Es schlief sich hervorragend im Van Norbert. Wir wachten erst gegen neun auf, kochten uns den ersten Kaffee (Espresso statt Filterkaffee) noch im Van und waren beim Frühstück froh, dass wir "unser" Zimmer bei den Prinzeneltern der Familie von Schwester 2 überlassen hatten. Die erschienen nämlich erst gegen zwölf eine nach dem anderen schlaftrunken an den Tisch, der Familienhund hatte ihnen eine durchwachsene Nacht bereitet.
Der Tag war sonnig und freundlich und wir versuchten, einen gemeinsamen Plan zu finden, der Hinausgehen und/oder Bewegung beinhaltete und einer Altersspanne von 13 bis 79 Jahren genehm war. Es wurde eine Sportstunde beschlossen, beginnend mit einer Einheit Bauch für den Prinzen, einer Einheit Rücken für die mittlere Nichte und einer Einheit Vorübungen für Spagat von der kleinen Nichte. Die Schwester 2 und ich machten überall mit. Von den Spagat-Übungen war ich total begeistert, fast alles waren Positionen wie im Yoga, aber in anderer Abfolge, und ich wusste bisher gar nicht, dass ich einen Spagat können will. Jetzt will ich.
Ich war über das nächtliche Schlafen, Sporteln und ordentlich Dehnen noch einen Zentimeter größer geworden als gestern und freute mich
Den folgenden Nachmittag versuchten wir alle erfolglos, uns nicht wieder zu überessen, und als die Stimmung begann, ramdösig zu werden, machten der Prinz und ich uns zu Fuß auf den Weg zum Weihnachtsmarkt, wo die Restfamilie später mit dem Auto zu uns stieß. Viel schöner als der Markt - der, wie sich herausstellte, eh schon geschlossen hatte - war der Blick auf den Fluss und die weihnachtlich beleuchteten Burgen und Gebäude dahinter, alles umspielt vom plätschernden Hochwasser, später zusätzlich beschienen vom Vollmond. (Korrektur mittlere Nichte: Nicht Vollmond. Fast-Vollmond. Vollmond ist erst morgen).
Die Stunden an der frischen Luft taten gut und machten angenehm müde. Das Abendessen tat sein übriges, es hatte Überlegungen zu einem eigens gekochten Essen gegeben, der aber angesichts der Massen an Resten von gestern schnell wieder verworfen wurde. Wir wurden zu neunt mehr als satt, und ich ziemlich müde.
Vielleicht lag es an der Müdigkeit, dass ich mich zu dem unbesonnenen Vorschlag hinreißen ließ, es doch heute nochmal mit dem Doppelkopf zu versuchen. Die Prinzenfamilie war sofort mit Begeisterung dabei. Gute Lehrmeisterinnen, aber mit eigenem Ehrgeiz, was der Spielstimmung nur zuträglich war. Spielen muss man schließlich ernst nehmen, wenn es Spaß machen soll. Wenn ich ab jetzt ein wenig dranbleiben würde, käme ich wahrscheinlich rein ins Spiel. Es hat mir jedenfalls, man glaubt es kaum, Spaß gemacht und es wurde nach Mitternacht, bis der Prinz und ich in den Van Norbert zum Schlafen umzogen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen