Montag, 11. September 2023

Fahrradtag mal anders

 


J. ließ sich schon um 7 Uhr vom Wecker wecken, denn es war erster Schultag und er wollte sich noch ein wenig vorbereiten. Da konnte ich nicht mehr schlafen, also beschloss ich, gemeinsam mit ihm aufzustehen und nahm mir vor, später einen Mittagsschlaf zu machen. Das muss ich dann über den Tag vergessen haben... 

Bei einem kurzen Blick auf den Hof bemerkte ich, dass die Kerzen der U. nicht, wie mit ihr abgemacht, ins Trockene gestellt worden waren und außerdem die Reinigungsleute ausgerechnet heute, wo alles noch voller Reste des Flohmarktes und des Sommerfests stand, da waren. Bei sowas kann ich nicht an mich halten und ignorieren, dass sich andere Leute vielleicht ärgern. Lieber gehe ich noch vor dem ersten Schluck Kaffee die fünf Stockwerke runter, bringe U.s Kerzen in Sicherheit (es hatte eh nicht getaut, sie waren also nicht feucht geworden) und entschuldige mich bei den Putzleuten, dass so viel herumstand. 

Danach also der erste Kaffee, und dann eine Einheit Yoga. Auf der Playlist für den 11. September stand eine kurze Rücken-Einheit, die mich weniger ansprach als die gestrige Morgen-Flow-Routine. Ich sprang über meinen Schatten und machte einfach eine andere als die geplante Einheit! Manchmal erschrecke ich über meine eigene Courage! Dem Ausschlag für die Entscheidung gab, dass ich kurz dachte, ich hätte doch keine Zeit für eine 35-Minuten-Einheit und mich dann selbst gedanklich stoppte. Denn wann, wenn nicht jetzt hätte ich Zeit dafür? Und gäbe es irgendetwas Besseres zu tun? Eben nicht. Schon komisch, dass mir Küchenaufräumen und Kisten für den Recyclinghof sortieren wichtiger vorkommen als Yoga, das mir körperlich so gut tut. Am Ende der Einheit zwang ich mich sogar noch, die zwei Minuten Shavasana liegenzubleiben und war tatsächlich direkt tiefenentspannt.

Dann ging es aber los. Erst mal habe ich mich um das Essen gekümmert. Gestern waren um die drei Kilo Pizzateig übriggeblieben, die ich zu Teiglingen formte und einfror. Wenn alles gut geht, können wir die für J.s Geburtstagsparty verwenden. Das Zusammenräumen der Feste-Reste ging recht schnell, die S. und die U. und der M. kamen raus zum Helfen und an den schon gestern noch ziemlich voraufgeräumten Tischen kann man recht gut den Altersdurchschnitt unseres Hauses abschätzen (nicht mehr 25). Die Flohmarktkisten habe ich zumindest noch nach Materialien durchsortiert - später wurden die 5 Kartons gnadenlos zum Recyclinghof gefahren. Weitere Versuche, die Sachen loszuwerden, z.B. im Sozialkaufhaus, halte ich für sinnlos. Als ich vom Recyclinghof zurückkam, habe ich den Van Norbert zum ersten Mal ganz alleine durch die enge Hofdurchfahrt in den Hof gefahren und geparkt. Es war ziemlich einfach und fühlt sich schon ganz routiniert an. Trotzdem passe ich auf wie ein Luchs, denn den Bus haben wir zu Beginn in der Durchfahrt zweimal böse angeschrammt und das passiert gerade dann gerne mal, wenn man sich sicher fühlt und zu schnell fährt oder zu wenig schaut.

Mein Rennrad Pünktchen habe ich auch noch zur Werkstatt gebracht, weil es bei der letzten Ausfahrt am Tag unserer Abreise nach Norwegen komisch knackte. Genau dasselbe Knacken hatte ein Freund von mir kurz vorher auch gehabt und musste sein Tretlager austauschen lassen. Bei mir war es nur der Sattel gewesen, der sich in der Verankerung etwas verkeilt hatte und nach Schmieren und neu einstellen jetzt nicht mehr knackt. Also auf gut deutsch: einmal geputzt, schon ging alles wieder. Diese Diagnose hat mir der Herr Fahrradtechniker aber ohne Herablassung mitgeteilt und einen echt fairen Preis dafür verlangt. Was lernen wir daraus (was wir auch vorher schon wussten): Wenn´s im Fahrrad knackt, hört sich das für die Laiinnen IMMER wie das Tretlager an, und ein kurzes Schämen, weil das Fahrrad wegen "so schmutzig, dass es knackt" in der Werkstatt war, ist allemal besser als ein Nervenzusammenbruch beim Versuch, da selbst was zu reparieren.  Die Eingangsfrage, wie viele Kilometer ich mit dem Rennrad schon gefahren bin, hat mich übrigens kalt erwischt. Beim Gravelbike kann ich es ja noch in etwa berechnen, aber mit dem Rennrad fahre ich bei gutem Wetter etwa einmal pro Woche ca. 80-100 Kilometer. Auf wieviel kommt man da in drei Jahren? 6.000km? Und: Definiere gutes Wetter...

Es war sowieso ein Fahrrad-Tag, denn zuhause habe ich mich an die lästige Aufgabe gemacht, mein Gravelbike wieder in ein wettertaugliches Alltags-Gravel umzubauen. Das bedeutet, wieder normale Pedale statt Klickpedale anschrauben; die schmaleren Mäntel auf die Räder aufziehen und die Schutzbleche montieren. Ganz fertig bin ich damit nicht geworden, unter anderem deswegen, weil ich die Schutzbleche zwar aus dem Keller geholt, aber dann im Hof unten vergessen habe. Und dann ungelogen drei Mal runtergelaufen bin, um sie zu holen - jedes Mal aber noch etwas mitnahm, was ich ja dann auch gleich erledigen konnte, wenn ich schon mal runterging. Und jedes Mal erledigte ich das dann auch, vergaß darüber aber die Schutzbleche und kam wieder ohne sie oben in der Wohnung an. Ich betrachte es aber als Etappenziel, dass ich bereits die Mäntel neu aufgezogen und die Position der Schutzbleche austariert habe, ohne die gute Laune zu verlieren oder mein Fahrrad zu hauen. Das ist nämlich auch schon mal passiert, und ich bin nicht stolz darauf. 

Bei J. ist der erste Konferenztag gut gelaufen, ich freute mich mit ihm, als er schon am frühen Nachmittag nach Hause kam. Wir spazierten noch eine Runde durch die Stadt, in der es wieder drückend heiß war. Zuhause habe ich mich trotz der Hitze noch für eine Einheit Krafttraining ans Hangelbrett gehängt. War das anstrengend, und ich fühlte mich wie ein nasser Sack! Am Donnerstag geht es mit der A. wieder klettern, wir haben den Termin heute fix gemacht. Das macht viel mehr Spaß als das Krafttraining, aber es unterstützt halt ungemein.

Am Abend kam noch der Nachbar von ganz unten für eine Runde Sauna rauf und brachte die Aufguss-Düfte Grüne Mandarine, Elemi und Chinesische Zeder mit. Ich hatte leider schon den ganzen Tag leichte Kopfschmerzen und machte deswegen nur kurze und weniger heiße Runden mit; gutgetan hat es trotzdem. Und bettschwer gemacht auch.


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