Aber dann, gerade rechtzeitig, bevor meine Laune richtig kippte, setzte ich mich an den Schreibtisch, führte ein "Kraftgespräch" (© der Prinz) mit der Chefin, arbeitete konzentrierte drei Stunden und war danach richtig zufrieden mit dem Ergebnis. (Angeblich bin ich bei so was zu perfektionistisch. Ich versuche gerade, diesen Zug in meine Vorbereitungen einzubeziehen und einen gewissen Spielraum für Spontanität zu lassen.)
Die Urlaubskatzen wollten gefüttert werden, ich machte eine Einheit Yoga, die aus reinem Beindehnen bestand, und heute machte die kleine Tigerkatze komplett mit. Erst kratzte sie mir die Yogamatte auf, dann kaute sie an meinen Haaren herum und bei jeder Bewegung haschte sie nach meinen Händen und Füßen. Das war ziemlich lustig.
Zwischen der Pflicht und der Abendverabredung blieben drei freie Stunden. Ich hatte dumpfes Kopfweh und erwog, die Zeit für ein Nickerchen zu nutzen. Allmählich wünsche ich mir, wieder ganz gesund zu sein - diese momentane Ansammlung unspezifischer Beschwerden wie Kopfweh, flauer Magen, wunde Mundinnenseiten führe ich noch immer auf die Erkältung zurück, deren direkte Symptome aber ja nun auch schon wieder seit einer Woche weg sind. Ich entschied mich dafür, erst den nötigen Einkauf zu machen und erst nach dem Kochen der wichtigsten Gerichte zu ruhen, sollte dann noch Zeit bleiben.
Im Supermarkt gab es Tomaten im Angebot, das war fein, schließlich brauchte ich eh hauptsächlich Tomaten. Außerdem Pizzamehl und Bier mit und ohne Alkohol (klarer Essensplan darin ablesbar: heute Grillen, nächste Woche Pizza, übernächste Woche Spaghettimontag mit Tomatensoße). Beim Einpacken schwante mir Schlimmes, was sich beim Aufwuchten des Rucksacks auf den Rücken bewahrheitete: Ich konnte ihn kaum tragen. Zuhause machte ich mir den Spaß, das Gewicht auszurechnen - es waren gute 20 Kilo gewesen (alleine schon fünf Kilo Tomaten). Ein Glück, dass der Rucksack das gut ausgehalten hatte. Von meinem Rücken nicht zu reden! Der hat eh ein leichtes Ziehen vom Bouldern gestern zu verarbeiten, das gefällt mir. Als Beweis, dass es was gebracht hat.
Die Tomatensoße für Nudeln und Pizza stand gerade auf dem Herd und köchelte ein, als der Prinz sich meldete und schon eine Stunde früher als gedacht beim Grillplatz sein würde. Es ging sich für mich gerade so aus, die frühere S-Bahn zu nehmen. (Lohnte sich zwar im Nachhinein nicht richtig, weil die es schaffte, auf die 40-Minuten-Strecke eine halbe Stunde. Verspätung reinzufahren, aber mei. Wäre nicht mein Handyakku gefährlich nah an null gewesen und ich dadurch nicht gezwungen, auf Unterhaltung zu verzichten, wäre es weniger schlimm gewesen.)
Ich kam einigermaßen derangiert am Grillplatz an - Kopfschmerzen, Stress, Verspätungsverärgerung. Aber dort besserte sich meine Laune schlagartig, denn die S. und der andere J. hatten ein großes Feuer angezündet, eine leckere Grilltafel vorbereitet und alle hatten sich so viel zu erzählen, dass meine verhältnismäßige Zurückhaltung nicht weiter auffiel. Ich ließ mich einlullen von Zukunftsbildern des Hauses, das hier entstehen wird und den üblichen derben Scherzen und genoss es, unter Freund*innen zu sein, wo ich einfach ich sein konnte.
Es wurde empfindlich kalt, sobald die Sonne untergegangen war, aber ich ließ mich durch strategisches Drehen von allen Seiten am Feuer durchrösten. In völliger Dunkelheit, aber erst um neun, brachen wir wieder Richtung ferner Heimat auf.
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