J. und ich haben unser schönes, ruhiges Frühstückscafe gefunden, in dem wir uns heute gleich für mehrere Cappuccini und Croissants Zeit ließen. Das Wetter war eh wieder nicht vielversprechend, so dass es uns nicht allzu sehr nach draußen zog.
Wir besuchten im Anschluss das archäologische Museum von Valletta, und das hat mich mit unserem Ausflug gestern schon mal ziemlich ausgesöhnt. Denn erst hier habe ich gelesen und gesehen, dass wir doch einige interessante Dinge gesehen hatten: Die Grab-Löcher in den Felsen beispielsweise sind bereits zwischen 6000 und 2500 vor Christus entstanden. Und auch die steinerne Straße mit den tiefen Spurrillen, die uns dort aufgefallen war, wurde im Museum gezeigt und erklärt, bzw. es wurde erklärt, dass es dafür keine Erklärung gibt, keine Anhaltspunkte, wie alt sie ist oder welche Gefährte die Spurrillen verursacht haben. Die kleine Skulptur der dicken, schlafenden Frau, die hier in Malta gefunden wurde, hat es mir besonders angetan. Genauso wie ihre ähnlich voluminösen, kopflosen Gefährt:innen.
Mittlerweile haben J. und ich auch ein gutes Auge für die kleinen Pastizzeria-Läden, wo man im Vorbeigehen immer ein Stück Pizza oder gefüllte Teigtaschen bekommt, was bei mir ca. alle 90 Minuten nötig ist. Auch heute stärkten wir uns nach dem Museum damit, bevor wir die nächste Sehenswürdigkeit ansteuerten, nämlich das Kloster Mysterium Fidei (nicht, wie ich übersetzt hätte, "Geheimnis der Gläubigen" sondern "...des Glaubens", übrigens). Wenn wir bisher noch nicht unseren ruhigen Rückzugsort gefunden hätten, dann wäre es der hier jetzt gewesen, Schade, dass der Eintritt in den Klostergarten kostenpflichtig ist! Der Innenhof des Klosters, das mitten im geschäftigen, lauten Valletta liegt, ist ein Ort, der Stille und Frieden atmet. Rundherum sind die ehemaligen Arbeitsräume der Nonnen ausgestellt. Mittlerweile lädt man sich statt Audioguides eine App herunter, mit der die QR-Codes an den Schautafeln in den Räumen gescannt und dann der zugehörige Erklärungstext im eigenen Handy angehört werden kann.
Der Star des Klosters war übrigens eine kleine, schlanke Katze, die ihr Revier im Klostergarten hatte und sich von allen Besucher:innen zwar skeptisch, aber auch selbstbewusst bestaunen ließ. In dem Garten blieben J. und ich noch eine Weile einfach sitzen, beobachteten sie und blinzelten in die Sonne, die inzwischen am blitzblauen Himmel stand.Gleich neben dem Kloster liegt der Palazzo Rocca Piccola, der mich nach den vielen Palazzo-Erfahrungen aus Florenz auch interessierte. Tja nun, dieser Palazzo ist eher ein Kuriositätenkabinett als ein geschichtlich wertvolles Gebäude - meine Meinung. Der adlige Mensch, der ihn als letztes bewohnt hat, hatte offensichtlich einen großen Sammeltrieb für fast alles, aber nicht besonders viel Geschmack. Dafür eine große Liebe zu religiösen Devotionalien, verstörenden Bildern und Schachfiguren. Ebenfalls zu diesem Palazzo gehört ein riesiger Luftschutzbunker, der im 2. Weltkrieg zum Schutz vor Bombenangriffen angelegt wurde und aus mehreren Stockwerken und Räumen besteht. Ich kann mir kaum erklären, in welchem Moment man beschließt, dass die Lage jetzt ernst genug wird, um ein solch großes Bauvorhaben anzustoßen und dann auch noch die Zeit findet, es auch fertigzustellen! Schon unter normalen Umständen würde ich schätzen, dass so eine Unterkellerung gut und gerne ein halbes Jahr in Anspruch nimmt.
Am Nachmittag gab es dann ein Eis, einen Sonnenplatz auf einem der großzügigen Plätze der Innenstadt und die schon obligatorische Siesta im Hotel.
Heute Abend hat J. Lehrerdinge in St. Julian zu erledigen, zu denen ich ihn auf einem Teil des Weges begleitete und dann von Sliema aus das dritte hier gängige Verkehrsmittel für den Weg nach Hause entdeckte: Die Fähre, die die verschiedenen Stadtteile von Valletta miteinander verbindet. Für mich Festlandmensch ist das mit Abstand das exotischste öffentliche Verkehrsmittel und die Fahrt ein richtiges Event an sich. Die Meeresbrise, der Blick von außen auf die Stadtmauern von Valletta und das weite Meer rundherum waren toll. Und ohne Frage werde ich ab jetzt immer, wenn es sich anbietet, die Fähre nehmen statt den Bus, der sich immer durch dichten Verkehr quälen muss.
Im Hotel hatte ich noch eine Verabredung zum Online-Meditieren mit meiner Freundin, die mich leider heute nicht sehen konnte, weil die Kamera sich einfach nicht einschalten lassen wollte. Ich schwöre, ich habe in der halben Stunde Stille auch meditiert und keinen Schindluder getrieben!
Abends dann noch die Klettersachen für morgen gepackt und auf gutes Wetter gehofft.
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