Sehr erholt aufgewacht, mit leichtem Sozialkater. Deswegen war ich auch nicht allzu böse, dass keine Kletterverabredung zustande kam - ich sollte aber im Laufe des Tages immer mehr Sportschuldgefühl entwickeln, weil mein Alternativplan, mit dem Rennrad zur Challenge zu fahren, kurz danach ebenfalls kippte. Der Prinz, der gestern fünf Stunden hohe Berge hinauf und hinunter geradelt ist und keinerlei Schmerzen davontrug, hatte sich am Morgen beim Aufwachen so den Nacken verrissen, daß er nicht mehr radeln mochte.
Zuerst gab es eh noch häusliche Aufgaben. Ich erntete meine Würmchen ab, die schon seit Wochen hungern müssen, weil keine Gemüseabfälle mehr in die Kiste passten. Ich hatte mir schon Sorgen um sie gemacht, aber es ging ihnen offensichtlich gut; vielleicht war die obere Schicht etwas trocken. Ich bin mit meiner Wurmkiste, der WormUp, sehr zufrieden. Sie sieht gut aus, ist gut durchdacht und einfach zu bewirtschaften. Die Würmer können erstaunlich viel Masse an Gemüsereste verwerten und das sehr schnell. Was aber noch nie funktioniert hat, ist das Abernten. Die Theorie behauptet, dass die Würmer in die nächsthöhere Etage umziehen, sobald unten nichts mehr zu verwerten ist. Dann soll die unterste Etage einfach rausgenommen und geerntet werden können. Meine Würmchen kümmern sich aber nicht um die Theorie und sind in der gesamten Kiste gleichmäßig verteilt. Immer. Auch nach Monaten, in denen die unterste Schicht verarbeitet werden konnte. Beim Abernten bin ich also immer lange damit beschäftigt, wenigstens die größten Würmchen aus dem geerntetem Humus auszusortieren und wieder in die Wurmkiste umzusiedeln. Die kleinen, die gerade mal so groß wie Kleidungsfussel sind, mochte ich nicht mehr aussortieren, das waren einfach zu viele. Die werden mit dem Humus in die Pflanzkübel umziehen.
Als weitere Hausarbeit wollte ich die Tomatensoße für den morgigen Spaghettimontag vorkochen. Dafür probierte ich heute ein neues Rezept aus - ich habe nämlich ein Problem: Seitdem wir monatlich den Spaghettimontag veranstalten, schmeckt mir Tomatensoße nicht mehr besonders. Nur dann, wenn die Tomaten wirklich extrem gut sind, und das gibt's hier bei uns leider nicht so besonders oft. Diesmal probierte ich das Rezept von Marcella Hazan aus, das so simpel klang, dass ich mir den Hype darum kaum erklären konnte. Aber siehe da: Die Sauce war tatsächlich köstlich! Jetzt müssen wir noch die Skalierung hinbekommen - wenn die Zutaten morgen verfünffacht werden, muss dann auch die Kochzeit von 45 Minuten verfünffacht werden? Vermutlich ja, denn es geht ja darum, die Flüssigkeit herauszukochen. Die Gäst*innen dürfen morgen wählen zwischen scharf nach Ottolenghi und mild nach Marcella.
Das war also geklärt und wir machten uns auf den Weg zur Challenge. Im Auto, und ich fühlte mich die ganze Fahrt lang sehr unsportlich. Wir hätten genausogut mit der Bahn fahren können, auch wenn die fast doppelt so lange gebraucht hätte wie das Auto, aber unser Parkplatz war so weit vom Zieleinlauf entfernt, dass wir vom Bahnhof wohl ähnlich weit gelaufen wären. Beim nächsten Mal also öffentlich oder auf Rädern!
Auf der Messe war ordentlich was los. Mein Plan, dem Prinzen hier dasselbe Geschenk zu machen, das er mir letztes Jahr gemacht hatte, ging auf. Und obwohl in diesem Fall wir beide wusten, dass er sie gerne haben wollte (nicht wie bei mir, wo das ein echtes Überraschungsgeschenk war; aber nun beobachtet er ja schon fast ein Jahr, wie viel ich mit meiner Uhr mache), freute er sich unheimlich und spielt seitdem pausenlos damit herum.
Bei dem Stand für alkoholfreies Bier bekamen alle, die wollten, für mindestens vier Klimmzüge ein Bier umsonst. Nun weiß ich ja, wie unglaublich schwer Klimmzüge sind, vier am Stück ist das höchste, was ich schaffe und das bisher auch nur im Training nach vernünftigem Aufwärmen. Ich traute mich nicht, mich am Stand daran zu versuchen - bin aber immerhin schon so zuversichtlich in meine Fähigkeiten, dass ich es versucht hätte, hätte ich Durst gehabt. Doch, ehrlich!
Dem Zieleinlauf schauten wir auch noch eine halbe Stunde zu.
Als wir heimkamem, hatte ich Hummeln im Hintern, weil ich das ganze Wochenende noch keinen Sport gemacht hatte. Also zog ich mir die Sportklamotten an und ging eine Blume laufen. Oder einen Krakel, das liegt im Auge der Betrachtenden. Inspiriert von der Klimmzug-Challenge, probierte ich heute eine Mischung aus Laufen und Krafttraining am öffentlichen Trimmdichplatz im Wiesengrund. Ich brauchte also Schlaufenvarianten, die ungefähr jeden Kilomter daran vorbeiführten, so kam die Blume zustande. Und als ich mit dem Krafttraining fertig war, fielen mir immer noch Gründe für weitere Schlaufen ein. (Gutes Zeichen: Erst beim dritten Set Klimmzüge fiel mir ein, dass ich mir ja am Donnerstag den Bizeps gezerrt hatte und Klimmzüge vielleicht nicht die beste Art waren, seine Genesung zu testen. Er scheint aber wieder genesen.)
Am Abend zwei Stunden Tour de France, nachdem der Prinz mich vom Räumen weggescheucht hatte: Er werde das alles morgen erledigen. Ab aufs Sofa!
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