Samstag, 13. Juli 2024

Arbeiten, Denken, Essen

Samstagsarbeit | An einem Samstag vom Wecker geweckt zu werden und für die Erwerbsarbeit aufzustehen: Das war schwer. Aber dass es über Nacht viel geregnet hatte und die Temperatur zu sehr angenehmen 19 Grad abgekühlt hatte, das war schön. 

Im Büro war bereits alles für die anstehende Veranstaltung hübsch hergerichtet. Ich verschaffte mir einen ersten Überblick und setzte mich dann an den Schreibtisch: Mails abarbeiten. Denn ich wollte einen längeren Beitrag schreiben; das geht aber nur (Gesetz!), wenn aller Kleinkram weg ist. Das Gesetz führt des Öfteren dazu, dass ich so lange Kleinkram wegarbeite, bis der Ewerbesarbeitstag vorbei ist; auch heute war es schon Mittag, als der virtuelle Schreibtisch zu meiner Zufriedenheit saubergeräumt war. 

Meine Aufgabe heute bestand unter anderem darin, die Veranstaltung zu verpflegen; das war eine Aufgabe, die mein Arbeiten am Schreibtisch immer wieder unterbrach, denn es musste viel vorbereitet werden, auf den Punkt das Essen fertig sein, hinterher wieder aufgeräumt werden... eben wie Kochen zuhause auch, nur halt für 10 Personen. Und mit dem Anspruch, dass sie dafür gezahlt hatten.

Im Laufe des Tages fand ich einen guten Erwerbsarbeitsrhythmus und litt nur wenig unter dem unfreien Samstag.

Gedanken | Ich habe zurzeit das Gefühl, vielen nahen Menschen nicht gerecht werden zu können. Ich würde mich gerne mehr mit ihnen treffen, intensiver auf sie eingehen, aber oft sind Treffen schwierig zu koordinieren, und wenn wir sie dann hinbekommen, bleibt der Kontakt an der Oberfläche. Das finde ich schade, kann aber auch nicht genau festmachen, woran es liegt. Vielleicht ändert sich gerade etwas in meinen Freundschaftsstrukturen, manchmal passiert das ja. Vielleicht bin ich mir mit dem Prinzen auch einfach sehr genug - ich habe mich ertappt gefühlt bei der Lektüre des Buches "Leinsee", in dem das Künstlerpaar so eine enge Symbiose eingeht, dass selbst der eigene Sohn ausgeschlossen bleibt. Das macht es zugebenermaßen mehr zur Willenssache, Freundschaften zu pflegen, da ich mich mit dem Prinzen alleine nie langweile und daher nie einen großen Drang verspüre, etwas mit anderen Menschen machen zu müssen. Ändern möchte ich das aber nicht. 

Gelesen | ...und nachgedacht: Nils Binnberg: Ich habe es satt. Binnberg beschreibt in seinem Buch seine Essstörung, die sich darin zeigt, dass er zwanghaft bestimmte Essregeln einhält, um schlanker und gesünder zu werden. Angefangen bei Low Carb über Clean Eating, Darmreinigungen und verschiedene andere Ernährungsideologien. Er legt in dem Buch dar, warum er das Essverhalten vieler Menschen für krankhaft hält, bzw. gar nicht so sehr das Essen an sich, sondern die ständige Beschäftigung mit Essen. Bei dem Punkt hat er meiner Meinung nach Recht, es ist ein spürbarer Trend, bestimmte Inhaltsstoffe nicht zu vertragen oder zu vermeiden. Ein paar Annahmen setzt er aber einfach voraus, wobei er es sich zu einfach macht: Zum Beispiel, dass alle Menschen solche Ernährungsstile nur mit dem Ziel verfolgen, abzunehmen (auch wenn sie das nicht zugeben). Da greift er zu kurz, glaube ich, vielmehr können da auch ganz andere Ängste oder Probleme dahinterstecken. Und auch, dass er Ernährungsformen wie Paleo, Trennkost etc. mit Veganismus in einen Topf wirft, störte mich enorm - klar: hier, weil mich die Argumentation selbst betrifft. Ziemlich lange reitet er darauf herum, dass Veganismus eine ganz klare Essstörung sei, in der sich die Anhänger*innen selbst disziplinierten, um möglichst dünn zu bleiben und ihre Lebensweise missionarisch vor sich her trügen - dabei ist doch gerade veganes Essen in ganz vielen Fällen (in meinem jedenfalls) eine Entscheidung aus Klimaschutzgründen, und gar nicht zur Körperoptimierung oder -heilung gedacht. Ich finde, da geht es schon um die Beweggründe und nicht nur um die Ernährungsform an sich.

Er hat natürlich wiederum recht, dass Essen und Ernährung als Distinktionsmerkmal fungiert und viele Menschen sich schlicht gar nicht leisten können, irgendeinem speziellen Esskult anzuhängen. 

Und ich frage mich schon auch regelmäßig, ob des Prinzen und mein Essverhalten anderen Menschen so "schwierig" vorkommt wie mir das von anderen - wir essen schließlich "ganz normal vegetarisch", also aus unserer Sicht 😁

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