Am Donnerstag und Freitag war ich zum zweiten Mal beim Kletterkurs "Mentaltechnik für Frauen" von Melly Michalsky. Dieses Msl waren wir eine Gruppe von 10 Frauen statt nur 6 wie letztes Jahr, dafür gab es eine zweite Trainerin, nämlich Lena. Die war selbst Leistungskletterin und trainiert jetzt den Wettkampfkader.
Diesen Kurs habe ich auch im Mai 2022 schon besucht. Damals kam ich direkt aus meinem Unfall, hatte vorher gerade mal 2 Tage wieder in der Halle geklettert und wollte endlich meinen Vorstiegsangst überwinden - zumindest dest war das meine Motivation beim Anmelden für den Kurs gewesen. In der speziellen Situation ging es dann auch viel darum, überhaupt wieder Vertrauen in mich fassen zu können, dass ich irgendwann wieder würde klettern können wie vor dem Unfall.
Dieses Jahr habe ich mich vor allem angemeldet, um mir selber nochmal deutlich zu zeigen, wie viel sich seit letztem Jahr verändert hat! Denn der Kurs 2022 hatte mir einen totalen Kickstart gegeben. Ich habe seitdem in fast jedem Klettertraining Sturztrainings eingebaut und jetzt kann ich vorsteigen - fast so angstfrei, wie ich es mir immer gewünscht habe. Mir fehlt noch ein Stück, um ganz angstfrei projektieren zu können, aber es fühlt sich greifbar nah an. Und ich klettere über einen Grad stärker als vor dem Unfall 😀
Insgesamt war ich mit dem ersten Tag eher unzufrieden, und eigentlich ist das ein deutliches Zeichen, dass ich mein Ziel wirklich erreicht habe: ich hatte nämlich das Gefühl, bei dem Einstieg ins Sturztraining nichts mehr lernen zu können. Wie toll ist das denn bitte?! Während die anderen Frauen sich in Minischritten ans Stürzen rantasteten - so wie ich auch im letzten Jahr - stieg ich einfach in die nächste 6 ein und stürzte ein paar Mal ins Seil. Melly hatte wohl denselben Eindruck, denn sie schickte mich mittags in eine schwere Route zum Projektieren. Das war mein vorher angegebenen Wunsch gewesen, klappte aber leider an dem Tag nicht so gut. Weil: die Sonne knallte an den Fels und mir war viel zu heiß zum ernsthaften Klettern. Weil: die Route ist zwar schön, aber extrem klassisch gesichert und die Entschärfungsschlingen klippen sich 1. nicht so gut wie Haken und bedeuten ja 2., dass ich immer noch jemand brauche, der/die sie mir verhängt. Und genau davon will ich ja weg. Weil: Am Tag vorher war ich ja doch 100km rennradfahren, und obwohl ich das nicht bewusst im Körper gespürt habe, hat es sicherlich auch Energie für den Klettertag gezogen gehabt.
Ich hatte also nach einigen Versuchen an der Crux schon bald keine Kraft mehr und bin relativ frustiert aus der Route rausgegangen. Ausgerechnet in dem Mentaltechnik-Kurs. Dabei ist es mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich mich über mich selbst geärgert habe, bloß weil ich in einem bestimmten Moment eine bestimmte Route nicht hochgekommen bin. Interessant, sich damit auseinanderzusetzen, warum ausgerechnet heute. Es hängt schon auch damit zusammen, dass ich mir so gern beweisen wollte, dass ich noch viel weiter gekommen bin, als ich dann abrufen und allen anderen zeigen konnte.
Diesen ersten Tag waren wir am Weißenstein gewesen. Ich hoffte, dass wegen
Donnerstag unter der Woche trotz dem sonnigen Frühlingsgefühle relativ
wenige andere Menschen da sein würden, aber die Hoffnung war vergeblich. Es wurde
innerhalb weniger Stunden proppenvoll, und leider waren auch sehr viele
Schreihälse darunter, die in polnisch und tschechisch lautstark jeden
Tritt und Griff an die Kletternden ansagen. Anbrüllten. Das machte das
Ganze zusätzlich ziemlich stressig.
