Nach einem gemütlichen gemeinsamen Kaffee ohne Frühstück, weil ich morgens wie üblich keinen Hunger hatte, nicht etwa deswegen, weil die N. nichts dagehabt hätte, brach ich auf zu meiner T. Bei strahlendem Sonnenschein, das Wetter tat so, als hätte es nie einen Sturm gegeben. Wien in der Wintersonne ist unbestreitbar prächtig.
Weil ich nichts zum Mitbringen dabei hatte, besorgte ich auf dem Weg noch Smoothies und guten Tee. Im Schenken und Mitbringen bin ich nicht besonders gut, alle meine Ideen kommen mir entweder schäbig oder überkandidelt vor, zudem möchte ich ohne Alkohol (schwierig bei besonderen Getränken), saisonal (schwierig bei Blumen) und ohne Plastik (überhaupt schwierig) einkaufen und heute außerdem noch ohne süß, weil ich und wahrscheinlich jede sonst auch in der Vorweihnachtszeit schon völlig überfüttert bin mit Süßigkeiten.
Die T. wohnt in einem ausnehmend schönen Viertel in einer ausnehmend schönen Wohnung. Ich lernte die neueste Tochter kennen, die sehr schnuckelig ein wenig herummäkelte, bevor sie brav einschlief. Sie ließ der T. und mir eine ganze Stunde, um uns über die Erwerbsarbeit, die Eltern, die gemeinsamen Freundinnen und unseren Geisteszustand im allgemeinen und besonderen auszutauschen, bevor sie wieder aufwachte und volle Aufmerksamkeit forderte. Wir liefen mit Kinderwagen eine Weile im Viertel spazieren, ein plötzlicher Hagelschauer jagte uns nach Hause, und da kamen eh der T. ihr Mann und die große Tochter nach Hause und für mich war es Zeit zu gehen. So selten ich die T. sehe, so sehr genieße ich unsere trotzdem regelmäßigen Treffen, weil sie ein so offener und herzlicher Mensch ist.
Nach dem Ankommen zurück bei der N. und einem Neuigkeiten-Austausch - die N. kennt und schätzt die T. ebenfalls - erbat ich mir Zeit für ein Nachmittagsnickerchen. Leider ging es mir wie der T.s Babytochter am Vormittag: Ich war müde, zu müde um irgend etwas zu tun, aber einschlafen konnte ich auch nicht und das machte mich recht unleidlich. Der Prinz sagt in solchen Momenten immer: "Geh meditieren!", das tat ich und danach war's besser. Die Uhr hatte die Zeit zum Großteil tatsächlich als "Schlaf" gemessen - interessant.
Frisch erholt bekam ich köstliche Reste von gestern, konnte ein wenig im Haushalt helfen und nach und nach, sehr allmählich, waren wir dann alle beide fertig für den Weihnachtsmarkt. Machte aber nichts, die Märkte hatten bis 21 Uhr offen, es eilte also nicht. Sogar ein langer Stopp im Ayurvedaparadies ging sich noch aus und ich sag mal so: Um Garam Masala, Bockshornklee und Ras El Hanut muss ich mir in nächster Zukunft keine Gedanken mehr machen. Sogar indisches Zauberpulver gegen meine ständige Müdigkeit wurde gekauft.
Beim Bummel über den Spittelbergmarkt hörten wir viele Sprachen, rochen Köstlichkeiten aus fast jedem Stand, wärmten uns mit Autofahrerinnenpunsch und Feuerzangenbowle und - ich zumindest - flohen vor den doch sehr, sehr geschäftstüchtigen Verkäufer:innen. Bei mir löst es einen unmittelbaren Fluchtreflex aus, wenn ich beim Gucken sofort Hilfe angeboten, alle Vorzüge des Produkts angepriesen und Vorschläge, wem ich es schenken könnte, noch dazu bekomme. Ich stand also nirgends lang. (Geschenkt bekam übrigens ich etwas. Nämlich eine Keramikreibe für Ingwer, Zitrone und alles dazwischen. Ich bin sehr gespannt.)
Es begann dann sowieso, ungemütlich zu werden, wurde immer windiger und regnerischer, wir traten den Rückzug an und kamen nach einigen Öffi-Wirren kurz vor dem ganz großen Duscher zu Hause an. Dort schauten wir noch einen der großen österreichischen Weihnachtsklassiker im Fernsehen, eine Art Loriot mit mehr Streit und Beleidigungen. Im Warmen, so gemütlich kann man sowas gut mal schauen.
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