Dann eine ereignislose Bahnfahrt von Florenz bis Neapel. Beim Kauf eines Tickets wird automatisch ein Sitzplatz zugewiesen, was sehr praktisch ist und viel Stress aus dem Zugfahren rausnimmt. In Neapel wurde es dann aber ein bisschen skurril: den Weg vom Fernbahnhof zum unterirdischen Regionalbahnhof habe ich noch ganz gut gefunden. Dann wurde ich wurde mit meinem Ticket zu einer Hostess geschickt, die so lange Leute um sich scharte, bis ihr die Gruppe groß genug vorkam (...oder aber sie nutzte ein anderes, nicht erkennbares Kriterium). Dann setzte sie sich, laut meinen Zielort Sorrent rufend, in Bewegung und schleuste die ganze Herde durch die offenen Ticketschalter und in eine Art S-Bahn. Mit der ging es dann noch 20 Minuten nach Ercolano, einer weiteren Ausgrabungsstätte neben Pompei, eine Kleinstadt, die auch durch einen Vulkanausbruch zerstört wurde.
In Ercolano und überhaupt in der Umgebung von Neapel fällt im Vergleich zum schönen und reichen Florenz erstmal auf, dass die Gegend deutlich ärmlicher und verfallener wirkt. Der Putz bröckelt von den Häusern, überall liegt Müll, die Züge sind mit Graffiti bedeckt. Einladend war auch Ercolano nicht, zumindest nicht der Weg vom Bahnhof zur Ausgrabungsstätte. Offensichtlich sorgt diese große lokale Sehenswürdigkeit nicht dafür, dass es dem Ort wirtschaftlich deutlich besser geht.
Dabei ist der Ort wirklich beeindruckend. Und riesengroß. Erstaunlicherweise sieht man überhaupt nichts, was an Lava erinnert. Ich bin viele Stunden durch die Straßen und die teilweise erhaltenen Häuser gestreunt. In den Häusern sind viele dekorative Wandmalereien erhalten, die man eigentlich als pompösen Kitsch bezeichnen könnte, wenn sie eben nicht altrömisch wären. Mir hat vor Ort allerdings sehr ein Museum gefehlt, dass den Ort und die Funde in einen guten Zusammenhang bringen würde und eine gute Geschichte erzählt.
Jedenfalls glaube ich, dass Ercolano ein guter Einstieg für den Besuch morgen in Pompei war. Abends bin ich dann hier in Sorrent angekommen und das war erstmal ein ziemlicher Schock. Sorrent ist ein komplett kommerzialisierter Badeort, in dem sich eine Nippesbude an die andere reiht. Und im Mehrbettzimmer bin ich mit drei jungen, feierlustigen Australierinnen... Immerhin habe ich beim Abendessen ein amerikanisches Ehepaar kennengelernt, die mir von Pompeji vorschwärmte, so dass ich Hoffnung habe hier vor Ort nicht allzu viel Zeit zu verbringen.
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