Nach dem Klettertag nahm mich eine Mitkletterin im Auto mit nach Lauf, wo ich meine Freundin S. traf, bei der ich diese Nacht übernachtete. So schön sie auch wohnt: Die Koordination dieser Übernachtung hat mir mal wieder gezeigt, dass Fortbewegung ohne Auto so weit draußen am Land deutlich kompliziertes ist als in der Stadt. Denn für den Weg von der Fränkischen bis in ihr Dorf, das eigentlich ziemlich nahe ist, gibt es fast keine vernünftige Möglichkeit mit den Öffentlichen. Netterweise kam S. mit dem Auto nach Lauf, um mich dort abzuholen und so fiel auch noch ein Eis aus der Eisdiele vor Ort ab (Joghurt und Zitrone in der Waffel). Es gab noch einiges Hin und Her mit den Männern, die sich auch auf dem Heimweg vom Klettern befannden, bis wir gemeinsam beschlossen, dass ein Abend zu viert doch zu kompliziert zu organisieren war und J. alleine nach Hause fuhr.
Wenn man natürlich selber auf dem Land wohnt, dann ist das alles auch einfacher zu organisieren als bei so einer Stippvisite, das ist mir bewusst. Dann hätte ich einerseits den Überblick über den Busfahrplan und könnte mich darauf einrichten, und andererseits hätte ich sicher ein e-Bike, das die Strecke vom Bahnhof zur Wohnung überbrücken könnte. Sehr kompliziert ist es eigentlich nur für so kurze Besuche wie mich...
Am Abend wurde ich mit Kuchen und Limo verköstigt und zwar so sehr, dass ich abends im Bett noch davon Herzrasen bekam. Ich hatte aber auch einen unbändigen Zucker-Jieper! Mit der S. und ihrem Mann J. habe ich mich sehr wohlgefühlt und gut unterhalten und war glücklich darüber, dass die beiden genau wie ich um neun schon bettschwer waren und wir den Abend einvernehmlich früh ausklingen ließen...
Und der zweite Kurstag brachte dann doch wieder einen augenöffnenden Durchbruch für mich. Diesen Tag waren wir an der Leupoldsteiner, und die war - ebenfalls wieder gegen Erwarten - an einem herrlich sonnigen Freitag völlig menschenleer. Stecktste einfach nicht drin... Der Tag bestand für mich dann vor allem aus Techniktraining mit Lena, und das hat mir so unendlich viel Erkenntnisse gebracht. Vor allem eine Videoanalyse von mir in einer Tour. Ich habe jetzt eine sehr klare Vorstellung davon, was und wie viel ich noch verbessern kann und warum ich eigentlich meine Kraft so oft nicht an den Felsen bekommen. Stichwort: Knie weg vom Fels! Gleich bin ich wieder so motiviert, dass ich mich am liebsten am nächsten Tag wieder an einen Fels stürzen würde, aber jetzt bin ich durch die Italienreise erst einmal zwei Wochen lang ausgebremst. Dafür jetzt doch entschlossen, nach Malta Klettersachen mitzunehmen und dann dort gleich wieder einzusteigen.
Am Abend habe ich mich sehr gefreut, J. endlich wieder sehen und umarmen zu können. Gleich beim Heimkommen habe ich ihm noch einen Stadtspaziergang vorgeschlagen und wir sind durch die Stadt gebummelt, haben mir zwei Exen nachgekauft, die mir in den letzten Wochen abhanden gekommen sind. Eine ist in Ettringen geblieben, eine hat sich jemand am Weißenstein einverleibt. Und es ist schließlich ehernes Gesetz, dass ich genau 14 Exen brauche. Gut, dass mein Dealer vor Ort mich schon kennt und genau mein Modell immer vorrätig hat. Auch wenn er denkt, ich habe das seltsame Hobby des Exen-im-Wald-Verteilens und komme deswegen alle paar Wochen mit der Bitte nach einer neuen...
Zufällig war in der Stadt gerade Stadtfest mit Elektro-Musik, der wir unter Schirmen wegen Nieselregens, aber bei milden Wetter noch eine Zeitlang zuhörten und uns freuten, dass in der Stadt so viel los war. Endlich habe ich da auch wieder mal die C. aus dem Rathaus getroffen, die früher mit im Lauftraining war, aber jetzt leider wegen Karriere dafür keine Zeit mehr findet. Immerhin konnten wir so in einer Regenpause die neuesten gegenseitigen Lebensneuigkeiten austauschen.
Am Ende des Tages sehr zufrieden und erfüllt und auch wieder früh ins Bett gefallen.
Rumgebouldert: Weißenstein, Akku (7+)
Abgehakt: Weißenstein, Annelore (6-)
Abgehakt: Weißenstein, Bon Mari (6)
Abgehakt: Leupoldsteiner Wand, Nur Mut Johann (6)
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