Ich ging die Katzendamen füttern und schon war es Zeit, mich an den Schreibtisch zu setzen, neben die Blöde Blume. Die heißt übrigens so, weil sie ein Gewächs ist, das meine Mutter von einer Grünabfallanlage gerettet hat, niemand weiß, wie ihr echter botanische Name lautet, und sie ganz früher in unserer vorherigen Wohnung neben dem Bett stand und regelmäßig ihre Schlingarme ins Bett hinein hat wachsen lassen, was uns gewaltig störte.
Am späten Vormittag verabschiedete ich den Prinzen zum Van Norbert, mit dem er zu seiner Fortbildung aufbrach. Merke dabei für die Zukunft: Bei einem Zusammentreffen des dicken Vans Norbert und einer Nachbarin in der engen Hofdurchfahrt ist ein Scherz darüber, wer von beiden denn die Hofdurchfahrt mehr verstopft, weniger komisch als mir die Situation schien. Zum Glück ging mir das noch rechtzeitig auf, um mich bei der Nachbarin entschuldigen zu können.
Die restliche Erwerbsarbeit zog sich, endete jedoch früh, denn ich erwartete die Schwester und die Nichtchen zum gemeinsamen Weihnachtsmarktbummel. Die jüngere Nichte traf zuerst ein, denn sie kam direkt von der Schule zu mir. Weil sie inzwischen echt kein Nichtchen mehr ist, sondern nur noch 5 Zentimeter kleiner als ich - und die ältere Nichte momentan sogar schon gleich so groß wie ich - muss ich sie allmählich umbenennen und wir überlegten passende neue Namen. "Lieblingsnichte 1 und 2" stand im Raum, musste aber wieder verworfen werden, denn: In 1 und 2 könnte eine Rangfolge hineininterpretiert werden, was unter allen Umständen vermieden werden muss. Sie sind eben ab jetzt die L.ieblingsnichte und die M.eistgeliebte Nichte.
Die L.ieblingsnichte begleitete mich heute zur Fütterung und Bespaßung der nachbarlichen Katzendamen, die heute noch zurückhaltender waren als sonst. Sie ließen sich nur äußerst vorsichtig mit uns ein, bis die L.ieblingsnichte auf die Idee kam, ihnen ihr Handy mit eingeschaltetem Taschenlampenlicht anzubieten. Das war für beide Katzen maximal interessant. Und ergab gruselige Halloween-Effekte für uns Zuschauerinnen.
Als auch die Schwester und die M.eistgeliebte Nichte nachgekommen waren, starteten wir auf die obligatorische Weihnachtsmarktrunde: Erst der Mittelaltermarkt mit einer Lachskartoffel für die Schwester (die weiß eben, wie sie mich und die ebenfalls vegetarische M.eistgeliebte Nichte vom Probieren abhält), dann ein Langos für die L.ieblingsnichte und ein Stopp an der "rollenden Metzgerei" (ausgerechnet dieser Name!) für die vegetarischen Bratwurstsemmeln. Und dann der Altstadtmarkt am anderen Ende der Stadt - nur, dass der gestern seinen letzten Tag gehabt hatte und nur noch verlorene Bühnen und Mülleimer auf dem Platz standen.
Schade einerseits, Glück andererseits: Denn so schlug ich der Schwester und den Nichten vor, noch mit zu mir zu kommen für die Crêpes, die wir auf dem schon abgebauten Markt nicht mehr essen konnten. Und da uns eh schon ein wenig kalt war, wurde der Vorschlag begeistert angenommen und die zwei Stunden in der Küche am Crêpes-Eisen, im Warmen und mit schweren Lidern von der Kälte draußen waren der gemütlichste Teil der ganzen Unternehmung. Wir hätten auch den mitgebrachten Weihnachtskuchen naschen können, denn die Schwester hat bei der Portionierung offensichtlich mindestens damit gerechnet, dass der Prinz mir beim Aufessen zur Seite steht - aber wir waren nach den Weihnachtsmarktleckereien, den deftigen und süßen Crêpes alle vier pappsatt.
Auch wenn oder gerade da die Schwester vorweihnachtlicherweise von einem Termin zum anderen eilt, dabei nicht nur die eigenen, sondern auch noch die der Nichten unterbringen und besuchen muss, habe ich ihren Besuch bei mir sehr genossen und ganz ehrlich: Mir hätte etwas gefehlt, wenn ich sie nicht vor Weihnachten noch einmal gesehen hätte. Das Gefühl ist bereits jetzt definitiv: Weihnachtsurlaub, ich muss mich aktiv daran erinnern, dass ich ja bis Donnerstag noch erwerbsarbeiten muss.
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