Dienstag, 18. Juni 2024

Spät dran

Heute war ich spät dran; so spät, dass ich zuhause einen zweiten Kaffee trinken musste, um in die Gänge zu kommen; dadurch war ich noch später dran und nahm die ganz schnelle Strecke ins Büro über die Autostraße. Das will schon was heißen, das mache ich nämlich nur ungern.

Ich stand so unter Strom, dass ich mir fast wünschte, der blöde Mann mit dem Köter käme mir entgegen, um auf dem gemischten Geh-/Radweg, auf dem er als einziger nie einen Schritt zur Seite tut, ganz eng und schnell an ihm vorbeizupreschen (gleichzeitig ist mir jedes Mal, wenn ich ihm auf dem Weg ins Büro begegne, bewusst, wie lächerlich es ist, sich darüber zu ärgern und wie noch lächerlicher der Wunsch, es ihm "heimzuzahlen". I know, i know.)

Aber: Soundtrack zu diesem Morgen war das Schrillen der Mauersegler, die durch den Sommerhimmel zischten und damit absolutes Sommergefühl schafften.

Mittags leerte sich das Büro, und daher fuhr auch ich mittags wieder nach Hause. Es war krass heiß auf dem Rad, uff! Ich hätte mir selbst für den kurzen Weg eine Trinkflasche gewünscht. Bin doch froh, dass sich meine Sonnencreme-Routine relativ schnell eingestellt hat und ich zumindest im Gesicht eingecremt war. 

Auf dem Weg überholte ich zwei sehr junge Mütter - respektive Frauen mit Kindern, die sehr viel jünger waren als ich. Dieses Gefühl, dass Menschen in sehr jungem Alter Kinder bekommen, stellt sich immer öfter ein, je älter ich werde und ist einfach der Tatsche geschuldet, dass es immer mehr Menschen gibt, die jünger sind als ich. Tatsächlich wäre ich inzwischen eine sehr alte Mutter. Ich bin ja immer froh, dass meine selbstgewählte Kinderlosigkeit bei mir nie ein Thema des Anstoßes war, so wie ich das von anderen Freundinnen erzählt bekomme. Spätestens jetzt hat sich das aber eh erledigt, weil inzwischen niemand mehr fragt, wann ich denn Kinder bekommen möchte. 

Zuhause angekommen aß ich mit dem Prinzen und großem Appetit eine riesige Schüssel gelbes Curry. Das war zum Glück hervorragend gelungen; "zum Glück" vor allem deswegen, weil ich eine riesige Portion davon gekocht hatte und es nicht einfrieren kann, weil Kartoffeln. Heute bin ich übrigens auf ein Abo gestoßen, der mich begeistert hat, weil ich mir so etwas schon seit Jahrzehnten wünsche: Da gibt es jede Woche einen Kochplan für vier Mahlzeiten, abgestimmt auf die Jahreszeit, inklusive Einkaufsliste und einem Zubereitungs-Fahrplan (am Wochenende wird ein Teil der Mahlzeiten gepreppt, das Zubereiten unter der Woche geht dann relativ schnell). Das Ganze auch noch so aufeinander abgestimmt, dass leicht Verderbliches zuerst verbraucht wird und Reste immer mitverwertet werden. Wenn das funktionieren sollte, würde es mir das Leben sehr vereinfachen! Denn ich koche ja sehr gerne, habe aber in Stressphasen wie den letzten Wochen selten die Muße, mir Gerichte auszusuchen, den Einkauf und die Zubereitung zu planen.

Bevor der Prinz und ich uns wieder an unsere jeweiligen Schreibtische setzten, verdunkelten wir noch die Fenster auf der Südseite. Kaum zu glauben, wie heiß die Sonne hereinknallte. Ich startete einen Versuch mit einem Vorhang aus dem Tauschregal, der meiner Meinung nach ein Thermovorhang ist; wenn der Versuch funktioniert, nähe ich daraus vielleicht eine Dauerlösung.

Ich war sehr, sehr müde den ganzen Tag über. Zum Feierabend machte ich mir noch einen Espresso (schon den dritten heute, plus ein Liter Gunpowder-Tee), und der half beim Wachwerden. Denn es war ja Dienstag und ich zum Lauftraining verabredet. Was es leichter machte: Der Prinz kam heute auch mit. 

Wir trabten also eine gute Stunde durch den Wald, der leider gar nicht so viel kühler war als der Rest der Welt, das Wasser lief uns nur so hinunter und ab Kilometer zwei hätten wir wohl alle alles für eine kühle Limo gegeben. Die gab es dann hinterher beim Oma-Haus des H., eisgekühlt aus dem Kühlschrank, selten hat ein Radler so gut geschmeckt. Gut, dass wir relativ schnell gelaufen sind, denn die Mücken waren penetrant: Sobald wir kurz stehenblieben, hatten wir ganze Scharen um uns. Auch daheim ging der Mückenkampf weiter, denn wir machten beim netten Nachbarn von unten Halt, der während der EM ein Public Viewing anbietet, und der hat sich und seine ganze Terrasse mittlerweile unter einem Rundum-Moskitonetz verschanzt. Zusätzlich reichte er so einen Tennisschläger herum, mit denen man die Mücken durch Stromschläge totmacht. Damit und komplett mit Autan eingesprüht ging's dann eigentlich.

Sollte das jetzt schon der Hochsommerbeginn sein? Der wäre aber früh dran.

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