Was trotzdem schön war: Während der Nacht hatte es gewaltig geregnet, das ist im kuscheligen Van Norbert eh immer gemütlich, beim Aufwachen schien dann die Sonne. Ich habe von der J. einen Topper für die Matratze im Norbert geschenkt bekommen, den sie in der falschen Größe gekauft hat; mit dem schläft es sich noch besser (der Prinz) oder zumindest genauso gut (ich) wie zuvor.
Ein dicker Hase erschrak sichtlich, als er die Menschentiere unerwartet vor seiner Wiese sitzen sah.
Auf dem Weg zum Wüstenstein trafen wir erst ein Paar aus Gießen, wo ich vor Ewigkeiten studiert habe, und danach eine Herde Ziegen, die letztes Mal noch nicht dagewesen waren. Die waren sehr neugierig und posierten fotogen.
Ich war ziemlich sicher gewesen, dass der Wüstenstein nach der durchregneten Nacht nass sein würde, aber nein: perfekte Bedingungen, zumindest bis halb eins, als die Sonne reinkam. Ich topropte in einer schönen 8 herum, die mir der Prinz freundlicherweise hochhängte; als es uns am Hauptsektor zu heiß wurde, stieg ich links eine abenteuerliche 7- vor, um noch ein wenig Fels anzufassen. Dann fanden wir beide an der Wand nichts sinnvolles mehr zu tun, hatten aber noch viel Zeit bis zu unserem Tisch für das Abendessen. Also saßen wir in der Sonne und taten nichts. Richtige Samstagsbeschäftigung. Als ich ramdösig wurde, schob ich eine Runde Yoga ein; merkte dabei, wie sehr ich mittlerweile aus der Übung bin.
Es war immer noch zu früh für das Restaurant, aber wir fuhren trotzdem schon nach Bamberg. Hüngerchen hatten wir schließlich schon... wir ließen uns Zeit auf dem Fußweg durch die Stadt, bummelten am Fluß entlang, waren angenehm überrascht von der kunterbunten Klientel in der Innenstadt.
Zu angemessener Zeit erschienen wir im Restaurant Koru Neku, das ganz anders war, als ich erwartet hatte: Persönlich statt stylisch, ganz eigen, rundum gut. Das Menü stand unter dem Motto "Dalí" und die Gänge waren ausgefallen und liebevoll angerichtet. Während des Speisens vollzogen der Prinz und ich unsere gemeinsame und getrennte Weltreise nach, auf der wir uns kennengelernt haben. Nach 12 Jahren war das aus dem Gedächtnis teilweise gar nicht mehr so einfach, Google Fotos erwies sich als große Erinnerungshilfe. Das war jedenfalls sehr, sehr schön.
Kurz überlegten wit, ob wir im Anschluss noch eine Portion Pommes aus dem Kiosk nebenan brauchten. Verkniffen wir uns aber.
Interessantes Projekt:
Wüstenstein, Desertstorm (8)
Abgehakt:
Wüstenstein, 5000 für ein Kamel (7-)
***
Gelesen:
Almudena Grandes: Todo va a mejorar. Der letzte Roman meiner Lieblingsschriftstellerin, den sie vor ihrem Tod nicht mehr ganz beenden konnte; das letzte Kapitel ist von einem Freund und Begleiter in ihrem Sinne geschrieben.
Ich würde die Handlung als typisches Corona-Topos einstufen: Sie beginnt während der Pandemie, während der einem ehemaligen General die Idee kommt, aus Spanien eine Diktatur zu machen - aber ohne politische Agenda, sondern im Sinne einer riesigen Organisation, die besser funktioniert als es das Land mit einer Demokratie könnte. Zu diesem Zweck gründet er eine Partei, lässt sich legal ans Ziel wählen und nutzt ab dann selbst geschaffene Pandemien, um seinen Plan zu verfolgen. Eine kleine Gruppe zufällig zusammengefundener "normaler" Menschen widersetzt sich nach und nach mit kleinen Aktionen der Diktatur.
Wie gewohnt bei Grandes ist die Handlung zwar wichtig und hat eine politische Message, vornehmlich geht es aber um die Menschen und ihre Beziehungen zueinander, ihre Geheimnisse voreinander und um das Glück, nicht einsam zu sein. Ich fand die Charaktere dieses Buches die bisher schwächsten von Grandes. Das liegt auch daran, dass ich bei Sexszenen und ähnlichem immer die 70jährige Schriftstellerin im Kopf hatte, wie sie sich solche Szenen ausdenkt. Nicht hilfreich, um in die Geschichte einzutauchen! Auch die Rolle der sehr vielen Morde, die fast nebenbei passieren und bei deren Einordnung sie erstaunlich neutral bleibt (wenn die Bösen sie begehen, sind sie verwerflich; wenn aber die Guten sie begehen - was dann?) blieb mir unklar.
Insgesamt: Ich liebe es, wie Grandes schreibt; sie ist eine der Schriftstellerinnen, deren Sprachmelodie ganz besonders und nicht ins Deutsche übersetzbar ist; ich habe das Buch gern gelesen, aber sie hat viel bessere geschrieben. Ich habe mir beim Lesen vorgenommen, ihr Gesamtwerk zu lesen - viel fehlt eh nicht mehr, vielleicht noch drei oder vier Bücher.
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