Alle Wettervorhersagen waren sich einig, dass es heute spätestens ab Mittag regnen würde. Weil heute die Gärten zum Besuchen dran waren, stellten die N. und ich uns also einen Wecker, um früh aus dem Bett zu kommen und die trockenen Vormittagsstunden zu nutzen. Zum dritten Mal erlebten wir heute "unseren" Platz vor der Kirche Santa Croce in einer ganz neuen Stimmung: nämlich wie er ist, bevor die Tourist:innen einfallen. lm morgendlichen Zwielicht, mit Putzfahrzeugen und Arbeiter:innen wirkt er plötzlich wie ein echter Platz, nicht mehr nur wie eine malerische Kulisse.
Auf dem Weg zu den Giardini Boboli begegneten wir einigen Läufer:innen auf der Arno-Promenade. Ich wurde ein wenig neidisch. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich den Boboli auch gerne mit Laufschuhen kennengelernt. Aber für mein Herz-Kreislauf-System wäre das angesichts meiner leichten Erkältung wahrscheinlich eh keine gute Idee gewesen. Zu zweit durchwanderten wir also in gemächlicherem Tempo den erstaunlich wilden Garten mit herrlichen Ausblicken auf Florenz. Leider auch mit weniger herrlichem Ausblick auf einen sehr weißen, oberkörperfreien Touristen mitten im Rosengarten. Was ist mit den Leuten?
Weiter ging es zu den Giardini Bardini (fränkischer Verhörer: ich hatte mir zuhause "Pardini-Garten anschauen" notiert), wo es eine sehr einladende Terrasse mit Café gibt. Wir sichteten auch schon jetzt um 11 Uhr einige Aperol Spritz, aber die N. und ich blieben bei einem Cappuccino. Ich habe außerdem fleißig Wasser getrunken und für meine Kehle regelmäßig Honig gelutscht. Auf die Idee kamen wir gestern Abend noch, denn Honig hilft ja oft bei Halsschmerzen. Das einzige, was ich spät am Abend noch auftreiben konnte, war ein unglaubliches Honig-Quetschi. Wie diese Frucht-Quetschies für Kleinkinder, die in der Nachhaltigkeitsszene als das personalisierte Böse gelten. Im Grunde widerspricht dieses Produkt allen meinen Prinzipien: eine winzige Menge Honig in extrem viel Verpackung, und das auch noch horrend teuer. Im Urlaub ist das verpackungsarme Leben regelmäßig am schwierigsten. Das Quetschie war aber in diesem Fall auch wirklich praktisch. Und heute geht es mir tatsächlich endlich besser.
Die N. und ich tauschten uns ausführlich über unsere Vorlieben, Quellen und Erfahrungen zu Orangen- Neroli- und Rosenduft aus und versuchten, in ein Parfummuseum zu gelangen. Dort ist es aber so exklusiv, dass wir mehr oder weniger wieder hinauskomplimentiert wurden. Besuch nur mit telefonischer Voranmeldung und mit Führung... und wahrscheinlich ist der Erwerb eines hochpreisigen Parfums während der Führung sehr erwünscht.
Es war jetzt mittlerweile schon fast 1 Uhr und regnete immer noch nicht. Deswegen wurde der Beschluss gefasst, auch noch den Giardino delle Rose anzuschließen. Der war tatsächlich nach den beiden vorherigen wunderschönen Gärten eher unterwältigend. Geruchstechnisch kam ich Rosenliebhaberin aber sehr auf meine Kosten, und das Fotoposing der anderen Besucherinnen war hier besonders unterhaltsam zu beobachten.
Ihr ahnt es schon: mit dem Regen wurde es den ganzen Tag nichts mehr. Ganz umsonst viel zu früh aufgestanden! Erst auf dem Heimweg, der einen Umweg über die nahe gelegene Pasticceria einschloss, kam ein richtiges Sommergewitter mit Starkregen, Donner, Hagel und gleichzeitigem Sonnenschein herunter. Als ich meinen Espresso ausgetrunken hatte, war es aber auch schon wieder vorbei und nicht einmal die N. bekam in ihren Sandalen nasse Füße. Weil jetzt ganz Florenz schon voll von (FC Barcelona?-) Fußballfans, war die sich in unserem Viertel grölend zusammenrotteten, haben wir uns möglichst schnell in das Apartment verzogen und den restlichen Abend mit der weiteren Reiseplanung, Füße hochlegen und einer Runde CrossFit verbracht.
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