Montag, 15. Juli 2024

Im Bus mit steifem Nacken

Erste Maßnahme am Morgen: Prüfen, ob ich alle Körperteile bewegen konnte. Ja, das ging; ein leichtes Schleudertrauma habe ich wohl davongetragen und Schulter, Ellenbogen und Hüfte schmerzen übel, aber es ist alles beweglich und nicht schlimmer als gestern.

Der Körper fühlte sich an wie gerädert. Ich gönnte ihm eine Radpause und fuhr mit dem Bus ins Büro. Dabei konnte ich Feldbeobachtungen machen: Ein Haus in unserer Straße mit wohl neuen Bewohner*innen, das ganz wunderhübsch mit Blumen geschmückt war. Eine Kindergartengruppe, die sehr aufgeregt in einem schwierigen Manöver in den Bus einstieg und offensichtlich und sehr laut zu einem Ausflug unterwegs war (total süß), dann ein schwieriges Rangiermanöver des Busses, der wegen einer Baustelle einen Umweg durch enge, verwinkelte Straßen fahren mussten. Zum Zurückstoßen bat er einen Passagier um Hilfe, der die Straße hinter dem Bus kontrollierte, um die Ecke kam uns ein anderer Bus entgegen, der dann ebenfalls erstmal rückwärts fahren und sich auf den Gehweg quetschen musste, bis beide Busse in Zentimeterarbeit aneinander vorbei waren. Als der Busfahrer das geschafft hatte, stimmte ich einen ernstgemeinten Applaus an, in den die Kindergartengruppe frenetisch einfiel. Ich hoffe, der Busfahrer hat sich darüber gefreut, dass er so gefeiert wurde!

Im Büro erzählte ich meinen ereignisreichen Vortag (er lässt sich kaum verheimlichen, die sommertauglichen kurzen Klamotten zeigen großflächige Schürfwunden) und bekam vom psychologisch informierten Personal gleich ein Trauma attestiert - das ich so bisher nicht fühle, nur die riesige Erleichterung, heil davongekommen zu sein. Mit Kühlpack auf der Hüfte machte ich mich an die Erwerbsarbeit. 

Heute freute ich mich wieder über mein nordseitiges Büro, in dem die Hitze kaum spürbar war. Zu Mittag gab es Reste von der Veranstaltung am Wochenende und Gespräche über viel Arbeitsfremdes.

Für die Heimfahrt peilte ich eine Busverbindung an, mit der ich circa 45 Minuten unterwegs sein würde bis zu Hause. Erst mit dem geliehenen e-bike bis zum Hotel des Landwirts, dann in den ersten Bus, der schon mal sechs Minuten zu spät kam. Durch die Verspätung sah ich meinen Anschlussbus gerade noch wegfahren, musste aber auf den nächsten warten. Zurück dann auch wieder die ermüdende Zuckelfahrt durch die Baustellenumleitung... Es war schon alles sehr umständlich im Vergleich zum Fahrrad. Genau eine Stunde habe ich gebraucht und war in Versuchung, es morgen doch schon wieder mit dem Rad zu probieren.

Auf dem letzten Stück Wegs zu Fuß bin ich noch dem T. von unten begegnet, der gerade Erledigungen nachging, und aufgrund seines Ziels und des dafür gewählten Weges bin ich mir sicher, dass er es genauso machte wie ich: auch er wechselte für 400 Meter zweimal die Straßenseite, nur um im Schatten zu gehen und der Hitze auszuweichen.

Ich habe untertags zu "Schleudertrauma" gegoogelt und das hätte ich - wie üblich - nicht tun sollen; qua Beschluss habe ich keines und werde einfach abwarten, dass sich der Nacken von selbst wieder beruhigt. Das heilige Dienstags-Lauftraining habe ich aber vorsichtshalber abgesagt, weil mein Kopf bei Erschütterungen noch ziemlich schnell schmerzt.

Zuhause wurde ich vom Prinzen sofort betüddelt. Ich durfte nur im Lümmel-Sessel lümmeln und ihm vorlesen, was heute an Essen vorzubereiten und zu kochen war,  und er tat es. Tag 1 des neuen Wochenspeiseplans: Tomatensalat mit Gurke, weißen Bohnen, Croutons und Tofucreme. Das war unglaublich lecker und sommerlich. Und machte sich (aus meiner Sicht jedenfalls) ganz von selbst 😉 Ich finde es toll, dass in den Wochenspeiseplänen immer Hülsenfrüchte en masse dabei sind, meistens haben zwei von den vier Gerichten einem Hülsenfrüchte-Anteil. Das ist tatsächlich mehr, als ich bisher hinbekommen habe.

Die süße Nachbars-S. versorgte mich mit Muffins und von allen Seiten bekomme ich Mitleid und besorgte Fragen. Ich hatte mich über den Tag wacker gehalten, aber je länger er andauert, desto mehr schmerzte der Körper und die letzten Abendstunden verbrachte ich liegend in dem Versuch, eine Position zu finden, in der mir weder der Nacken noch die rechte Schulter oder Hüfte schmerzten.

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