Montag, 2. September 2024

3-Generationen-WG im Urlaub

So fühlt sich also Drei-Generationen-WG-Leben an. 

Unser Apartment hat drei Zimmer, davon belegte jede eines zum Schlafen, um die Schlafwärme möglichst strategisch zu verteilen; trotzdem war die Nacht unangenehm heiß. In den Morgenstunden öffnete ich meine Fenster und grübelte danach im Halbschlaf lange, ob das in einer Erdgeschosswohnung in einem Ferienapartment wohl viel zu leichtsinnig war; mein Verlangen nach der Nachtluft, die immerhin ein bisschen Abkühlung versprach, siegte aber. 

Morgens schlief ich lange, bis halb acht, aber nichts um Vergleich zu meinen Mitbewohnerinnen. Bis wir alle drei voll genug mit Kaffee und Keksen, geduscht und fertig zum Aufbruch waren, war es nach elf. Keine hatte es eilig, jede konnte im eigenen Tempo vor sich hintrödeln, es war ein entspannter Morgen, hinter dem die verheißungsvolle Stadt lockte. 

Wir fuhren viel mit den Schiffchen, fast immer mit Sitzplatz und Schatten über uns, die Kanal-Brise im Gesicht. Ich konnte mich nicht sattsehen an dieser unglaublich schönen Stadt. Dass so etwas Wunderschönes einst wirklich zum Bewohnen gebaut wurde und nicht nur als Kulisse, schien mir unbegreiflich. Irgendwie entkamen wir bisher auch den gefürchteten Tourismus-Strömen ziemlich gut und konnten uns entspannt durch Venedig bewegen.

Ganz besonders entspannt auf der Biennale, auf der kaum etwas los war. Dabei waren dort mindestens die Hälfte der Pavillons klimatisiert, was sehr für sie sprach... mein Favorit: der venezianische Pavillon mit einem extrem angenehm gekühlten Saal, der nur ein Gemälde ohne Videos und ohne Geräusche beherbergte. Den werde ich mir merken... 

Was mir auffiel: Die Installationen arbeiteten viel mit Gerüchen als Kunstmittel. Das war sehr interessant und zum Glück in allen Fällen angenehm. Zum Beispiel die Figuren vom Pavillon Holland/Kongo, die aus Kakaorohmasse waren und den ganzen Saal bedufteten. Das Urteil der M.eistgeliebte Nichte zu Japan: Fake; zu vielen anderen: deprimierend - übereinstimmend mit mir übrigens, denn das Motto der Biennale war "Foreigners everywhere" und die meisten Länder mit Kolonialgeschichte - viele! - arbeiteten diese auf. Als wir nicht mehr so viel aufnehmen konnten, nahmen wir die Kunst ohne die Erklärtexte mit, das machte sie sehr viel leichter.

Viel Spaß hatten wir mit den Telefonzellen der österreichischen Künstlerin, die echt funktionierten. Welch uralte Relikte einer längst vergangenen Vergangenheit, vor allem, wenn man mit einer 15-jährigen unterwegs ist.

Schlendern und Kunstgucken kann ziemlich müde machen. Wir brauchten nicht lang für den einstimmigen Beschluss, heute auf eine Restaurantsuche zu verzichten und stattdessen Gnocchi im Apartment zu kochen, wahlweise mit Gorgonzola- oder Tomatensoße. Danach verzog ich mich in den klimatisierten Teil des Apartments, in dem auch ich heute Nacht schlafen werde, und überließ der Rest-WG den Abwasch. Viele Vorteile, so ein WG-Leben! (Aber dafür hatte ich gekocht).

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