Dienstag, 16. Mai 2023

Bomerano-Amalfi-Salerno

Man sollte annehmen, das ich nach einem so anstrengenden Tag sofort eingeschlafen wäre - aber denkste. Mein Kopf hielt es für einen guten Moment, sich noch lange Gedanken über das Wetter der kommenden Tage zu machen. Als ob das etwas ändern würde!

Übrigens nicht, dass ein falscher Eindruck bleibt: Es ist toll im Urlaub. Der Regen nimmt in meinen Berichten viel Raum ein, weil er vieles verkompliziert und Zeitabläufe bestimmt. Aber ich kann mich damit ganz gut arrangieren, vor allem da es so warm ist, dass ich auch nass nicht friere, solange ich in Bewegung bin.

Und obwohl ich auch heute morgen zu Regengeplätscher aufgewacht bin, und obwohl die Wettervorhersagen genauso wie für gestern und vorgestern Dauerregen und Gewitter vorhergesagt hatten, bin ich heute trocken bis nach Amalfi gewandert. 

Erstmal habe ich heute morgen richtig lange herum getrödelt: ausgeschlafen, ein ausgiebiges Frühstück genossen, und ich hatte sogar mal wieder Muse zur meditieren. Die heutige Etappe des Wanderwegs war sehr komfortabel. Es blühen überall so viele Blumen, das ist so schön! Und natürlich gab es Treppen. Treppen scheinen hier das Mittel der Wahl für Wege jeglicher Art zu sein. In den meisten Ortschaften geht man nicht von einer Strasse zu anderen, sondern man steigt eine Treppe hinauf in die nächste Strasse. Heute bin ich erstmals an einer grossen Sportkletterwand (Orrido di Pino) vorbeigekommen und das hat sofort meine Kletterlust ordentlich getriggert. Wäre sie nicht patschnass gewesen und hätte ich meinen Kletterpartner dabei gehabt, wäre ich da sehr gern mal reingegangen!

Fazit der drei Wandertage: hätte ich nicht die Unterkünfte schon gebucht gehabt, wäre ich nie bei diesem Wetter wandern gegangen. Im Nachhinein glaube ich aber, dass ich genauso viel Schönes gesehen und erlebt habe wie bei sonnigerem Wetter. Sicherlich ging das auch mit deswegen so gut, weil es ziemlich warm war und ich jeden Abend Gelegenheit hatte, mich und alle meine Sachen ausgiebig zu trocknen. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass Wandern für mich die einzig mögliche Art gewesen ist, diesen Landstrich kennenzulernen. Alles andere wäre mir wahnsinnig auf die Nerven gegangen: zu viele Autos, zu viele Menschen, zu viel Abzocke.

Schon kurz nach Mittag kam ich in Amalfi an, obwohl ich mir absichtlich viel Zeit gelassen hatte. Amalfi ist genauso überfüllt wie Sorrent, hat aber mehr Charme. Am Hafen sah ich, dass es nach Salerno nicht nur Busse sondern auch Fähr-Überfahrten gibt. Das wäre schön gewesen! Aber leider wurden alle Fähren heute wegen das Wetters storniert. Das brachte mich in den Genuss einer weiteren Erfahrung mit dem Bussystem an der Amalfiküste. Die Busse sind ausnahmslos völlig überlastet, es fährt nur ein Bus jede Stunde und in die kommen meistens nicht alle Passagiere hinein, die mitfahren wollen. An den weiteren Haltestellen nach der Abfahrts-Haltestelle hält der Bus einfach nicht mehr, wenn niemand aussteigt. Gut, dass ich viel Leerlauf hatte und nicht mit einem bestimmten Bus gerechnet hatte, denn ich kam erst in den zweiten hinein (wie gesagt, er fährt nur jede Stunde....) und der fuhr dann nicht mal bis zu meiner Endhaltestelle Salerno, sondern endete irgendwo zwischen Amalfi und Salerno. Und da saß ich dann an der Bushaltestelle und musste auch hier wieder einen vollen Bus vorbeifahren lassen. In den zweiten bin ich dann mit Hauen und Stechen hineingekommen. Ha, da habe ich noch genügend Öffis-in-Madrid-Fertigkeiten in mir!  Sagen wir mal so: in Nepal hätten da locker noch mal 20 Leute reingepasst. In Madrid wohl auch noch 5. Jedenfalls war ich echt froh, als ich dann endlich nach 3,5 Stunden in Salerno war.

Salerno ist seit Tagen die erste Stadt, die so wirkt, als würden hier echte Menschen leben und nicht nur Touristen. Ich fühle mich hier wohler als in Sorrent, Positano oder Amalfi. Da mein Nachtzug erst kurz vor Mitternacht fährt, habe ich viel Leerlaufzeit gehabt zum Bummeln, Schlendern und Aufsmeergucken. Das Schöne ist: in keinem Moment hatte ich das Gefühl, dass ich meine Zeit verschwende 😀 Ist wohl ein Zeichen dafür, dass ich wirklich in der Auszeit angekommen bin.

 Ich habe einen kurzen Abstecher in das archäologische Museum gemacht und mich danach in einem veganen Restaurant eingenistet. Das war ein richtiges oldschool Öko-Restaurant! Es gab keinerlei Fleischersatzprodukte, sondern nur Gerichte mit Reis, Seitan und alles war braun. Aber geschmeckt hat es hervorragend! Und es war sehr einladend und angenehm dort, ich bin geblieben, bis es um 22:00 Uhr leider schloss. Sehr unterhaltsam war dort übrigens die Familie, deren ca.8-jähriger Sohn sehr empört reagierte, als er erfuhr dass es hier KEINE! PIZZA! gibt. Essen gehen mit Kindern ist wohl nirgends einfach.

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