Nach einer guten Nacht vom Wecker geweckt worden. Das weckernde Handy lag so ungünstig, dass ich mich erst anzog, bevor ich in den einsichtigen vorderen Teil des Vans Norbert kletterte, um es auszuschalten. Der Campingplatz ist für einen großen Campingplatz wirklich so schön wie möglich angelegt - grüne Wiese mit Nummernpflöcken statt Parzellen, große Bäume überall - aber eben doch einigermaßen voll und die Chance, von zufälligen Zuschauer:innen beobachtet zu werden, ist relativ hoch. Da turne ich lieber nicht in Unterhose durchs Auto.
Generell sind mir die kleinen Stellplätze mit Basisausstattung viel lieber. Je mehr Menschen, desto mehr Regeln braucht es nun mal, und je mehr Regeln, desto weniger Rücksichtnahme untereinander. Oder einfach: Je mehr Menschen, desto höher die Chance, dass ein paar Idiot:innen darunter sind. Nicht, dass es hier viel Störenfriede gäbe, aber beim Nachmittagsschlaf gruschelten die Nachbar:innen zu laut in ihren Autos herum. Und lachten auch noch. Laut. Frechheit!
Der volle Besichtigungstag gestern war schön, aber auch anstrengend. Das merkte ich, als ich dasselbe Tempo und volles Programm beibehalten wollte. Zwar kamen wir früh genug los, um mit unserem 24-Stunden-Oslopass noch in das Museum moderner Kunst zu kommen (20 Minuten, bevor er ablief. Es hat mir diebische Freude bereitet, dass das noch geklappt hat. Auch wenn das Museum uns großteils eher ratlos als beeindruckt zurückgelassen hat.). Aber danach war die Luft deutlich raus. Wir stärkten uns bei einem zweiten Frühstück mit Cappuccino und Zimtschnecken, und beim Blättern im Reiseführer sprang uns genau der richtige Programmpunkt für unsere Verfassung ins Auge: eine Hafenrundfahrt durch den Oslofjord in einem historischen Segelschiff. Geplant, getan, auch wenn ich bei den Preisen erst einmal ziemlich schlucken musste, aber was soll's, für anderes waren wir zu müde und das Wetter war einfach herrlich für eine Bootsfahrt.
Beim Entern des Bootes war ich dann einen Ticken zu langsam für den von J. und mir erkorenen Premiumtisch bzw. mein Konkurrent, ein älterer Herr, gab alles, um zackigen Schrittes den Tisch vor mir zu erreichen und dabei so zu wirken, als gäbe er nicht alles, sondern schlendere nur. Von mir gar nicht bemerkt, von J. sehr amüsiert von hinten beobachtet. Karma dann: Kurz vor dem Ablegen setzten sich zum älteren Herrn und seiner Begleiterin drei junge, laute Leute an den Tisch. Manchmal ist der zweitbeste Platz dann eben doch der beste.
Die Schifferlfahrt bot neue Blickwinkel auf die Osloer Stadtkulisse, die einfach toll ist. Weiter ging es an Freizeitinseln und Küsten mit schnuckeligen kleinen Badehäuschen vorbei, wir hatten Salzkekse und Frischkäse dabei, die Erklärungen über Lautsprecher waren kurz gehalten und ansonsten sparte man sich akustische Untermalung zum Glück, alles sehr fein. Das Segelschiff fuhr übrigens selbstverständlich mit Motor, "historisches" Segelschiff bedeutet auf Touristisch also "sieht zwar so aus, ist aber nur Deko". War mir Landratte aber eh egal.
Beim Bummel zurück durch die Innenstadt bis zur Bushaltestelle warfen wir einen Blick in die Kulturzentren Vippa und Salt und J. beglückwünschtr sich, dass er die schwimmende Sauna mit Blick auf die Oper gebucht hatte und nicht die in Salt, die hat nämlich Blick auf die ausrangierten Schiffscontainer im Industriehafen, wie sich herausstellte.
Am Campingplatz angekommen fand dann der oben erwähnte, unfreiwillig früh beendete Mittagsschlaf statt, und dann begann auch schon aus zwei Richtungen Konzertlärm aus der Stadt heraufzuschallen. Um dem zu entgehen, wanderten wir noch durch den an den Campingplatz angrenzenden Ekebergpark. Auch dieser Park ist, wie so vieles hier, der modernen Kunst gewidmet und bietet alle paar Hundert Meter eine Installation. Mit einigen davon hatten wir viel Spaß - ich sage nur, leuchtende Feinripp-Unterhosen - Lampions und Gesichts-Illusionen, die sich von konkav zu konvex ändern, je nach Blickwinkel. Außerdem bot der Rundweg immer wieder ganz herrliche Ausblicke auf das nächtliche Lichtermeer von Oslo.
Ein klein wenig stellt sich bei mir ein Urlaubsende-Blues ein, vielleicht auch gepaart mit einem Post-Geburtstagsblues. Wird Zeit, dass wir weiterkommen.
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