, einer nicht, aber als die geplanten 22 Minuten Umstiegszeit der ursprünglichen Verbindung schon durch Fahrplanänderung auf 18 Minuten schmolzen und dann unsere Verbindung 12 Minuten Verspätung hatte - wir also gegebenenfalls im Ernstfall in 6 Minuten im überfüllten Münchner Kopfbahnhof hätten umsteigen müssen - war ich froh über meine Dickköpfigkeit und dass ich mich durchgesetzt hatte.

Im DB-Zug funktionierten die Steckdosen nicht, ich las im Papierbuch. Im OEBB-Zug dann schon, ich stellte ein Horbach an, weil ich eine Weile dösen wollte, und das Buch stellte sich als absoluter Glücksgefühl heraus, weil es so gut war, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte zuzuhören; es war auch ziemlich genauso lang wie die Reise. Nur traurig machte es mich auch, weil es um Verlust geht und ich zur Zeit eh mit Verlustangst zu kämpfen habe. Jedoch: Bittersüß.

Zum x-ten Mal in diesem Sommer für ich nach/durch Bozen. Dieses Mal ja noch ein Stück weiter, und in Rovereto bestaunte ich imposante Kletterwand, die ich gleich mal recherchierte - aha, gehört zu Arco; welch ein Glück, dass ich das im Oktober im Kletterurlaub endlich mal kennenlerne!

Das Hörbuch fesselte mich, gleichzeitig war ich sehr müde, und für mehrere Stunden fand ich einen perfekten Zustand des Zuhörens an der Grenze zum Schlaf. Das Kissen, das ich kurzerhand eingepackt hatte, erwies sich als Gold wert. 

Nach neun Stunden Reise, die erstaunlich schnell vorbeigegangen waren, kamen die M.eistgeliebte Nichte und ich am Bahnhof in Venedig an, die N. holte uns ab und lotste uns die 1,5 km bis zu unserem Quartier. Für diese Strecke brauchten wir annähernd eine Stunde, weil alles so wunderschön war. Venedig empfing uns mit bestem Gesicht: angenehm wenig los (die Tagestourist*imnen waren wohl schon weg), pittoreske Häuser, verwunschene Plätze und von den Kanälen stieg sogar ein Windhauch auf, der die Hitze ein bisschen brach.

Die N. hätte gern noch meinen Geburtstag gefeiert, mir war aber ein kleines, feines Abendessen mit Blick auf den Kanal und dann frühes Bettgehen lieber.

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