Mein erzwungenes Handy-Detox beschäftigt mich immer noch viel. Natürlich übertrage ich vieles, was ich normalerweise auf dem Handy machen würde, einfach auf den Laptop - Feeds lesen, bloggen zum Beispiel. Da ich aber aus einer Trotzhaltung heraus immer noch keine Lust hatte, meinen Laptop wieder richtig aufzusetzen - bisher habe ich lediglich die Daten aus dem Backup eingespielt, aber noch keine Apps installiert - ist der nur rudimentär nutzbar. Kein Spotify, keine Messenger. Ich kann also im Grunde nicht sagen, dass ich handy-detoxe, sondern eher messenger-detoxe. (Mal abgesehen von den einfach praktischen Apps, die ich normalerweise auf dem Handy nutze und deren Nutzung ich kurzfristig umgehen kann, aber langfristig irgendwie ersetzen müsste: Bank, Öffis-Tickets, Bahntickets, Einkaufsliste, Postmarken). Gestern habe ich eine interessante Folge "Süchtig nach alles" gehört, in der gleich zu Anfang ein Punkt gemacht wurde, der mich bei der "Handysucht"-Debatte immer stört: Niemand ist handysüchtig - wenn, dann sind es die Apps, nach denen jemand süchtig wird. (Guter Vergleich des Neurobiologen in der Sendung: "Ein:e Alkoholiker:in ist schließlich auch nicht flaschensüchtig."). Nun empfinde ich meine ca. 2,5h täglich Screentime als relativ viel, andererseits ist das zum allergrößten Teil Podcasts hören, bloggen und Blogs lesen. Alles Dinge, die ich gern tue und auch nicht unbedingt verringern möchte - na gut, bei den Podcasts passe ich ständig auf, dass es nicht ausartet - und dann ist doch gut.
Heute habe ich jedenfalls auch ohne Handy-Ablenkung lange gebraucht, bis ich so richtig in die Gänge kam und war auch recht unlustig, was ich denn so anpacken sollte. Es gab ein paar sinnvolle Dinge, auf die ich wenig Lust hatte, es gab ein paar unumgängliche Dinge, die ich erstmal erledigte, aber ein richtiges Zufriedenheits-Gefühl stellte sich leider nicht ein. Selbst auf die Kletterhallen-Verabredung mit der A. am Nachmittag hatte ich wenig Lust, was war da los?
Naja, nachdem ich eh keine Lust auf irgendetwas hatte, konnte ich auch gleich Pflichtsachen erledigen. Also setzte ich mich für eineinhalb Stunden an Vorbereitungen für mein neues Erwerbsarbeit-Projekt. Im Grunde habe ich dafür schon so viel vorgearbeitet, dass ich "nur noch" zusammenschreiben muss, aber das erfordert trotzdem viel Konzentration und ist anstrengend.
In der Kletterhalle kam die Lust aufs Klettern dann von selbat. Zwar war es brechend voll, aber die A., ich und der Prinz, der auch mitgekommen war, fanden genügend freie Routen und kletterten heute recht zügig - vielleicht, weil die A. und ich nicht ganz so viel ins Quatschen kamen wie sonst. Irgendwie führte die Präsenz des Prinzen dazu, dass wir uns mehr auf den Sport konzentrierten. Die A. hatte ebenfalls einen Unlust-Tag gehabt und bei ihr funktionierte das Klettern ebenfalls das Gegenmittel. Bei mir ging das Klettern mindestens so gut wie letzte Woche, diesmal probierte ich zwei 5- aus, es fühlte sich fast wieder wie echtes Klettern an. Ich hielt mich sehr zurück, um den Arm nicht zu überlasten, hätte aber so große Lust, mal wieder in eine anspruchsvolle Tour einzusteigen und das Adrenalin zu spüren. Obwohl es wirklich auch interessant ist, ganz leichte Routen so sauber wie möglich zu klettern und damit hoffentlich meinen Stil zu verbessern.
Wäre ich eine andere Person, hätte ich die vergangenen neuen Wochen dazu nutzen können, Bauchmuskeln und den linken Arm zu trainieren, während ich den rechten nicht belasten konnte. Leider bin ich diese Person nicht, sondern mache einfach weniger Sport und hoffe, dass ich trotzdem nicht allzu viel Form verliere... auch wenn ich mir jeden Tag vornehme, die Verletzungszeit durch den Fokus auf andere Muskelgruppen zu kompensieren. Die Wintermüdigkeit macht mir einen Strich durch diese Rechnung.
Ich dachte dann beim Umziehen nach dem Klettern kurz, dass jemand in der Kabine versehentlich meine Handschuhe eingepackt hätte - sie waren nämlich weg. Nachfrage an der Theke ergab nichts, außer dass ein wildfremder Kletterer mir anbot, er könne mir seine Handschuhe leihen, ich solle sie einfach beim nächsten Besuch in der Halle wieder an der Theke abgeben. Absolute Einfach-so-Nettigkeit! Ich habe das Angebot angenommen und dann beim Aufperren des Rades meine Handschuhe auf dem Gepäckträger gefunden, wo ich sie hatte liegenlassen. Ähem. Aber: Eine super nette Begegnung gehabt dadurch. Beim Heimradeln fantasierten der Prinz und ich schon von leckerem Abendessen, und aus der Lameng gab es das dann auch: Einen reichlichen Salat aus der Gemüsekiste und Resten der Nachbarin, die morgen in den Urlaub fliegt. Und zum Nachtisch eine Tarte mit Feigen, von der ich mir bis zum Schluss nicht ganz sicher war, ob sie nun eher Hauptspeise oder Nachtisch ist - der Teig wird mit Zucker zubereitet, der Guss aber mit Ziegenkäse. Auflösung: Sie ist ein Nachtisch.
Beim abendlichen Tatort schlief ich dann schon fast ein.
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