Es ist jedes Mal wieder schön, im Van Norbert aufzuwachen und mich komplett wohl und zuhause zu fühlen. Und noch bevor wir richtig wach waren, kam schon die Nachricht von der J., dass im nun offiziell eingeweihten Hause der Kaffee bereitstehe. Kann ein Morgen besser beginnen?
Wir frühstückten ausgiebig im Kreise der Rest-Gäst:innen, die von gestern übrig geblieben waren, hauptsächlich Familie, dazu noch zwei Übernachtungs-Freundinnen. Der N. wurde erneut beglückwünscht und beschenkt und hielt tapfer durch, obwohl Mini-T. genau in dem Moment die Nacht für beendet erklärt hatte, als seine Eltern ins Bett gehen wollten.
Ich hatte überraschend eine tiefgründige Unterhaltung über Beziehungen, die wir zu anderen Menschen eingehen, über Geben und Nehmen und die Verantwortung, die diese Beziehungen auch mit sich bringen. Fazit für mich: Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wir verabschiedeten uns mit der Aussicht, einen großen Teil der Familie schon bald aus schönem Anlass und im Urlaub wiederzutreffen.
Die Fahrt Richtung Bayern zog sich. Ich versuchte, möglichst viel auszuruhen und keinen Hunger zu bekommen, denn ich hatte das Rennrad mitgebracht, um von Bayreuth aus die letzten 88 Kilometer nach Hause zu fahren. So richtig bereit fühlte ich mich nicht, als ich um kurz vor 17:00 Uhr aufs Rad stieg, aber nach einer Stunde kam ich ganz gut rein ins Fahren. Mit viel Durst: Die erste Stunde war es so warm, dass ich befürchtete, nicht mit den zwei Flaschen Wasser hinzukommen, die ich dabei hatte. Die restlichen drei Stunden zog der Himmel aber zu und es wurde sehr angenehm frisch.
Ich hatte zu wenig Arbeit in die Planung dieser unbekannten Strecke gesteckt und mich zu sehr auf die Schwarmintelligenz in komoot verlassen - die ersten 30 Kilometer hatte ich nach Augenmaß den sehr gut mit Rennrad fahrbaren Pegnitztalradweg genommen, der mich von der viel befahrenen B2 fernhielt. Als der aber in Pegnitz abzweigte, machte ich einen Prüfstopp und musste entdecken, dass komoot mich die komplette Strecke auf B2 nach Hause geführt hätte. Kein Spaß, auf einer Bundesstraße mit 100 km/h-Begrenzung mit dem Rennrad zu fahren! Beherzt warf ich alle Pläne um und folgte von dort aus der Ausschilderung durch die Fränkische Schweiz, wo ich mich dank des Kletterns gut genug auskannte, um mir sicher zu sein, dass ich irgendwie nach Hause finden würde.
Wäre es hart auf hart gekommen, hatte ich zusätzlich zum Handy noch ein weiteres Backup: Ich probierte zum ersten Mal die Live-Tracking-Funktion meiner Uhr aus. Da konnte ich für die Dauer einer Sporteinheit den Prinzen freischalten, sodass er meinen Standort live verfolgen konnte. Was ich erst hinterher erfuhr: nicht nur den Standort, sondern auch alle anderen Daten, die ich trackte. Mal wieder was für die Kategorie: Irgendwie ziemlich cool, dass das geht und auch nützlich, aber gleichzeitig irgendwie gefährlich, wenn ich es unbedacht machen würde oder der Zugriff in falsche Hände geriete.
Auf der Fahrt dachte ich noch viel über das große Fest in Berlin nach und wie schön es war, dass die beiden so viele Menschen haben, die sie zu dem Anlass gerne eingeladen haben und die den Weg auf sich genommen haben. Es gab viele Gäst:innen, die noch sehr viel weiter angereist waren als der Prinz und ich. Und gerade bei der J. finde ich es beeindruckend, dass sie immer noch Freund:innen aus sehr verschiedenen, teilweise weit zurückliegenden, Kontexten hat, denn sie hat ein Leben mit ausgesprochen vielen Ortswechseln und dadurch immer wieder Entwurzelungen hinter sich.
Als ich zu Hause ankam und die Uhr 98,6 Kilometer anzeigte, hatte ich noch genug Energie, um einmal um den Block zu fahren und die 100 voll zu machen. Der Prinz erwartete mich bereits am Hoftor (dank Live-Tracking 😊)
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