Der Tag startete wieder mit einem Kaffee im Garten (diesmal nur halb so stark wie gestern, ich hatte aus dem Herzflattern danach gelernt) und einer Yoga-Einheit, bei der mich der stürmische Wind fast aus dem "gedrehten Halbmond" wehte. Das ist aber auch eine wackelige Stellung.
Beim Frühstücksgespräch zeigte sich die N. überrascht von meinem Programmwunsch: einem Besuch im Haus des Meeres. Überrascht, aber umgehend einverstanden. Mit ein paar geplanten Zwischenstopps (der beste Vintage-Shop im 8. Bezirk, der Pflanzenladen) zuckelten wir los und brauchten wegen der vielen ungeplanten Zwischenstopps relativ lange, bis wir ankamen. Die kleinen Läden mit ihrem Angebot an Schnickschnack und allem sonst Denkbarem waren aber auch zu verlockend! Als wir am Haus des Meeres ankamen, wehte uns der Sturm fast von selbst hinein. Recht vertrauenserweckend, dass der Zoo in einem ehemaligen Flakturm untergebracht ist, den weht so schnell nichts um.
Auf dem Weg in den 11. Stock im Aufzug glaubte ich kurz, mich in einer Komödie zu befinden: in jedem zweiten Stockwerk hielt der Aufzug, die Türen gingen auf und jedesmal stand ein brüllendes Kleinkind mit verzweifelten Eltern davor. Das konnte ja heiter werden - war dann aber gar nicht so voll wie befürchtet. Wir besichtigten Stockwerk für Stockwerk in dem unübersichtlichen Turm, es gab so viele tolle Tiere und Aquarien zu sehen, dass meine Erwartungen an die Quallenabteilung im vorletztem, dem zweiten, Stock hoch wuchsen. Nur um dann hart enttäuscht zu werden: es gab nur ein Quallenbecken, und das, wo Quallen doch meine Lieblingstiere sind. Aber, wie gesagt, der Rest entschädigte dafür. Besonders die Affenabteilung, die ich hier gar nicht erwartete hatte, war toll.
Zum Schluss fuhren wir extra nochmal bis ganz nach oben, um den Blick weit über Wien in ganzer Fülle zu genießen. Ich sah bis in den Wienerwald hinein und konnte mich kaum losreißen. Hier will ich unbedingt mal im Restaurant über den Dächern Wiens essen! (Heute war ohne Reservierung leider kein Tisch auf der Terrasse mehr frei).
Stattdessen aßen wir in einem französischen Bistro, und zwar gerade noch rechtzeitig, bevor ich in ein ganz tiefes Hungerloch fiel. Glück gehabt, ich weiß, dass sich die N. davor fürchtet, die hat mich nämlich schon einige Male erlebt, wenn ich so richtig hangry werde. Das wird aber immerhin mit dem Alter besser bzw. Ich lerne, vorzubeugen, denn es ist mir schon sehr lange nicht mehr passiert.
Auf dem Rückweg wurde es heißer und heißer. Wir kehrten in einige klimatisierte Läden ein, unter anderem einem Reformhaus, wo ich die geteilte Einkaufsliste mit dem Prinzen mal wieder feierte: Ich entdeckte, dass er das Oregano nicht weggestrichen, also wohl auch nicht eingekauft hatte; und das würde ich morgen für die Tomatensauce, die ich für den Spaghettimontag kochen will, unbedingt brauchen. An einem Sonntag. Dank der Einkaufsliste konnte ich kurzerhand nachkaufen und nun wird es also Tomatensauce mit Wiener Oregano geben.
Die N. ließ sich nach langem Überreden als nachträgliches Geburtstageschenk im Pflanzenladen einen großen Sonnenhut kaufen statt einer kleinen Steingartenpflanze. Ich schleppte sie ihr bis in den Garten und schon war es so spät dass ich mich für die Heimreise fertig machen musste. Ein letzter Kaffee für mich, ein letzter Campari für die N., dann brachte sie mich mit einer Seelenruhe so zur Bahn, dass ich nur ganze vier Minuten vor dem Zug da war (meine Nerven!). Wir verabschiedeten uns mit "Nächstes Wiedersehen in Venedig!", was ja sehr vielversprechend ist. Wir haben zwar keine hochphilosphischen Gespräche geführt bei diesem Treffen, uns aber sehr wohlgefühlt miteinander und die gegenseitige hohe Wertschätzung gespürt und spüren lassen. Und das machte mich glücklich, denn Beziehung wächst halt auch aus Nähe.
Start der Zugfahrt nach Hause dann ohne besondere Vorkommnisse, geplante Ankunft mitten in der Nacht, dafür aber am Bahnhof nur 300 Meter von zuhause weg ohne Umsteigen.
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