Sobald der Prinz nicht da ist, finde ich nicht ins Bett. Es wurde (für meine Verhältnisse) richtig spät gestern. Dass mein Bettzeug bereits im Van Norbert schläft und ich als Decke den Daunenschlafsack nutzte, unter dem ich gleichzeitig fröstelte und schwitzte, machte die Voraussetzungen für das heutige Aufstehen nicht besser. Aber nach dem ersten Kaffee sah alles besser aus.
Bei den Nachbar:innen einige Häuser weiter ist endlich Weihnachten eingezogen. Ich hatte schon die üppigen bunten Lichterketten mit Schwerpunkt auf blinkend-blau und Eisregen-Effekt vermisst. Na ja, vermisst nicht so richtig, aber gewundert hatte ich mich schon - die dekorieren normalerweise schon im Spätsommer auf "Weihnachten" um.
Letzter Morgen Katzendamen füttern, sie lassen sich nicht anmerken, dass oder ob sie mich vermissen werden, ich sie schon ein bisschen. Zum Abschied turnte ich ihnen nochmal eine Yoga-Einheit vor, die getigerte Katze machte begeistert mit, vor allem, als sie bei der Katze-Kuh-Pose nach meinen Haaren schnappen und daran herumkauen konnte.
In der Erwerbsarbeitszeit stures Wegarbeiten von Aufgaben. Stand heute ist tatsächlich alles erledigt, was noch vor Weihnachten erledigt werden musste. Ab jetzt ist alles Fleißaufgabe.
In der Mittagspause wollte ich den Putzroboter anwerfen - ein Nichtenabend mit Crêpes und Schokocreme hinterlässt seine Spuren, auch wenn alle schon erwachsen sind. Der Putzroboter mochte mich aber nicht verstehen: Er sei nicht mit dem Router verbunden. Dasselbe Problem wie nach den Sommerferien, für dessen Lösung wir richtig, richtig lange beschäftigt waren, bis die beiden sich wieder vertrugen. Kurz erwog ich, den Prinzen zu bitten, den Putzroboter aus 350km Entfernung über sein Handy einzuschalten, dann entschied ich mich doch für den normalen Staubsauger und saugte und wischte einmal durch die Wohnung.
Kurzer Aufreger: Mitten im Putzflow rief Cousine F. an. Sie sei auf der Durchfahrt, ob der Prinz und ich am frühen Nachmittag Zeit für einen Kaffee hätten? Gut, dass ich eh schon beim Putzen war, ich schloss noch einmal Komplett-Aufräumen an, denn soweit ich mich erinnere, war die F. noch gar nicht in unserer Wohnung gewesen und wollte diese vielleicht besichtigen.
Die F. und ihre Tochter kamen zu einem günstigen Zeitpunkt, um die Erwerbsarbeit für heute gleich ganz abzuschließen. Sie wollten tatsächlich die Wohnung sehen, aber da sie hier einen Zwischenstopp auf einer langen Autofahrt einlegten und sich bewegen wollten, saßen wir nicht lange herum, sondern machten uns auf den Weg - genau, auf den Weihnachtsmarkt. Dieses Jahr war ich mit Sicherheit öfter auf dem Weihnachtsmarkt als in den letzten drei Jahren zusammen (was aber auch nicht ganz so beeindruckend ist, da zwei davon Pandemie-Jahre ohne Weihnachtsmarkt waren). Die beiden Besucherinnen aus dem hohen Norden ließen sich von den Vorzügen des örtlichen Weihnachtsmarktes im Vergleich zum viel berühmteren Nachbar-Weihnachtsmarkt in Nürnberg überzeugen, setzen mir ihre komplizierten Reisepläne auseinander, die sie hier vorbeigeführt hatten und brachen mit vielen Grüßen an den abwesenden Prinzen nach einer Stunde wieder auf gen Süden.
Der schwarze Hund ließ sich heute ganz kurz weit weg am Horizont blicken und jagte mir Angst ein vor irgendetwas, das irgendwann passieren könnte. Spezifischer wird es nicht, das ist ja gerade die perfide Masche, die er bei mir spielt. Bei der Gelegenheit fiel mir auf, wie lange ich schon keine schwermütigen Tage mehr gehabt habe und wie froh ich darüber bin.
Heiliger Trainingsdienstag bedeutet Lauftraining, auch wenn es draußen kalt und dunkel ist. Und heute umso mehr: Es war schließlich der letzte Tag im Jahr, an dem die Gurkentruppe zusammenkam und der überhaupt letzte Tag, an dem wir am Verein starteten; zu 2024 sind wir geschlossen ausgetreten und brauchen einen neuen Treffpunkt. Es war ein würdig-unwürdiger Abschluss: sechs Starter:innen, davon zweimal Oberschenkel, einmal Wade, einmal Verkürzung wegen Feuervorbereitung, immerhin zwei ohne Malaisen. Die Wade war ich, mir war schon vorher klar gewesen, dass sie noch nicht wieder ausgeheilt war, aber diesen Trainingsabend wollte ich mir nicht nehmen lassen. Bei leichtem Trab hielt sie denn auch 7,5km schmerzfrei durch und zwickte ab dann nur ein bisschen. Ich dehnte ausführlich.
Die letzte Dusche im Vereinsheim war angenehm heiß, ich ließ mir Zeit mit Duschen und Haaretrocknen und war die letzte, die beim B. aufschlug, der zum Jahesausklang ans Feuer geladen hatte. Alle Gurkler kamen mit, ich fand das einen sehr schönen Ausklang unseres diesjährigen sehr durchwachsenen und verletzungsreichen, aber umso tapfereren Laufjahres. Die Enkelin vom B. zeigte uns einen faszinierenden Trick mit einer Mandarine und einer Wunderkerze, das Feuer und die Lichterkette wetteiferten um Ambientepunkte und im Laufe des Abends lief einer nach der anderen von der Fraktion Glühwein zur Fraktion Bier über. Viel zu früh war schon Aufbruchsstimmung, ich hätte gern noch ein Weilchen länger im Garten gefroren.
Zuhause ein kurzer Moment der Erleichterung, dass ich doch keinen Geburtstag vergessen hatte, weil mein Kopf schon einen Tag weiter gewesen war als der Kalender. Ein wenig Widerwillen gegen das morgendliche Aufstehen mit Wecker, aber Vorfreude auf den Grund dafür: ein Morgenkaffee mit der N. Und große Müdigkeit.
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