Ich hatte viel Zeit, um mich fertigzumachen für den Trailrun, den ich heute lief. Am meisten Kopfzerbrechen hatte mir im Vorfeld die Anfahrt bereitet: Der Startort ist außerordentlich schlecht angebunden, das Auto vom T. von unten war nicht verfügbar und 20 Kilometer Anfahrt mit dem Rad waren mir zu weit, wenn ich danach noch 15 Kilometer durch den Wald rennen sollte. Untrainiert, wie ich gerade bin. Die Lösung bestand dann darin, eine Viertelstunde mit dem Rad bis zur Bushaltestelle zu fahren, wo der Landbus startete, und die letzten 1,5 Kilometer zum Einlaufen zu nutzen. Soweit der Plan, in der Praxis hielt der Bus direkt vor dem Sportplatz des Laufes, so dass ich ganz entspannt die Startnummer abholen, den Rucksack abgeben UND noch eine Runde zum Einlaufen drehen konnte.
Der B. war auch dabei. Der ganze Wettkampf war sehr familiär, insgesamt waren für zwei Strecken nur 80 Läufer*innen am Start, aber die Stimmung war richtig gut: entspannt, kameradschaftlich, freudig-aufgeregt. Der B. begleitete mich die ersten sechs Kilometer und wir schwelgten in Erinnerung an den (furchtbaren) Wien-Marathon, der tatsächlich, so lange er auch her ist, mein vorletzter Wettkampf war. 2021! Danach startete ich nur noch beim Halbmarathon Zeil am Main zum Saisonabschluss, und dann brach ich mir den Fuß. Heute also erster Wettkampf seit Unfall und bessere Bedingungen hätte ich mir nicht wünschen können. Die Sonne strahlte, es war gerade so warm, dass ich in ganz kurzer Montur noch angenehm laufen konnte. Die Strecke war traumhaft schön - vielleicht lag das auch daran, dass es mein erster Trailrun überhaupt war? Es ging wirklich über Stock und Stein und über Waldpfade, mehrere Sprünge über querliegende Bäume waren drin und ich beglückwünschte mich dazu, dass ich mit der Gurkentruppe regelmäßig in unserem durchaus auch wilden Stadtwald laufe.
Nach der Hälfte der Strecke verlor ich mein Feld aka die beiden Männer, mit denen ich gemeinsam gelaufen war, und lief einige Kilometer allein, was aber auch gut war, weil ich mich ganz auf mein Tempo konzentrieren konnte. Und plötzlich kam die zweite Verpflegungsstation in Sicht - was, schon über 11 Kilometer rum? Die letzten vier liefen sich genauso entspannt wie die ersten 11, am Schluss konnte ich noch einen Schlusssprint einlegen und wurde wie erwartet Vierte. Allerdings unerwarteterweise der Gesamt-Frauen, nicht nur der Altersklasse! (Nicht, dass das bei sieben Starterinnen einen großen Unterschied gemacht hätte...). Vorherrschendes Gefühl: Ich kann's also noch, und dazu ein innerliches Jubilieren und Triumphgeheul.
Das war so richtig schön gewesen. Traumwetter, Traumstrecke, Traumzeit gelaufen.
Wie geplant verbrachte ich die nächsten Stunden zuhause wahlweise auf der Terrasse im Sessel oder im Bett. Am Nachmittag machten der Prinz und ich die Essensvorbereitung für die kommende Woche, danach durfte ich ihm meine Präsentation das letzte Mal probehalten. Wahrscheinlich war es eine richtig gute Strategie gewesen, mich heute auf einen Wettkampf zu konzentrieren und gar keine Zeit mehr zu haben, um mich verrückt zu machen. Denn die Präsentation lief gut, ich fühlte mich wohl dabei und gehe zuversichtlich in den morgigen Tag, wo es dann ernst wird.
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