Ich ließ mir Zeit, bevor ich in die Erwerbsarbeit startete, denn heute Abend würde es einen späten Termin geben und sowieso wird es vor Weihnachten merklich ruhiger. So nahm ich mir morgens die Zeit für eine ausgiebige Yoga-Einheit, sehr getrübt durch die schmerzende linke Schulter, zefix. Aber: Der rechte Arm fühlt sich seit gestern zum ersten Mal wieder heile an. Ich wage noch nicht, Belastungen auszutesten, wäre aber unendlich froh, wenn ich die Bizepszerrung tatsächlich überstanden hätte. Das Fahrrad in den Keller tragen oder die gefüllte Wasserkaraffe anheben gehen jedenfalls, ohne Schmerzen zu spüren.
Gegen Mittag verfiel ich in einen klassischen Home-Office-Lagerkoller. Es ist heute schon der dritte Tag in Folge, den ich von zu Hause aus arbeite, und nach viel Vorbereitung für die Winterferien und Abschließen des Jahres in der Erwerbsarbeit kam ich mir mittags vor wie eine Tigerin im Käfig. Draußen regnete es und ich fand keinen sinnvollen Grund, die Wohnung zu verlassen, also blieb ich drin und kochte mir zumindest etwas Leckeres (Rohe Rote Beete mit Walnüssen, weißen Bohnen und Senfdressing. War eigentlich nur eine Idee, um die aufgeschnittene Rote Beete wegzukochen, schmeckt aber definitiv nicht nur als Notlösung richtig gut).
Am Nachmittag begann ich mit der mühsameren Installation der anderen Apps auf meinem Handy: Banken, Ticket-Apps für Bahn und Öffentliche, die Fitness-Uhr und so weiter. So oft wie heute habe ich mein Google-Passwort wahrscheinlich noch nie an einem Tag eingegeben, und manchmal wünschte ich, ich hätte einfach 12345google genommen. (Scherz. Ich weiß, wie wichtig ein starkes Passwort ist. So wie rJh4%*MmnJ; zum Beispiel.) (Das ist natürlich nicht meines.)
Abends dann die vereinbarte Erwerbsarbeitsstunde mit der Chefin, und meine To-do-Liste war wieder voll. Gleich im Anschluss holte ich die C. ab, die mich schon vor ihrer Haustür erwartete, um gemeinsam auf den Weihnachtsmarkt zu gehen. Ich hatte mich, mehr wegen der Sache an sich als wegen des Wetters, warm und wetterfest angezogen: Mütze, dicker Schal, Handschuhe, Regenschirm. Die C. dagegen war optimistisch angezogen und später froh um meinen Regenschirm; Schal und Handschuhe hätte es allerdings wirklich nicht gebraucht und eigentlich auch keine Mütze. Der Schirm dafür hätte ruhig etwas größer und standhafter sein können, aber wir ließen uns vom Regen den Bummel nicht verderben und besuchten erst den Altstadtmarkt, wo viele Stadt-Devotionalien angeboten wurden (Teelicht-Häuschen in Stadtform, Karten mit Stadtbildern, viel Dekoration mit Stadtwappen), legten einen kleinen Schlenker auf den normalen Markt ein, wo es eine vegane Bratwurst gab, und dann liefen wir noch über den Mittelaltermarkt, wo eine tapfere Band gegen das Wetter anspielte.
Endlich gibt es auf dem Markt vegetarische Würstchen! Ich habe immer, wenn ich an Würstchenbuden vorbeigehe, Lust auf eine Bratwurstsemmel und frage mich schon lange, warum nicht auch vegetarische Alternativen angeboten werden. Hoffentlich behalten die Stände sie in Zukunft bei.
Von der C. verabschiedete ich mich herzlich, wir werden uns wohl erst im neuen Jahr wieder sehen.
Auf dem Heimweg machte ich einen Zwischenstopp bei der S. im zweiten Stock und ließ mir die Katzenpflege erklären, die ich nächste Woche während der S.s Urlaub übernehme. Die Katzen reagierten desinteressiert bis empört auf mich, das wird sich hoffentlich ändern, wenn wir uns demnächst zweimal am Tag sehen. Als großes Danke drückte mir die S. eine Tüte mit Mandarinen und aufwändig verzierten Plätzchen in die Hand, die ich zum Glück noch fotografierte, denn kurz darauf kam der T. von unten mit unserem Gemüseanteil und wir mampften gemeinsam im Türrahmen alle Plätzchen auf. Zucker statt Zuckerhut, es ist ja nur einmal im Jahr Plätzchenzeit.Draußen regnet und regnet es.
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