In den letzten Tagen wache ich leider sehr früh auf, auch heute wieder. 6 Uhr, was ist denn das bitte für eine Zeit! Meine übliche Beruhigungstaktik ist dann, mir einzureden, dass ich gegebenenfalls ja später noch einen Mittagsschlaf machen und den verpassten Nachtschlaf nachholen kann, was dann im Normalfall nicht passiert -auch heute nicht, aber zumindest ärgere ich mich dann nicht über die verpasste Ausschlaf-Gelegenheit.
Ich las also sehr früh, aber in Ruhe, mein Buch zu Ende, trank zwei Kaffee dazu und überlegte die letzten Reste der Pack-Logistik durch. Es war dann doch noch relativ viel zusammenzutragen und im Van Norbert zu verstauen, und außerdem wurde ich unerwartet aufgeregt ob des bevorstehenden Aufbruchs. Mein verfrühtes Aufstehen hatte zur Folge, dass ich lange Zeit hatte, aufgeregt zu werden, bis die S. gegen 10 Uhr bei mir ankam. Die S. und ihr sehr großer Rucksack, der allerdings zur Hälfte nur Essen und Getränke enthielt. Die S. weiß eben auch, dass wir jederzeit verhungern könnten.
Nach inniger Verabschiedung vom Prinzen brachen wir auf Richtung Süden. Ich war sehr froh über die Klimaanlage, denn es war von Anfang an heisssss. Der S. gefiel auch alles, sie schraubte den Sitz zurück und machte ein Nickerchen (nehme ich als Kompliment für meine Fahrweise statt als Bewertung meiner Unterhaltungsqualitäten!).
Sehr weit kamen wir leider erstmal nicht. An der ersten Autobahnraststätte fuhr ich raus, um den Reifendruck weisungsgemäß zu prüfen; in den beiden Hinterreifen war jeweils 0,8 Bar zu viel (??) drin, der linke Vorderreifen passte, und beim rechten Vorderreifen begann die Luft rauszupfeifen, sobald ich das Luftdruckgerät aufsetzen. Sowas glaube ich ja immer erstmal nicht, und als ich mir eingestanden hatte, dass das Messen an diesem einen Reifen nicht funktionierte, war der Druck schon auf mickrige halb soviel Bar zusammengeschrumpft wie drinnen sein sollten. Es war heiß, es war laut, in meinem Kopf spulten nacheinander alle Möglichkeiten ab - ADAC holen? Uns vom Prinzen abholen lassen - und dann? Jedenfalls nicht: so weiterfahren -, ich verlegte nacheinander den Autoschlüssel, die Kappe vom Ventil und nochmal die Kappe vom Ventil, diesmal endgültig.
Long story short: Die S. und ich fanden eine Möglichkeit, den Reifen mit dem kaputten Ventil in mühsamer Arbeit wieder halbwegs aufzupumpen, ließen bei einer Werkstatt um die Ecke nochmal nacharbeiten und wissen immer noch nicht, was da eigentlich passiert ist, naheliegendste Vermutung: Das Luftdruckgerät war auch kaputt.
Zur Beruhigung machte ich bei der Weiterfahrt ein Hörbuch an, die S. schlief weiter.
Es war überhaupt ein technisch vertrackter Tag. Später verklemmte sich nämlich noch eine Klappe im Van Norbert, die sich noch nie verklemmt hat, und das Schließfach im Museum Buchheim ließ sich nicht schließen, auch nicht vom Museumswärter, der uns mansplainen wollte, das Fach ebenfalls nicht zu bekam und den Defekt auf unsere Münze schob.
Der Besuch im Museum war jedoch eine gute Idee, denn das war interessant. Zum einen wegen der Sammlung Buchheim, vornehmlich Expressionisten, zum anderen aber vor allem wegen der Geschichte des Lothar-Günther Buchheim, der im zweiten Weltkrieg in der Marine U-Boote fuhr und darüber einen Propaganda-Roman schrieb, der später die Grundlage für den Roman "Das Boot" wurde. Genau, das "Das Boot" zu dem jeder Mensch meiner Generation sofort die Titelmelodie im Kopf hat! Sag mir, wie alt du bist, ohne zu sagen, wie alt du bist...
Wir waren lang im Museum, fast alleine, freuten uns an dem Haus, den Ausstellungen und dem Anwesen rundherum und gingen erst, als wir Hunger bekamen. Den stillten wir mit dem mitgebrachten Proviant (fast wären wir verhungert!) und einem anschließenden hervorragenden Eis an der Eisdiele Il Buon Gelato. Passender Name, Il Grande Gelato hätte auch gepasst.
Eine Weile suchten wir einen Wanderparkplatz, der sich trotz Ausschilderung hartnäckig vor uns versteckte, aber nicht lange, bevor wir uns entschlossen, auf dem hübschen Campingplatz am See zu übernachten, der genau auf unserer Strecke lag. Die S. machte sich Sorgen, ob noch Plätze frei wären; ich machte mir Sorgen über überteuerte Voralpenpreise; beide Sorgen erwiesen sich als unbegründet und wir verbrachten einen ruhigen Abend mit Blick aufs Wasser. In derselben Konstellation übrigens wie mit dem Prinzen auch: Ich im Bett in die Ecke neben den Kästen gelehnt, die S. auf dem umgedrehten Beifahrersitz, wo normalerweise der Prinz sitzt.
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