Sonntag, 24. September 2023

Niederbayerische Hochzeit / Schellneckwand

Samstag | Dafür, dass ich vor der ganzen Organisation und Logistik dieses Tages Bammmel gehabt hatte, ist er völlig entspannt verlaufen.

Wir waren auf die Hochzeit der E. mit dem S. im niederbayerischen Niemandsland eingeladen. Dahin sind es gute zwei Stunden Autofahrt, so dass wir dort auch übernachteten. Am Morgen vor der Abreise war deswegen noch einiges zu packen, für die Feierlichkeiten, die Übernachtung und den Klettertag danach. Außerdem wollte ich auf dem Weg in der alten Heimat Regensburg vorbeischauen und alles in allem blieb nicht viel Zeit zum Herumtrödeln. 10 Kilometern nach Aufbruch mussten wir auch noch umdrehen, weil wir die Zahnbürsten und alle Badsachen zuhause vergessen hatten!

Trotzdem blieb noch genug Zeit für einen Besuch im Café  Opera, das man einfach besuchen muss, wenn man in Regensburg ist. Selbst wenn es unvernünftig ist, vor einer Hochzeot noch Torte zum Frühstück zu essen... An die Spinattorte haben wir uns nicht herangewagt, aber Zitronentarte und Himbeer-Schokomoussetorte waren köstlich. 

Die E. und ihr Mann hatten riesiges Glück mit dem Wetter, denn obwohl es am Vortag noch geschüttet hatte, war es jetzt sonnig und gerade richtig warm genug. Vor der Kapelle trafen wir endlich die I. und den N., die aus Zürich angereist waren. Die M. hatte leider wegen eines Trauerfalls im letzten Moment absagen müssen, wie schade. Inzwischen sind Hochzeiten und sehr, sehr lange vorausgeplante Wellnesswochenenden fast die einzigen Gelegenheiten, an denen wir uns alle vier noch sehen. Naja, bald beginnt das Alter der groß gefeierten runden Geburtstage 😀

Die Trauung war dieses Jahr nach der Hochzeit von einem von J.s vielen Cousins und der Konformation der großen Nichte schon mein dritter Kirchenbesuch, damit habe ich vermutlich 2023 mehr Kirchenveranstaltungen beigewohnt als in den letzten 10 Jahren zusammen. Diese war recht kurzweilig, weil der Pfarrer das Brautpaar offensichtlich wirklich kennengelernt hatte und der Großteil seiner Predigt ziemlich lebensnah gestaltete. Sie war eher an allgemeinen Grundsätzen guten Lebens als an spezifisch christlichen Leitlinien ausgerichtet - bis auf die drei abschließenden Tipps für ein gutes Eheleben, von denen zwei lauteten, sich gegenseitig jeden Morgen ein Kreuz auf die Stirn zu zeichnen und jeden Tag als Familie zusammen zu beten. Hmmmm... äh, nein, vielleicht lieber doch nicht.

Wir beiden Madrid-Mädels I. und ich mit Männern, ab jetzt Mamämimä genannt, stärkten uns danach in der Wallfahrts-Wirtschaft mit einer Kleinigkeit zu essen und spätestens da war klar, dass wir jetzt echt auf dem Land waren: Auf zwei Seiten Speisekarte gab es genau ein vegetarisches Gericht (wer will raten? Genau, Käsespätzle), und zahlen konnte man ausnahmslos in bar. Wir waren gar nicht auf die Idee gekommen, überhaupt wegen Kartenzahlung zu fragen, aber zum Glück hatte ich zufällig Bargeld dabei.
Und dann ging die Feier in dem ganz tollen Thalhauser Hof los. Die M. hatte ein sehr besonderes, wunderschönes Hochzeitsensemble an, und sie und der S. waren den ganzen Tag ein sehr süßes Paar. Fast hätte ich geschrieben: Obwohl sie schon seit 10 Jahren zusammen sind und 1,5 Kinder haben, aber wenn man DANN noch Lust hat, eine große Hochzeit zu feiern, muss ja wirklich alles gut laufen 😀 
Unser Tisch war ein Glücksfall, die ehemaligen Referendariatsfreundinnen der E. und wir Mamämimä klicken richtig gut ineinander. Obwohl ich eh mit der I. allein genug Gesprächsstoff für mehr als einen Abend gehabt hätte. Sie ist eine Freundin, die mich seit nun bald 20 Jahren begleitet und mich interessiert jedes Detail ihres Lebens, und wie gesagt, wir haben nicht sehr viele Gelegenheiten, uns persönlich auszutauschen. 

Viele Kinder wuselten herum, es gab ein überwältigendes Kuchenbuffet und alles war einfach schön. Spiele oder Reden gab es überhaupt keine, aber das Buch mit den "Sagen Sie jetzt nichts"- Fotos wurde herumgereicht und ist durch die vielen verschiedenen Ideen sehr witzig geworden. Ein Paar von unserem Tisch übernachtete ebenfalls im Kastenwagen auf dem Parkplatz, neben denen wachten wir am Sonntag auf.

Sonntag | Ich hatte die ganze Nacht wild und lebhaft geträumt und fühlte mich beim Aufwachen derangiert. Aber wie angenehm ist es immer wieder, nach einem langen Abend ohne Alkohil aufzuwachen mit dem Gefühl, das ein ganzer neuer Tag vor mir liegt, den ich ohne Kater voll ausnutzen kann. J. und ich genossen ein wenig den schönen Ort, plauderten noch ein Weilchen mit den Van-Nachbarn und machten uns auf zu unserem Zwischenstopp auf dem Weg nach Hause, nämlich der Schellneckwand im Altmühltal. War das ein langwieriges Gekurve über ewige Landstraßen! Entweder Moosthenning liegt im Nirgendwo oder Fürth, jedenfalls existiert keine nennenswerte Verbindung zwischen den beiden.

Die Schellneckwand ist mal eine klassische Wand in jeder Hinsicht. Prekär gesichert, teils mit Rosthaken, beliebte Routen sehr abgeschmiert und klassische Altmühlkletterei, heißt keine Tritte nirgends. Nach einer ernüchternden Aufwärmroute stieg ich zum Glück in J.s Toprope in den Rentnerweg (8) ein und der machte unglaublich viel Spaß. Ich will so was unbedingt klettern können!
Sehr zufrieden machten wir uns am frühen Abend auf den restlichen Heimweg. Google hielt es für eine gute Idee, eine Straßensperrung zu umfahren, indem es uns 5km über einen Schotterweg am Kanal entlangschickte, der eigentlich für Fußgänger:innen und Fahrräder gedacht ist. Zum Glück war um die Zeit fast niemand mehr unterwegs, der sich über uns ärgern hätte können.

So schnell gehen also Wochenenden vorbei, wenn man wieder erwerbsarbeitet. Am Abend gibt's noch einen Tatort und vermutlich fast nichts zu essen, weil wir immer noch pappsatt von der niederbayerischen Hochzeit sind.

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