Faulsein | Das frühe Aufstehen fühlt sich zur Zeit besonders früh an. Der Wecker riss mich am Dienstag aus tiefem Schlaf. Und jeeee, ich hatte Körper vom Bouldern am Tag zuvor!
Half ja nichts, ich stand auf und diskutierte etwa eine Viertelstunde mit meinem inneren Schweinehund, ob ich wirklich schon jetzt am Morgen DIE ZAHL in Elster eintragen sollte. Als ich es tat, dauerte es keine zwei Minuten; das Formular ist abgeschickt, Haken dran.
Das Blogiversum spülte mir passenderweise einen Artikel über Faulsein in die Timeline. Darin argumentiert die Autorin, dass Faulsein ein Akt der Auflehnung gegen unsere Leistungsgesellschaft ist. So ganz kann ich da nicht mitgehen, denn erfahrungsgemäß macht mich langes Faulsein nicht glücklich, sondern bringt mich eher schlecht drauf und ich werde sowohl im Kopf wie auch körperlich träge davon.
Was ich schon eher nachvollziehen kann, ist ihre These, dass Faulsein nur dann berechtigt ist, wenn es als Selbstoptimierungstool verstanden wird. Ich erlaube mir zwar faul zu sein, aber durchaus immer mit der "Entschuldigung" im Kopf, dass mich das erfahrungsgemäß langfristig leistungsfähiger macht. Aber: Ist das dann überhaupt noch richtiges Faulsein? Oder im Grunde nur noch Selbstoptimierung? Selbst meine Meditationseinheiten prüfe ich gerne darauf, ob sie von meiner Tracking-Uhr als "Nickerchen" erkannt werden. Und wenn ja, dann bin ich stolz und drücke ihnen innerlich den Stempel "die war gut" auf.
Irgendwie kommt mir bei diesem Thema auch "Perfektionismus" in den Sinn, der in meiner Arbeit oft inhaltlich eine große Rolle spielt. Und bei dem ich reflexhaft denke: Nein, ich bin nicht perfektionistisch. Ich mache meine Sache doch überhaupt nicht gut genug, um den Anspruch auf Perfektion haben zu dürfen! Klingt absurd, ist absurd.
Den restlichen Tag verbrachte ich im Erwerbsarbeits-Büro, und da holte mich der Perfektionismus dann ein, versetzte mir einen Schlag unter die Gürtellinie und versuchte mir weiszumachen, dass ich wirklich alles falsch mache. Und viel schlechter als alle anderen, und ich kann das noch nicht mal artikulieren. Uff, ich war gut damit beschäftigt, mich arbeitsfähig zu halten anstatt mich selbst zu zerfleischen.
Gegenmittel am Abend: Heiliges Dienstags-Lauftraining, zu dem sogar der Prinz als special guest dazustieß. Oder, wie es meine charmanten Gurkentruppler ausdrückten, als "Mitläufer".
Mittwoch | Es ist unglaublich, wie schnell die Erwerbsarbeitswoche an Fahrt aufgenommen hat. Erst Mittwoch, und ich spürte schon kein Quentchen Urlaubserholung mehr in den Knochen. Kurz hatte ich überlegt, deswegen das vereinbarte Meditieren mit Alter-Ego-K. ausfallen zu lassen - andererseits erholt mich Meditieren meist mehr als Schlafen, also zog ich es durch, um 7:30 morgens. Heute nur meditieren, kaum Austausch, denn ich musste ins Büro und gleich nach der Meditation los. Ich habe mich nach langer Zeit mal wieder daran erinnert, dass ich in dem Retreat, aus dem ich Alter-Ego-K. kenne, gelernt habe: Zu Meditationshaltung gehören entspannt gehobene Mundwinkel. Sprich: Lächeln. Tat gut.
In der Erwerbsarbeit erwischte mich ein unerwartetes Ereignis, das eine Mischung aus Unglauben, Erleichterung und Enttäuschung auslöste. Ich weiß jetzt, wie sich ein Luftballon fühlt, der angepiekst wird und auf einmal alle Luft verliert. Auch sonst war es heute nicht so besonders motivierend im Büro.
Beim Heimfahren konnte ich schon wieder meinen gewohnten Arbeitsweg nehmen, von dem sich das Hochwasser bereits zurückgezogen hat. Ich überlegte den ganzen Weg lang, was mir nach diesem schwierigen Tag guttun könnte, und kam auf: Virgin Gin Tonics! Schon das Einkaufen des Tonic besserte meine Laune. Der Prinz begleitete mich mit den Drinks, fing meine Wut und Enttäuschung auf und schlug vor, nochmal Einkaufen zu gehen, wenn mir das doch bessere Laune gemacht hatte. Und so taten wir´s, drehten eine Runde durch den Supermarkt und fuhren zum Abholpunkt für die Gemüsekiste des T. von unten, die wir während seiner Urlaubszeit nutzen dürfen. Auf dem Weg nach Hause trafen wir die S. und den J., schwatzten ein wenig, freuten uns, uns gegenseitig zu sehen.
Dann buk der Prinz einen Mandarinenschmandkuchen und ich kochte eine Fenchelpfanne. Der Abend steuerte ein beeindruckendes Abendrot bei.
Edit 07.06.2024: Am Dienstag habe ich das Faulsein-Thema zum Anlass genommen, den Blogbeitrag nicht zu beenden, weil ich abends dafür - zu faul war. Und weil dann eh alles durcheinander war, ist mir am Mittwoch durchgerutscht, dass #WMDEDGT gewesen wäre.
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