Ich erwerbsarbeitete eine gute Stunde, dann packte ich zusammen und machte mich auf den Weg in die Kletterhalle, wo ich mit der A. verabredet war. Ich kam zu spät - aber immer noch vor der A. Hätte ich mir eigentlich denken können, denn wenn ich pünktlich komme, bin ich etwa 5 Minuten vor der vereinbarten Zeit da. Wenn die A. pünktlich kommt, ist sie etwa 15 Minuten nach der vereinbarten Zeit da. Und heute waren wir beide zu spät, also ich 10 und sie 30 Minuten nach der vereinbarten Zeit. Das ist eine Beobachtung, keine Wertung - die A. ist super zuverlässig und schrieb mir auch, dass sie heute zu spät losgekommen sei.
Die Wartezeit gab mir genug Zeit, um zu beschließen, dass Klettern heute eine sehr unvernünftige Idee wäre und ich das lieber bleiben lassen sollte. Meine Schulter machte zwar einige Probezüge mit, aber direkt im Anschluss spürte ich sie. Leider konnte ich nicht einmal die A. sichern, wie ich ihr als Alternative vorschlug: Der Gurt grub sich dabei schmerzhaft in die geprellten Oberschenkel und Flanke. Es ist irgendwie schon ironisch, dass meine Sportunfälle mich bisher immer an anderen Sportarten gehindert haben als denen, in denen sie mir passiert sind. Nach dem Kletterunfall konnte ich relativ bald schon wieder klettern, aber sehr lange nicht gut laufen. Jetzt nach dem Fahrradsturz saß ich schon mehrmals auf dem Rad, habe aber ziemliche Sorge, dass ich lange mit Klettern aussetzen muss. Seit dem Sturz habe ich izwischen mehrere Phasen durchlaufen:
- Der Schock (Tag 1+2): Was ist mir da nur passiert? Aua, alles tut weh!
- Euphorische Phase 1 (Woche 1 nach Sturz): Das hätte so viel schlimmer ausgehen können! Was für ein Glück, dass ich mir praktisch gar nichts getan habe.
- Euphorische Phase 2 (Tag 7-9): Das heilt alles ganz erstaunlich schnell... nur zwei Tage heftige Schmerzen, und seit dem dritten geht es aufwärts.
...und jetzt bin ich der Phase der Ernüchterung angekommen, in der ich mir eingestehen muss, dass ich noch nicht so ganz wieder kann, wie ich gerne möchte, dass die Knochen noch knacken, wenn ich sie in eine falsche Richtung drehe, und dass die geprellte Schulter einfach verdammt weh tut, sobald ich eine falsche Bewegung mache. Mein größte Sorge ist, dass der Bewegungsradius der rechten Schulter nicht ganz wiederkommt oder dass der Nacken bei einer Kopfdrehung nach rechts eingeschränkt bleibt.
Zu meinem großen Glück war die A. nicht allzu sehr enttäuscht, dass wir heute nicht klettern konnten, sondern ließ sich auf Plan C: "Kaffee und Kuchen in der Sonne vor der Halle" ein. Wie froh ich bin, dass es im Bambule richtig guten Kaffee und Kuchen gibt! Denn so wurde es ein intensiver Kaffeeklatsch mit wichtigem Austausch und dem Ergebnis, dass wir beide gute Lesetipps mit in den Urlaub nehmen und mein Krimi-Dinner-Geburtstag vielleicht noch zwei Gästinnen größer wird.
Im Anschluss kaufte ich mir endlich die zweite gute Radlerhose, deren Anschaffung ich mir nun seit Wochen überlege und mich nicht dazu durchringen konnte; jetzt aber ist die erste gute Radlerhose bei meinem Sturz löchrig geworden und die Entscheidung endgültig gefallen. Und auch ein neues Paar Handschuhe, weil das Polster der alten schon völlig plattgedrückt ist.
Ab Mittag war ich im Büro, der B. zufällig auch und ich freute mich sehr, dass ich mich von ihm vor meinen Ferien würdig verabschieden konnte, auf zwei Gartenstühlen im Schatten des Carports, wie zwei so Rentner*inne, aber mit Wasser und Kaffee statt Dosenbier. Immerhin.
Ich machte die abschließende Übergabe an die abwesende Chefin, die sich über alles freute, was noch offen war, denn es bedeutet fast alles neue Aufträge. Ab da war ich in richtiger beginnender Urlaubsstimmung, so "alles egal, morgen bin ich eh weg"-mäßig. (Trotzdem schloss ich heute noch alles ab, selbst als es bis spät in den Abend dauerte, da kann mein inneres Disziplin-Ich nicht dagegen an). Dann hatte ich Hunger, stibitzte dem Landwirt einen Schokoriegel und mir wurde umgehend übel. Aber so richtig! Ich musste mich flachlegen und abwarten, bis es ein wenig besser wurde. Unerklärlich, umso mehr, als mir dasselbe letztes Jahr am letzten Tag vor meiner Auszeit auch passierte und ich vermuten muss, dass das psychosomatische Urlaubsübelkeit ist?? Wo ich mich gerade mit der A. lange über psychosomatische Beschwerden unterhalten hatte... Andererseits war es vielleicht auch nur die kosmische Strafe für den Schokoladenklau.
Ich erholte mich wieder einigermaßen, erwerbsarbeitete eine Weile weiter, musste aber dann Schluss machen, weil ich noch ein Buch bei der Bücherei abgeben wollte, bevor die um 19:00 zumachte. Im Laufe des Tages habe ich mich um mehrere Kilo Bücher erleichtert, weil ich einige ins Büro zurückgebracht habe, die ich im Home-Office hatte, andere in die Post gebracht habe, für die noch Briefmarken fehlten, und als letztes eben dieses, das ich in der Bücherei abgeben konnte. Es gefällt mir eben, vor den Ferien alles in Ordnung zu bringen und jedes Ding an seinen Platz zurückzubringen.
Zuhause Hunger - gutes Zeichen nach der vorherigen Übelkeit -, deswegen Essen und dann, ankämpfend gegen die Müdigkeit, die letzte halbe Stunde Erwerbsarbeit. Und dann: Zum letzten Mal in diesem Monat den Computer heruntergefahren, der bleibt jetzt aus bis Anfang September. Yipiiii!
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