Samstag | Gestern war Klettern geplant gewesen, aber wegen des Wetters hatte ich umplanen müssen; vom geplanten Rennradfahren heute sollte mich das Wetter dagegen nicht abhalten. Es fühlte sich auch noch erträglich an, als ich aufstand, obwohl die Nacht schwül und anstrengend gewesen war. Inzwischen bin ich bei der Schlaflösung "Schlafen im Tobezimmer nach Norden hinaus, mit herabgelassener Jalousie, aber offenem Fenster und Ohropax" angelangt, die funktioniert in diesen heißen Nächten am besten. Als Decke nutzte ich den Seidenschlafsack, den ich von meinem Vater für meine Weltreise geschenkt bekommen habe. Damals als Ekel- und Insekten-Barriere gegen ranzige Backpacker-Hostelbetten gedacht, nutze ich ihn jetzt in heißen Nächten als gefühlte Zudecke, die aber kaum wärmt. Denn auch wenn mir richtig heiß ist, brauche ich das Gefühl, dass eine Decke über mir liegt, sonst kann ich nicht schlafen. Psychoanalytiker*innen hätten ihre Freude daran.
Ich war mit dem V. und dem R. um zehn an einem Verkehrskreisel verabredet, von dem beide etwa gleich weit weg wohnen und der ein guter Ausgangspunkt für die Fahrt ins Land ist. Ich wohne am weitesten davon weg, von mir aus waren es etwa 11 Kilometer (oder fünf Stationen mit der Bahn) zu fahren. Da das vom Zeitaufwand etwa aufs Selbe hinauskommt und wir eh nur eine kurze gemeinsame Runde vereinbart hatten, fuhr ich von zu Hause aus mit dem Rad los. Dafür probierte ich zum ersten Mal die Navigationsfunktion der Uhr aus (passende Voraussetzungen: Ich kannte die Strecke einigermaßen und hatte keinen Zeit- oder Leistungsdruck). Die Anzeige auf der Uhr ist gut, aber leider bekomme ich es nicht hin, dass sie akustisch angibt, wenn eine Abbiegung bevorsteht. Und dadurch musste ich alle paar Hundert Meter auf mein Handgelenk schauen, was beim Radfahren durchaus störte.
Ich war sehr skeptisch gewesen, dass meine beiden Mitfahrer es schaffen würden, bei den vorher vereinbarten 60 Kilometern zu bleiben, aber: Doch, sie schafften es; fast auf den Kilometer genau sogar kamen wir nach einer angenehmen Ausfahrt wieder am Ausgangspunkt an. Wir fuhren die ganze Zeit in meiner unteren Komfort-Zone; es war über den Vormittag so heiß geworden, dass es besser war, sich nicht übermäßig anzustrengen. Aber der Fahrtwind kühlte erstaunlich gut, insgesamt ließ sich die Temperatur besser aushalten, als ich gedacht hätte. Und es waren 31 Grad am Schluss! Wir unterhielten uns während der Fahrt gut, fuhren sehr stimmig miteinander. Der V., der mit dem Prinzen und mir im August nach Bozen fahren wird, hat sich vorgenommen, bis dahin 200 Wochenkilometer zu trainieren. Das wäre für mich auch toll, bekomme ich aber zeitlich auf keinen Fall hin - immerhin ist der V. schon in Rente und hat 25 Stunden pro Woche mehr Freizeit als ich. Aber 100 strebe ich an, mit den heutigen 86 habe ich schon einen guten Anfang gesetzt. Wenn ich die Woche von Sonntag bis Samstag rechne, dann habe ich sogar schon knapp 250 Kilometer beieinander.
Sehr zufrieden und durchgebraten von der Sonne kam ich wieder zu Hause an, und da schlug die Erschöpfung dann zu. Nach einer wunderbar kalten Dusche legte ich mich vor dem Fernseher beim Tour de France-Auftakt flach und döste vor mich hin.
Am Nachmittag machten der Prinz und ich uns auf zur Geburtstagsfeier vom G. Dort trafen wir auf eine große Klettergruppe; es machte Spaß, die mal alle außerhalb des gewohnten Kontextes zu treffen. Manche kannte ich nämlich bisher nur von der Wand. Es war brütend heiß, leider konnte ich niemanden dazu animieren, mit mir unter den Wasserstrahl des Gartenschlauchs zu springen. Später wurde die Fußball-EM übertragen und mehr als dem Spielverlauf folgte ich dem Farbenspiel der Diskokugel in den Rosenranken. Der G. trat in eine Nacktschnecke, was bestimmt Glück bringt, wir ließen uns von Mücken zerstechen, es war eine entspannte, schöne Party, auch wenn ich mich nicht ganz auf der Höhe meiner Sozialkompetenz fühlte.
Sonntag | Das mit Warnung angekündigte Gewitter war wieder nicht heruntergekommen, die Nacht war schwül und nur mäßig erholsam. Obwohl Sonntag war, setzte ich mich an den Home-Office-Schreibtisch. Letzte Woche war ich in Unterstunden geraten, am Freitag hatte ich andere Pläne, Freizeit nämlich, und deswegen wollte ich die fehlenden vier Stunden heute reinarbeiten. Das gelang mir auch fast; das Arbeiten am Sonntag war ungestört und konzentriert. Die anschließende Steuererklärung verschob ich aber nochmal - das Wetter hielt sich nämlich tagsüber auch nicht an die Gewitterwarnung, sondern war bedeckt, windig und einigermaßen kühl: Kletterwetter. Und so verabredete sich der Prinz spontan mit dem anderen J. zum Klettern und wir trafen uns am Röthelfels.
Der stellte sich als eine schlechte Wahl heraus, denn dort war es drückend warm, so ganz anders, als wir erhofft hatten. Der andere J. hatte die gute Idee, an die Schloßbergwände zu wechseln. Dahin mussten wir immerhin nicht so weit laufen. Leider waren alle Griffe an der Wand total nass, trotzdem konnte ich erahnen, wie gut die dortige Prestige-8, die "Dezentraler Energiepfad" bei guten Bedingungen sein muss. Wir vergnügten uns alle drei drin, gleichzeitig glichen wir Eindrücke der gestrigen Feier ab, in denen wir weitgehend übereinstimmten.
Ich tat mich schwer in einer Route, in die ich "auf Sicht" einstieg; ziemlich sicher blieb ich dank der schlechten Bedingungen unter meinen Möglichkeiten: Sobald ich zwei Züge tat, war ich schweißgebadet und mein Körper fühlte sich wie schlaffer Gummi an.
Der andere J. behielt das Wetter im Blick und warnte uns rechtzeitig, bevor eine große Regenfront losbrach. Wir packten zusammen und kamen gerade noch so trocken an den Autos an. Ab dann hätte ich nicht mehr am Fels sein wollen und vor allem nicht den Rückweg durch den Wald machen wollen, und freute mich: Das Timing genau richtig gemacht.
Abends gab es Spaghetti mit Pesto, die mir so richtig gut schmeckten, und daneben die letzten zwei Stunden der heutigen Tour-Etappe.
Interessantes Projekt:
Schloßbergwände, Sektor Dezentraler Energiepfad, Dezentraler Energiepfad (8-)
Abgehakt:
Schlossbergwände, Sektor Gruppo Sportivo, Fight Graffiti (7-)
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