Das Frühstück bestand aus einer schrumpeligen Kiwi, einer Mandarine und einer Orange mit einem Rest Joghurt. Dazu ein Kaffee mit einem Rest Kuhmilch vom Crêpes-Abend. Und dann war der Kühlschrank so, wie er sein soll, bevor es zweieinhalb Wochen in den Urlaub geht: leer. Die Kaffeemaschine habe ich übrigens ausgeschaltet, sogar ausgesteckt. Die Kaffeemaschine ist im Hause Innen&Draußen das Äquivalent zum Herd, der in anderen Häusern vor dem Verlassen mehrfach kontrolliert werden muss...
Kurz vor Mittag machte ich dann den Arbeits-Laptop endgültig aus für dieses Jahr; ich habe in den letzten Tagen einige Unterstunden angesammelt und das fühlt sich komisch an, andererseits fand ich gerechtfertigt, nicht mehr zu arbeiten als anlag. Erfahrungsgemäß gehe ich im Laufe des ersten Halbjahres dann sowieso wieder in die Überstunden. Also begab ich mich mit gutem Gewissen in den Reise-Endspurt. Und stellte fest: Ich war nicht mehr so unterirdisch müde wie die letzten beiden Tage. Erwerbsarbeit vorbei, Müdigkeit vorbei, oder wie?
Die Wohnung hatte ich bereits am Vorabend putzroboterfertig gemacht, die Kleidung für den Wien-Besuch bei der N. in den letzten Tagen herausgelegt; die wollte noch in den Rucksack gepackt werden, Blumen gießen, ebooks und Podcasts für die Reise herunterladen, eigentlich fertig. Ach so, ja, nee: Spülmaschine ausräumen, Müll runterbringen. Reiseproviant machen! Extrem wichtig. Ich könnte ja unterwegs verhungern. Und dann waren es immer noch zwei Stunden, bis der Zug abfuhr. also brachte ich noch zwei überfällige Bücher zur Bücherei zurück, kaufte unterwegs nochmal Reiseproviant, denn den vorherigen hatte ich in der Zwischenzeit aufgegessen, duschte ein letztes Mal zuhause und räumte die trockene Wäsche vom Ständer. Und dann war die Wohnung aber wirklich blitzblank und fertig zum Verlassen. Und so muss das ja auch! Es gibt Menschen, die können sogar den vollen Mülleimer stehen lassen, wenn sie zu einer Reise aufbrechen. Ich halte das für physikalisch unmöglich.
Als es dann an der Zeit war, zu meinem Zug aufzubrechen, hatte der bereits über eine halbe Stunde Verspätung. Da der vorhergende auf derselben Strecke aber über eine ganze Stunde verspätet war, nahm ich den. Bei der Bahn bin ich ja mittlerweile froh, wenn ich irgendwie annähernd so transportiert werde wie geplant. Die Bahnfahrt war eine Bahnfahrt aus dem Bilderbuch, mit dauerschreiendem Baby, bis auf den letzten Stehplatz besetzten Waggons, aber immerhin einer funktionierenden Toilettte.
Meine Strategie ist in solchen Situationen: Den erstbesten Platz nehmen, nicht nach der Optimallösung suchen. War diesmal ein Platz mit Reservierung ab Regensburg, und als die Reservierung tatsächlich kam, immerhin ein Sitzplatz am Boden, auf dem ich die Beine ausstrecken konnte. Aber nicht lange: nur eine halbe Stunde später ergatterte ich einen Platz an einem Tisch, mit zum Beine ausstrecken. Da blieb ich bis Wien glücklich sitzen, hörte Podcasts und döste vor mich hin. In dem verspäteten "früheren" Zug kam ich nahezu zur selben Zeit an, zu der meine eigentliche Verbindung getaktet gewesen wäre.
In Wien war es wie immer: Windig. Sehr windig. Diesmal konnte jedoch Wien gar nichts dafür, es zog gerade ein Sturmtief durch Deutschland und Österreich, schon meine Zugverspätung war aufgrund eines umgerissenen Baumes entstanden.
Bei der N. gab es großes Festessen. Nicht nur für mich, sondern auch für die Ausflugsdamen, die zum Geschenkeaustausch gekommen waren. Das sind zwei langjährige Freundinnen der N., die viel aus dem Leben und von Österreich zu erzählen hatten, Weihnachtsstimmung verbreiteten und dann in einen prasselnden Platzregen hinaus aufbrechen mussten. Hoffentlich sind sie gut heimgekommen!
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